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  • 13.03.2014 07:29

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Wolff bremst Erwartungen: Nicht alles rosig bei Silber?

Mercedes geht nach den erfolgreichen Testfahrten als Favorit in die neue Saison: Motorsportchef Toto Wolff tritt vor dem Start auf die Euphoriebremse

(Motorsport-Total.com) - Für Silber könnten am bevorstehenden Wochenende goldene Zeiten anbrechen. Nach den erfolgreichen Wintertests in Jerez und Bahrain geht das Mercedes-Werksteam als Favorit in das neue Formel-1-Jahr. Die Probefahrten hatten gezeigt, dass die Mannschaft um Nico Rosberg und Lewis Hamilton nicht nur zuverlässig fahren kann, sondern auch vergleichsweise sehr schnell ist. Viele haben Rosberg und Hamilton ganz oben auf der Liste der möglichen Melbourne-Sieger 2014.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Traut dem Braten noch nicht ganz: Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff Zoom

"Wir sind ein klein wenig stolz, aber auf der anderen Seite kann man sich dafür nichts kaufen. Die besten Testergebnisse bringen nichts, wenn wir es nicht schaffen, es am Sonntag in ein gutes Ergebnis umzusetzen", mahnt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Nach den erfolgreichen Probefahrten mit dem neuen W05 folge nun "der ultimative Check unter Realbedingungen", sagt der Österreicher, dessen Mannschaft zuversichtlich auf den Saisonstart blicken darf.

"Wir sind nicht angespannt, sondern freuen uns eher, dass wir nun unsere Autos mal unter Rennbedingungen einsetzen dürfen. Wir wollen raus auf die Strecke und schauen, wo wir wirklich stehen", meint Wolff. Vorfreude ja, Euphorie nein - so die Vorgabe des Mercedes-Rennleiters. "Es wäre dumm, nun alles durch die rosa-rote Brille zu sehen und zu behaupten, dass es unser großes Jahr wird und wir alle anderen in Grund und Boden fahren. Das wäre nicht die richtige Einstellung."

"Man darf zuversichtlich sein, aber man muss vorsichtig optimistisch sein. Testen ist eine Sache, Rennen fahren eine andere. Wir sind noch nicht einen einzigen Rennkilometer gefahren, erst am Sonntag sind wir ein wenig schlauer", erklärt Wolff. Für Mercedes gelte - ebenso wie für alle anderen Teams -, dass es vor dem Start ins erste Rennen des Jahres noch viele Fragezeichen gebe. "Auch wir werden das ein oder andere 'Aha-Erlebnis' haben", ist sich Wolff sicher.

Williams tatsächlich der härteste Gegner?

"In den Tests hatten wir fünf oder sechs Rennsimulationen, wovon wir zwei beendet haben. Es ist schön, wenn man bei den Testfahrten vorne dabei ist, aber das bedeutet noch lange nicht, dass wir auch am Sonntag vorne sein werden", will der Mercedes-Motorsportchef die Favoritenrolle nicht ganz bedingungslos annehmen. "Wir bremsen unseren Optimismus ganz bewusst etwas und schauen uns erst einmal an, was in Australien und Malaysia herauskommt."

"Man konnte in diesem Jahr nicht so viel mit dem Gewicht herumspielen, weil alle es darauf anlegen, dem Mindestgewicht möglichst nahe zu kommen. Keiner hat bewusst getäuscht oder getarnt", sagt Wolff. Dies bedeute, dass die Tests in Jerez und Bahrain ein realistischeres Bild als in den Vorjahren erzeugt haben. "Nach den Tests muss man sagen, dass wohl Williams unser härtester Gegner sein wird. Aber auch Force India hat gute Runden gezeigt, McLaren ebenso und auch Ferrari. Wahrscheinlich sind das die Kandidaten, aber wir müssen es abwarten."

Die Renault-Partnerteams hat bisher kaum jemand auf der Rechnung. Zu enttäuschend waren die Testdarbietungen von Red Bull, Lotus und Co. "Die hatten in Jerez einen schwierigen Start und es sah wirklich nicht gut aus. Manche Renault-Teams haben am Ende in Bahrain aber viele Runden fahren können", so Wolff. "Kein Zweifel: Auch in den vergangenen zwei Wochen werden sie hart an Verbesserungen gearbeitet haben. Die werden zurückschlagen. Bisher haben wir jedoch einen gewissen Vorteil, weil wir und unsere Kundenteams reichlich Kilometer abgespult haben."


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Australien

Die gute Standfestigkeit der Mercedes-Antriebe ist aus Sicht von Wolff kein Zufall, sondern Ergebnis einer konsequenten Herangehensweise. "Wir sind schon im vergangenen Jahr einige Kompromisse eingegangen", sagt er. "Ein Beispiel: Im Sommer 2013 standen wir vor der Wahl, ob wir die Elektronik des V8 noch weiterentwickeln wollen, haben uns aber entschieden, dass wir 2014 bevorzugen werden. Es war bis hierher ein Entwicklungsrennen und es bleibt weiterhin ein Entwicklungsrennen."