• 27.01.2006 17:07

  • von Inga Stracke

Wurz: "Es ist mein Ziel, mich unabkömmlich zu machen"

Williams-Testfahrer Alexander Wurz im 'F1Total.com'-Interview über seinen neuen Job, die Neuerungen in der Saison 2006 und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Nach fünf Präsentationen im silbernen McLaren-Mercedes-Overall musste Alexander Wurz heute Vormittag in Grove für seinen neuen Arbeitgeber Williams erstmals in weiß-blaue Farben schlüpfen, doch das ist für den Österreicher kein Problem. Im Interview mit 'F1Total.com'-Reporterin Inga Stracke sprach der 31-Jährige über die bevorstehende Saison.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alex Wurz möchte mit seiner Erfahrung das Williams-Team voranbringen

Frage: "Alexander, es ist irgendwie ungewohnt: Weiß-Blau statt Silber - hast du dich daran schon ordentlich gewöhnt?"
Alexander Wurz: "Ja, ich habe mich sofort umgewöhnt. Ich war lange Zeit bei McLaren, bei den 'Silberpfeilen'. Das waren sehr schöne und sehr lehrreiche Jahre, die für mich sehr wichtig waren, denn ich habe mich in diesen Jahren stark weiterentwickelt, konnte mich mit den besten Fahrern messen und natürlich auch viele Informationen sammeln. Das hat Williams sehr interessiert. Innerhalb von kurzer Zeit haben wir uns geeinigt, zusammenzuarbeiten. Jetzt bin ich hier - und wir sind schon mit voller Energie und mit Volldampf für das neue Auto am Entwickeln."#w1#

Wurz zählt sich selbst zu einer seltenen Gattung

Frage: "Es ist natürlich eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe, zumal ihr ja einen jungen Fahrer wie Nico Rosberg im Team habt, der im Entwicklungsbereich erst einmal viel lernen muss..."
Wurz: "Ja, natürlich - aber wie gesagt: Die meisten Topteams versuchen, erfahrene Testfahrer zu bekommen. Es gibt aber - eine kleine Marktlücke - nur eine Hand voll wirklich gute und erfahrene Fahrer, die auch testen können und gleichzeitig verfügbar sind."

"Frank hat mich am Saisonende angerufen und mich gefragt: 'Alex, bist du noch am Markt? '" Alexander Wurz

"Frank hat mich am Saisonende angerufen und mich gefragt: 'Alex, bist du noch am Markt? Ich habe gedacht, du stehst schon wo unter Vertrag.' Zu dem Zeitpunkt war ich auf dem Markt - und dann haben wir uns innerhalb von 48 Stunden geeinigt. Es ist also sehr schnell gegangen. Es war von der ersten Minute an ein zielstrebiges Arbeiten. Der Rennspirit in der Williams-Fabrik ist irrsinnig hoch. Schon nach fünf Testtagen, die ich bis jetzt hatte, konnte ich jeden Tag eine kleine Änderung vorschlagen, und es hat auch alles gut funktioniert. Der Start war eigentlich sehr gut - von beiden Seiten."

Frage: "Auf dich wartet eine große Herausforderung, zumal ja auch mit dem Motor im Team einiges neu ist, nicht wahr?"
Wurz: "Ja, nicht nur der Motor. Das Reglement schreibt jetzt vor, dass man einen V8-Motor haben muss mit 2,4 statt mit drei Liter Volumen. Da gibt es schon einmal einen großen Unterschied von der Leistung her, aber auch vom Hersteller. Die Reifen sind neu - auch da gibt es einen großen Unterschied. Das sind zwei wichtige Dinge, die die Formel 1 ausmachen! Die Aerodynamik muss man dementsprechend auch noch ändern, also ist es eigentlich ein komplett neues Paket. Da ist die Erfahrung, die ich mitbringen kann, und auch die Freude, mit den Ingenieuren stundenlang an einem Tisch zu sitzen, weiterzuentwickeln und die Details auszutüfteln, sicher hilfreich. Es ist mein Ziel, mich hier unabkömmlich zu machen, um vielleicht auch in Zukunft eine gute Arbeit zu haben..."

2006 19 Einsätze als Freitagstestfahrer für Williams

"Ich werde bei allen 19 Rennen am Freitag fahren, außer es passiert irgendetwas, was wir nicht hoffen..." Alexander Wurz

Frage: "Die neue Saison wird mit Sicherheit spannend. Es gibt auch ein neues Qualifying - und es liegen wieder 19 anstrengende Rennen vor uns..."
Wurz: "19 Rennen - das taugt mir! Ich werde bei allen 19 Rennen am Freitag fahren, außer es passiert irgendetwas, was wir nicht hoffen. Das ist sehr interessant für mich und war auch ein Entscheidungsgrund, zu Williams zu kommen. Die Saison ist aber lange, und wir testen auch schon den ganzen Winter durch - es ist also jetzt schon ein Full-Time-Job."

Frage: "Was erwartest du von der Konkurrenz?"
Wurz: "Es wird im Augenblick mit ziemlich scharfen Wassern gekocht, nicht wahr? Die Suppe ist im Augenblick sehr salzig, denn es geben alle Vollgas! Teilweise sind die Autos sehr schnell, aber die Standfestigkeit ist bei dem einen oder anderen Team sicher noch ein Thema. Es gibt wirklich viele Änderungen, und ich tue mir schwer, eine Saisonvorschau zu machen. Das ist fast unmöglich, weil ich glaube, dass das ganze Kräfteverhältnis ein bisschen durcheinander gewürfelt wird. Am besten ist, die Formel 1 zu verfolgen und immer live dabei zu sein!"