Wurz: "Bin ein besserer Rennfahrer als früher"
Alexander Wurz glaubt, dass er sich als Fahrer weiterentwickelt hat - Jahre als Testpilot sind aus seiner Erinnerung einfach gestrichen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Alexander, es muss großartig sein, wieder ein vollwertiger Grand-Prix-Fahrer zu sein, nicht wahr?"
Alexander Wurz: "Ja, aber ich hoffe, dass ich heute zum letzten Mal in der letzten Reihe bin..."

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Alex Wurz saß in der Pressekonferenz der FIA in der zweiten Reihe
Frage: "Du bist groß, also sitzt du hinten..."
Wurz: "Okay, wenn das der Grund ist, dann bin ich froh, dass ich hier sein darf! Natürlich bin ich froh darüber, wieder Rennen zu fahren. Es ist schon ein paar Jahre her, aber irgendwie sind diese Jahre wie aus meinem Gehirn ausgelöscht. Ich bin hier, um zu attackieren. Mehr kann ich nicht sagen. Ich bin aufgeregt."#w1#
Frage: "Du bist seit 2000 keine volle Saison mehr gefahren, warst hier ein paar Mal Siebenter."
Wurz: "Das war aber noch mit dem alten Punktesystem, wo du als Siebenter erster Verlierer warst. Das ist aber lange her und ich habe mich weiterentwickelt. Ich hatte einige interessante Jahre mit McLaren, in denen ich viel gelernt habe. Ich war seit sechs Jahren nicht mehr im Urlaub, bin für Weltmeisterteams gefahren, habe mich in Long- und Shortruns mit Weltmeistern, Grand-Prix-Siegern und zukünftigen Talenten gemessen. Da steigt dein Level automatisch. Außerdem bin ich reifer geworden, also sollte ich alles in allem ein besserer Rennfahrer als früher sein."
Frage: "Die Testfahrten sind positiv verlaufen, mit guter Zuverlässigkeit, richtig?"
Wurz: "Um ehrlich zu sein, ich bin da - genau wie das Team - ziemlich selbstkritisch, daher ist man nie happy mit den Tests. Man hat immer wieder ein Problem. Dafür sind die Tests ja da - man geht ans Limit, passt den Fahrstil an die neuen Reifen an. Natürlich muss man das Auto kennen lernen und so weiter, aber ich denke, dass wir in guter Form sind, besser als zu dieser Zeit im Vorjahr. Wir hatten nur die ersten zwei Tests für Vergleiche, denn als die anderen nach Bahrain gegangen sind, waren wir in Europa. Das Auto war auf Anhieb auf den Longruns sehr schnell - gemessen an dem, was man von uns erwarten darf. Insofern bin ich ziemlich zufrieden, aber wirklich happy ist man nie. Am Sonntag heißt es dann: When the flag drops, the bullshit stops!"
Frage: "Wie anders war es im Winter, das Auto wieder für dich selbst zu entwickeln?"
Wurz: "Ich hatte auch als Testfahrer nie ein Problem. Ich möchte auch klarstellen, dass Testfahrer kein schlechter Job ist. Es ist wichtig für alle Teams, gute Testfahrer zu haben - und ich denke, alle, die wir heute hier sitzen, waren irgendwann einmal Testfahrer. Das zeigt, wie wichtig dieser Schritt ist. Auch wenn ich eine lange Pause hatte, gelang mir der Schritt zurück. Der schmeckt jetzt natürlich umso süsser..."
Frage: "Du fährst dieses Jahr wieder Bridgestone-Reifen, aber ganz andere als im Vorjahr, nicht wahr?"
Wurz: "Ja, das ist ganz anders. Man kann keine Ideen, Setups oder Richtungen aus der Vergangenheit mitnehmen. Es ist ein völlig anderer Reifen. Man muss bei Null beginnen, also gibt es meiner Meinung nach keinen Vorteil für eines der alten Bridgestone-Teams. Andererseits sind die Reifen ähnlich wie die Bridgestone-Reifen von 2003 und 2004, also könnten Teams wie Ferrari und Spyker - wenn sie noch Ingenieure aus der damaligen Zeit haben - einen Vorteil in Sachen Gewichtsverteilung und Einschätzung der Rennperformance haben. Dieser Vorteil ist aber schon wieder weg, denke ich. Alle beginnen in Australien unter gleichen Voraussetzungen."
Frage: "Angenommen, du hättest 100 Euro für einen WM-Tipp, auf wen würdest du dein Geld setzen?"
Wurz: "Als Österreicher würde ich das Geld einfach behalten! Ich würde dir vielleicht vorschlagen, auf Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) zu setzen - und ich bekomme dann eine Provision, wenn der Tipp aufgeht..."
Frage: "Was hältst du von der Idee, Nachtrennen auszutragen?"
Wurz: "In der DTM hat es das gegeben, die hatten großen Erfolg damit - und wenn die es hinbekommen, dann müsste es auch für uns möglich sein. Ich teile den Wunsch, mit der Formel 1 in die Städte zu gehen, mehr Straßenkurse zu fahren, mehr Action, denn das bringt mehr Action und macht mehr Spaß."
Frage: "Am Sonntag wird Michael Schumacher nicht am Start sein. Was bedeutet das für dich?"
Wurz: "Naja, für alle Schumacher-Fans - und davon gibt es viele - gibt es ein großes Loch zu stopfen. Er hat dem Sport viel gegeben, aber er hat den anderen Fahrern auch viel weggenommen, denn er war siebenmal Weltmeister und hat sehr viele Rennen gewonnen, aber ich glaube nicht, dass es einen Einbruch der TV-Zahlen geben wird - vielleicht regional in Deutschland, aber nicht weltweit. Wir haben ja so viele andere tolle Talente, zum Beispiel Fernando, der ihn in den vergangenen beiden Jahren aus eigener Kraft geschlagen hat. Das Niveau ist extrem hoch. Aus sportlicher Sicht könnte es aufregender werden, aber es gibt immer Vor- und Nachteile. Ich persönlich werde ihn nicht vermissen, aber das könnte ich auch über keinen anderen Fahrer sagen."

