• 24.05.2006 17:21

Wurz: "Bin Staubsauger für die Rennfahrer"

Williams-Testfahrer Alexander Wurz über die sich rasch verändernde Strecke in Monaco, den freien Freitag und seine Kollision mit Schumacher vor acht Jahren

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Alexander, in Monaco bist du schon am Donnerstag im Einsatz. Ändert sich dadurch etwas für dich?"
Alexander Wurz: "Wir testen hier traditionell am Donnerstag, das stimmt. Das ändert nichts, außer dass wir am Freitag viele Promotionaufgaben haben. Es ist natürlich schwierig hier, weil die Strecke zu Beginn extrem rutschig ist. Da braucht es sehr lange, bis die Strecke Grip bekommt. In Wirklichkeit sind wir eigentlich die gut bezahlten Staubsauger für die Rennfahrer..."

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz würde gerade in Monaco am liebsten auch das Rennen fahren

Frage: "Was machen die Fahrer am freien Freitag?"
Wurz: "Viel arbeiten - Promotion, Medien. So wie früher, dass man Tennis spielen oder Jetski fahren kann, das spielt es heute nicht mehr."#w1#

Keine Zeit für Hobbys am freien Freitag

Frage: "Kitesurfen?"
Wurz: "Ja. Am Freitag ist Südwind, aber ich muss leider arbeiten und kann daher nicht Kitesurfen gehen."

"Die Zeiten werden von den ersten 20 Minuten im Training bis zum Zeittraining um fast sieben, acht, neun Sekunden schneller." Alexander Wurz

Frage: "Ist das Setup hier schwieriger zu finden als sonst?"
Wurz: "Ja - speziell weil sich die Strecke so stark verändert. Die Zeiten werden von den ersten 20 Minuten im Training bis zum Zeittraining um fast sieben, acht, neun Sekunden schneller. Wenn du am Donnerstag auf einer rutschigen Strecke herumgondelst und am Sonntag anderthalb Zentimeter Gummiabrieb liegen hast, wo du alleine durch den Grip um zehn Sekunden schneller fahren kannst, ändert sich sehr viel am Fahrzeug - nicht nur Getriebeübersetzungen, Aerodynamik, sondern das ganze mechanische und elektronische Setup."

Frage: "Ist der Donnerstagsfahrer hier besonders traurig, wenn er am Donnerstagabend aussteigen muss, oder freut er sich, dass es vorbei ist, schließlich ist Monaco ziemlich gefährlich?"
Wurz: "Die Gefahr ist mir egal, aber es ist ein ziemlicher Nervenkitzel hier, eine wahnsinnige Challenge. Natürlich bin ich traurig, wenn ich aussteigen muss, denn in Barcelona war ich nur ein bisschen langsamer als Alonso. Jetzt schauen wir, dass ich diesen Donnerstag schneller bin. Was soll man machen? Ich bin halt Testfahrer und muss mich da durchbeißen. Speziell in Monaco würde ich aber natürlich auch sehr gerne das Rennen fahren."

Frage: "Wir erinnern uns noch gut an 1998, als du sogar dem großen Michael Schumacher einige Kurven lang Paroli geboten hast..."
Wurz: "Das war ja schon im Jahre Schnee! Was soll's? Er hat mich rausgerumpelt, ich dachte, dass ich mir das nicht gefallen lasse - und habe ihn zurücküberholt. Das Problem war, dass er mir bei dieser Karambolage meine Radaufhängung kaputt gemacht hat. Somit waren die Träume vom Podium in Luft aufgelöst."

Polizei ist gegen Raser am Wochenende machtlos...

Frage: "Monaco ist ja dein Heim-Grand-Prix. Wie ist es, mit dem Formel-1-Auto auf den Straßen zu fahren, wo du normalerweise deine Semmeln abholst?"
Wurz: "Super, denn jetzt kann mich die Polizei nicht strafen, wenn ich zu schnell fahre! Wenn man hier wohnt, ist es ein bisschen eine Hektik, denn die Strecke wird ja schon einen Monat - fast zwei - vorher aufgebaut. Man kriegt keine Parkplätze mehr, die Leute sind gestresst, die Preise steigen in den Lokalen - lustig ist das nicht..."

"Auf jeden Fall ist es nicht lustig, diese stressvolle Zeit mitzuerleben, wenn man hier wohnt." Alexander Wurz

Frage: "Um wie viel steigen die Preise?"
Wurz: "Viel zu viel! Auf jeden Fall ist es nicht lustig, diese stressvolle Zeit mitzuerleben, wenn man hier wohnt."

Frage: "Guckt man beim Fahren auf den Straßen hier auch manchmal, wie man diese und jene Kurve dann mit dem Formel 1 fahren wird?"
Wurz: "Ja. Manche Teile sind ja nicht offen während des normalen Jahres, aber sonst schaut man schon ein bisschen. Sie machen ja auch sehr viele Arbeiten mit den Kerbs oder mit neu asphaltierten Stellen. Darauf achtet man schon, aber im Prinzip stehst du hier rund um die Strecke meistens im Stau und kannst dir eh nicht viel anschauen."

Frage: "Die Frage, ob Monaco noch sicher und zeitgemäß ist, wird immer wieder gestellt. Wie stehst du dazu?"
Wurz: "Ja, es ist absolut zeitgemäß! Wir müssen mehr in die Städte gehen, mehr Show machen. Mir taugt es hier! Das Restrisiko ist vielleicht höher, vielleicht aber sogar eher geringer, weil die Geschwindigkeiten im Vergleich zu den schnellen Strecken niedriger sind. Im Grunde fahren wir ja freiwillig hier - und ich mache es unglaublich gerne und stehe total drauf!"