• 18.11.2001 13:45

  • von Fabian Hust

Wurz: "Ich würde auch ohne Gage fahren"

Mit einem unüblichen Angebot versucht sich Alexander Wurz bei den Teamchefs für ein Cockpit zu bewerben

(Motorsport-Total.com) - Als sich Alexander Wurz 1998 mit Michael Schumacher in Monaco einen atemberaubenden Zweikampf lieferte und die Saison als WM-Siebter beendete, da schien Österreich schon wenige Monate nach dem Rücktritt von Gerhard Berger einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben. Doch im Laufe der Saison 2000 zeichnete sich ab, dass die Formel-1-Karriere des Waithofeners einen Knick erleiden würde. Benetton-Teamchef Flavio Briatore gab Alexander Wurz den Laufpass.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz hat das Dasein als Testfahrer langsam satt

"Man hat mir das Leben sehr schwer gemacht", erinnert sich der Österreicher in einem Interview mit der 'F1Racing'. "Darauf möchte ich hier aber nicht näher eingehen." Nur so viel: "Ich geriet zwischen zwei Stühle, weil ich einige politische Fehler gemacht habe. Sie waren wirklich nicht schlimm, aber einige Leute haben sie gegen mich benutzt. Ich hatte Jenson Button Anfang des Jahres geraten, vorsichtig zu sein, aber wie es scheint, haben sie ihn auch untergekriegt."

Der heute 27-Jährige unterschrieb daraufhin bei McLaren-Mercedes als Testfahrer, in der Hoffnung, es Olivier Panis gleichtun zu können, der bei den Silbernen ein Jahr "Auszeit" als Testfahrer nahm, um seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen, was auch prompt klappte, denn ein Jahr später holte BAR-Honda-Teamchef Craig Pollock den Franzosen an Bord, weil er bei McLaren-Mercedes mit guten Leistungen aufgewartet hatte.

Alexander Wurz hingegen erhielt für die kommende Saison kein passendes Angebot. Was Wurz besonders Bauchschmerzen bereitete: Obwohl Mika Häkkinen sich aus der Formel 1 verabschiedete und Wurz nach eigenen Aussagen kurz davor war, einen Vertrag bei McLaren-Mercedes zu unterschreiben, entschied sich Teamchef Ron Dennis stattdessen für den jungen Kimi Räikkönen.

Ron Dennis ist nicht der einzige Teamchef, der statt auf teure erfahrene Piloten lieber auf den "billigen" Nachwuchs setzt. Peter Sauber hat mit Felipe Massa erneut auf einen Youngster gesetzt und das Thema Heinz-Harald Frentzen abgehakt. Auch Jaguar-Teamchef Niki Lauda macht Andeutungen, dass er seinen Landsmann wohl nicht verpflichten möchte: "Ich bin bis 2003 an meine Piloten Irvine und de la Rosa gebunden. Wurz hat das Problem, dass er jetzt als Testfahrer abgestempelt ist und die aufkommenden Stars eine bessere Investition für die Zukunft sind", so der dreifache Weltmeister in der englischen Presse.

Spätestens 2003 möchte Alexander Wurz wieder Rennen fahren, doch momentan sieht es für den Österreicher nicht gut aus, denn es gibt eine Reihe aufkommender Stars und ein Rücktritt anderer Fahrer ist für 2003 noch nicht in Sicht. Wurz wird sich in der kommenden Saison also mehr denn je anstrengen müssen, mit guten Rundenzeiten bei Testfahrten auf sich aufmerksam zu machen. Oder aber Wurz verwandelt sich selbst in eine dieser "billigen" Alternativen?

Und das hat Wurz scheinbar auch vor: Mit einem für einen etablierten Fahrer wie Alexander Wurz ungewöhnlichen Angebot bewirbt sich Wurz schon einmal für die Saison 2003: "Ich wäre bereit, ohne Gage zu fahren. Ich verdiene mir mein Geld schon anderswo. Ich habe bisher in meiner Karriere sehr gut verdient und dabei einer Rezession in der Formel 1 vorgebaut. Ich möchte nicht wegen des Geldes fahren, sondern um des Rennfahrens willen", so Wurz gegenüber den 'Salzburger Nachrichten'.

Obwohl Jaguar-Teamchef Niki Lauda wie bereits erwähnt den McLaren-Mercedes-Versuchsfahrer als Testfahrer abgestempelt hat, hofft Alexander Wurz, dass ihn sein Landsmann vielleicht doch verpflichtet: "Jaguar würde mich sehr interessieren". Mittlerweile liebäugelt der 1 Meter 86-Mann sogar mit einem Wechsel in die amerikanische CART-Serie ? zu sehr juckt mittlerweile wieder der Gasfuß. Das Testfahren, wo Wurz meistens mit gebrauchten Reifen und mit viel Sprit an Bord unterwegs ist, bietet eben nicht den Reiz von Rennen, wo man sich auf der Strecke mit den Gegnern Zweikämpfe liefern kann.

Noch glaubt Wurz an eine Zukunft in der Formel 1 und wirbt mit seinen Fähigkeiten: "Ich habe ein großes Wissen und den Speed. Ich bin auch nächste Saison nicht alt, ich habe noch sechs, sieben Jahre Formel-1-Potenzial vor mir. Ich habe ein großes Wissen, das ich von McLaren mitbringe, habe den Speed, den ich in diesem Jahr öfters unter Beweis stellte."