Was steckt hinter Cosworths Rundengeiz?

Kein anderes Team muss am Freitag so sehr auf den Motor achten wie Williams, weil es mit den Pleuel des Cosworth-V8-Motors Probleme gibt

(Motorsport-Total.com) - Dass seit der Einführung der langlebigen Motoren in den Freien Trainings mit den gefahrenen Runden gegeizt wird, ist nicht neu, doch das Williams-Team praktizierte diesen Rundengeiz in den ersten vier Rennen der Saison besonders hartnäckig: Nico Rosberg und Mark Webber spulten an allen vier Freitagen zusammengerechnet bisher nur 58 Runden ab.

Titel-Bild zur News: Cosworth-V8-Motor

Die Cosworth-V8-Motoren sind zwar leistungsstark, aber nicht zuverlässig

Dies entspricht einem Durchschnitt von gut sieben Runden pro Fahrer und Freitag, was gerade aus Sicht von Nico Rosberg, der die meisten Strecken ja erst lernen muss, ein Nachteil ist. In den Auftaktsessions am frühen Freitagmorgen war in diesem Jahr abgesehen von Testfahrer Alexander Wurz noch überhaupt kein Williams-Pilot unterwegs, weil man aufgrund der limitierten Laufleistung des Motors nur noch zu jenen Zeiten rausgeht, in denen man wirklich etwas lernen kann.#w1#

Neues Reglement eine gewaltige Herausforderung

"Ich glaube nicht", relativierte Cosworths Entwicklungschef Bernard Ferguson, "dass es ungewöhnlich ist, die Laufleistung zu limitieren. Wir machen das, ja, aber wir werden immer aggressiver, je mehr Vertrauen wir in den Motor gewinnen. Es ist schließlich eine gewaltige Herausforderung, einen Motor für ein neues Format zu bauen und dann zu erwarten, dass er zwei Rennwochenenden auf konkurrenzfähige Art und Weise überstehen wird."

"Wir haben ein bisschen konservativ begonnen, wenn man 20.000 Umdrehungen pro Minute konservativ nennen kann, aber wir wollen eben noch mehr. Das wird im Laufe der Saison auch kontinuierlich passieren", so der Brite. Was man ihm zugute halten muss: Die 20.000 Touren, die Cosworth im Qualifying drehen kann - im Rennen sind es immerhin noch 19.500 - erreicht momentan noch kein anderer Motorenhersteller, also auch keines der großen Werke.

Performance hat eben ihren Preis...

Nico Rosberg

So sieht es aus, wenn ein moderner Formel-1-Motor sein Leben aushaucht Zoom

Doch diese Performance hat auch ihren Preis: Unsere Kollegen von 'auto motor und sport' berichten, dass sich in den Beschichtungsprozess ein Fehler eingeschlichen hat, der die Pleuel leicht beschädigt. Diese beginnen aus diesem Grund unter Belastung ab ungefähr 700 zurückgelegten Kilometern zu brechen, weshalb Rosberg und Webber in den Freien Trainings nicht mehr fahren dürfen. Auch bei den Testfahrten behindert dies zum Teil die Entwicklungsarbeiten.

Beim bevorstehenden Rennen am Nürburgring erwägt Williams daher, die in Imola eingesetzten Cosworth-V8-Motoren auszutauschen - trotz der drohenden Rückversetzung um zehn Startpositionen: "Am Nürburgring kann es zu dieser Jahreszeit verrückte Wetterbedingungen geben. Da wirkt sich eine schlechte Startposition vielleicht gar nicht so stark aus", zitiert 'auto motor und sport' den Technischen Direktor des Teams, Sam Michael.