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  • 01.10.2010 16:15

  • von Christian Nimmervoll & Roman Wittemeier

WM-Kampf: Entscheidung im Handgepäck?

Wie Red Bulls Rezeptionistin zum entscheidenden Faktor im WM-Kampf werden könnte und wie lange Jonathan Neale auf den neuen McLaren-Frontflügel warten musste

(Motorsport-Total.com) - Vier Rennen vor Schluss haben noch fünf Fahrer eine absolut realistische Chance, dieses Jahr Formel-1-Weltmeister zu werden. Selbst Jenson Button hat als Gesamtfünfter nur 25 Punkte oder genau einen einzigen Sieg Rückstand auf Spitzenreiter Mark Webber. Dieses enge Szenario führt zu einer besonders wettbewerbsintensiven Situation.

Titel-Bild zur News: Rezeption der Red-Bull-Fabrik in Milton Keynes

Sogar Red Bulls Rezeptionistin greift 2010 in den WM-Kampf ein...

Erschwert wird die laufende und wichtige Weiterentwicklung der drei potenziellen WM-Autos durch die Tatsache, dass die Formel 1 2010 nur noch in Übersee (Japan, Südkorea, Brasilien und Abu Dhabi) fährt. Die Fracht für diese Rennen wurde aus Kostengründen teilweise schon Wochen im Voraus per Schiff auf die Reise geschickt, sodass brandneue Entwicklungskomponenten manchmal auf unkonventionelle Weise zum Rennplatz gebracht werden müssen.#w1#

Stundenlanges Warten auf McLaren-Flügel

So geschehen zum Beispiel bei Red Bull und McLaren in Singapur, als die Technikchefs Adrian Newey und Jonathan Neale erst am Freitagmorgen mit neuen Teilen im Gepäck am Flughafen ankamen. Es ist nicht unüblich, diese im Handgepäck zu transportieren, um sie nicht aus den Augen zu verlieren, doch wenn es sich dabei um besonders sperrige oder schwere Pakete handelt, ist dies natürlich nicht möglich.

"Ich hatte eine Reihe an Last-Minute-Teilen dabei und auch einen neuen Frontflügel", berichtet Neale vom vergangenen Rennwochenende. "Die waren wundervoll verpackt, wie das immer der Fall ist, wenn sie frisch aus der Fabrik kommen." Doch genau das sollte ihm zum Verhängnis werden: "Die Flughafen-Mitarbeiter dachten, dass es weder Gepäck war noch Flugzeugteile, wegen der guten Verpackung, also haben sie die einfach drin gelassen!"

¿pbvin|512|3136||0|1pb¿Das Flugzeug wurde zwar komplett entladen, aber die McLaren-Teile wurden wegen ihrer Verpackung nicht auf das Gepäck-Förderband gelegt. "Es hat ein paar Stunden gedauert, die Dinger zu finden", kann Neale im Nachhinein schon wieder darüber schmunzeln. Außerdem wartete er nicht alleine, sondern mit Red-Bull-Designer Newey, dem es ähnlich ging: "Ich habe dort Adrian getroffen, der auch ein paar Koffer dabei hatte..."

Red Bull ging sogar noch einen Schritt weiter als McLaren, um in letzter Minute Teile nach Singapur zu fliegen, und schickte die Rezeptionistin Thelma Spragg auf die Reise von Großbritannien nach Asien. "Am Mittwoch stellte man mir zu Mittag die Frage, was ich am Wochenende geplant hätte. Ich habe nur gefragt: 'Worum geht's?' Dann sagte man mir, dass ich nach Singapur soll", erklärt die Red-Bull-Mitarbeiterin, die sonst nie mit dem Rennteam unterwegs ist.

Rezeptionistin mitten in der WM-Entscheidung

Das Team erteilte ihr den Auftrag, Last-Minute-Entwicklungen in Red-Bull-Koffern nach Singapur zu transportieren. "Ich hatte dann 24 Stunden Zeit, bin nach Hause gefahren, habe Koffer gepackt und Reisepass geschnappt und dann ging es los. Ich wurde dann mit drei großen Gepäckstücken zum Flughafen geschickt. Auf halben Weg nach Heathrow klingelte mein Telefon und man sagte mir, dass ich am Eingang warten soll, weil ein Motorradkurier noch zwei weitere Teile bringt", so Spragg.

"Ich habe dann gewartet und musste die neuen Teile dann ins Handgepäck stopfen, weil die Koffer schon durch die Gepäckabfertigung waren. Das sah bestimmt lustig aus. Nach zwölf Stunden Flug kam ich dann in Singapur an und wollte die Teile an der Strecke abliefern. Aber man ließ mich nicht auf das Gelände", sagt sie. Das Team hatte vergessen, sie vorab mit den nötigen Zugangsberichtigungen für den Paddock auszustatten.

Jonathan Neale und Lewis Hamilton

Jonathan Neale (links) brachte den neuen Frontflügel in seinem Gepäck mit Zoom

So stieß Spragg erst am Samstagmorgen tatsächlich zum Team vor, aber das tat ihrer Freude keinen Abbruch: "Ich kann gar nicht beschreiben, wie aufregend das alles für mich war", schwärmt die Britin. "Ich bin seit dem Start von Red Bull in der Formel 1 dabei, aber war noch nie bei einem Rennen. Ich war hingerissen - es war noch besser, als ich es mir je vorgestellt hätte. Ich würde es sofort noch einmal machen. Ich würde am liebsten ab sofort alle Koffer für Red Bull transportieren!"

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