• 07.07.2023 16:41

  • von Jake Boxall-Legge, Übersetzung: Stefan Ehlen

Worin sich das Film-Auto von einem echten Formel-1-Auto unterscheidet

Das Auto für den neuen Formel-1-Film sieht den Vorbildern verblüffend ähnlich, aber es bleibt eine Imitation: Welche Technik wirklich unter der Motorhaube steckt

(Motorsport-Total.com) - Viel Schwarz und etwas Gold: Das sind die Farben des Formel-1-Autos, wie es im neuen Formel-1-Film mit Brad Pitt zu sehen sein wird. Denn beim Großbritannien-Grand-Prix 2023 in Silverstone hatte dieses Fahrzeug seinen ersten öffentlichen Auftritt, pünktlich zum Beginn der Dreharbeiten an einem offiziellen Rennwochenende der Formel 1.

Titel-Bild zur News: Das Film-Auto für den neuen Formel-1-Film mit Brad Pitt

Das Film-Auto für den neuen Formel-1-Film mit Brad Pitt - ein Formel-2-Rennwagen Zoom

Aber Achtung: Was aussieht wie ein Formel-1-Auto, das ist in Wahrheit kein Formel-1-Auto. Die Macher des neuen Formel-1-Films täuschen das Publikum in diesem Punkt: Zum Einsatz kommt ein von Dallara gebautes Formel-2-Auto, das lediglich äußerlich modifiziert wurde, um den Anschein zu erwecken, es handle sich um ein vollwertiges Formel-1-Auto. Doch Letzteres ist klarerweise nicht der Fall.

Was also hat man gemacht? Formel-1-Team Mercedes hat dem Formel-2-Rennwagen modifizierte Teile verpasst und so dessen Aussehen verändert, dass es auf einen flüchtigen Blick als Formel-1-Auto durchgehen kann.

Worin sich das Film-Auto vom echten Formel-1-Auto unterscheidet

Doch so überzeugend die Umbauarbeiten auch durchgeführt wurden, eines fällt sofort auf im Vergleich zu den echten Formel-1-Autos: Das Film-Fahrzeug ist kürzer, denn Formel-1-Autos sind gut 40 Zentimeter länger als die Fahrzeuge in der Nachwuchsklasse Formel 2.

Dieses Defizit haben die Mercedes-Ingenieure teilweise wettgemacht, indem sie die Frontpartie des Film-Autos leicht verlängert haben, um Platz zu schaffen für den angewinkelten Frontflügel. In der Tat wirkt das Auto an der Front "gestreckt".


Fotostrecke: Das Auto für den neuen Formel-1-Film mit Brad Pitt

Mercedes hat aber nicht nur die Basismerkmale des seit 2022 gültigen Formel-1-Reglements umgesetzt, sondern auch Designideen aus der aktuellen Formel-1-Saison 2023 in seine Modifizierungen einfließen lassen. Zum Beispiel hat das Film-Auto nach hinten abfallende Seitenkästen erhalten, wie sie dieses Jahr im Trend liegen, außerdem die typischen Kühlschlitze seitlich in der Motorhaube.

Auch der Antrieb stammt nicht aus der Formel 1

Zudem haben die Ingenieure einige aerodynamisch relevante Bereiche hervorgehoben, etwa den Unterboden-Ansatz an der Schulter der Seitenkästen. Zwar nutzt auch die Formel 2 den sogenannten Bodeneffekt, aber in weitaus kleinerem Maßstab als die Formel 1. Deshalb wurde das Film-Auto mit deutlich größeren Luftleitblechen versehen, um eine Komplexität vorzutäuschen, die es rein technisch so nicht gibt.

Apropos: Natürlich arbeitet im Heck des Film-Autos auch kein Turbo-Hybrid-Antrieb, wie er in echten Formel-1-Autos verwendet wird. Zum Einsatz kommt ein normaler 3,4-Liter-V6-Turbomotor der Marke Mecachrome, der deutlich lauter ist im Vergleich zu den Formel-1-Triebwerken. Aber um auch hier den Anschein zu wahren, hat das Film-Auto eine angepasste Motorhaube samt kleiner Finne erhalten.


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Der Formel-1-Look wäre aber nicht komplett ohne den besonderen Heckflügel, bei dem die seitlichen Endplatten fließend in das Hauptprofil übergehen. Und hier hat Mercedes ganze Arbeit geleistet: Nicht nur der Heckflügel kommt im Formel-1-Design daher, auch ein Beam-Wing wurde installiert.

Dazu kommen die Luftleitbleche an den Vorderrädern, die kleinteiligen Rückspiegel-Halterungen und weitere Details, die auf den ersten Blick den Eindruck erwecken, es handelt sich um ein echtes Formel-1-Auto. Hier haben die Mercedes-Ingenieure viel Liebe investiert. Das zeigt sich besonders an einem Fake-Sensor an der Frontflügel-Endplatte oder an einer Haltestrebe für den Unterboden, wie sie ein Formel-2-Auto gar nicht bräuchte.

Das Film-Auto ist kürzer als die echten Formel-1-Autos

Trotz dieser ganzen Umbauten aber bleibt es dabei: Das Film-Auto fällt im Vergleich zu kurz aus. Mehr noch: Ein Formel-2-Auto ist auch zehn Zentimeter schmaler als ein aktuelles Formel-1-Auto. Seite an Seite mit einem echten Formel-1-Auto macht das Film-Auto also keine sehr gute Figur.

Den Designern von Mercedes waren an diesem Punkt die Hände gebunden: Strukturelle Elemente des Chassis konnten nicht verändert werden. Das bedeutet auch, dass das Film-Auto nicht mit echten Formel-1-Reifen von Pirelli fahren kann, sondern mit der Formel-2-Version der Pneus und daher mit 5,5 Zentimeter schmaleren Hinterreifen.

Das ist der Kompromiss, den die Macher des neuen Formel-1-Films mit ihrem Formel-1-"Dummy" eingehen mussten. Dennoch steht das Auto gut da. Es sieht aus wie ein Formel-1-Fahrzeug. So ist es auch gedacht.

Bleibt die Frage, wie es wirkt, wenn es in der Startaufstellung in Silverstone neben den echten Formel-1-Autos steht. Und vor allem: Wie es später im fertigen Film rüberkommt.

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