• 14.06.2010 16:43

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Wirth hällt "Zapfenstreich" für sinnvoll

Weil viele Mechaniker an den Grenzen ihrer Belastbarkeit angekommen sind, möchte Nick Wirth am Freitagabend einen "Zapfenstreich" einführen

(Motorsport-Total.com) - Durch die Begrenzung der Vor-Ort-Crews auf maximal 45 Mann pro Team ist die Belastung für die Mechaniker in der Formel 1 noch einmal größer geworden, denn die Arbeit hat nicht nachgelassen, muss nun aber mit weniger Personal erledigt werden. Das führt dazu, dass die Nachtschichten an den Rennwochenenden immer häufiger und länger werden.

Titel-Bild zur News: Nick Wirth

Nick Wirth findet, dass die Formel 1 einen "Zapfenstreich" einführen sollte

Zwar werden die Mechaniker in der Regel nicht schlecht bezahlt, doch von den astronomischen Gehältern mancher anderer Berufe in der Formel 1 sind sie weit entfernt. Insofern empfinden es viele als unzumutbar, mit dem Team um die Welt zu reisen, nahezu rund um die Uhr zu arbeiten, keine Zeit für die Familie zu haben und dann auch noch verhältnismäßig durchschnittlich zu verdienen. Daher will Nick Wirth am Freitagabend einen "Zapfenstreich" einführen.#w1#

"Ich halte das für eine großartige Idee", schwärmt der Virgin-Technikchef. "Ich kenne das aus eigener Erfahrung aus der IndyCar-Serie. Es wäre sicher schwierig, das umzusetzen, denn die Menschen finden immer eine Möglichkeit, solche Regeln zu umgehen. Aber als ich 2004 bei den IndyCars war, kamen pünktlich um 17:30 Uhr ein paar bewaffnete Männer mit einem Vorhängeschloss. Da war Ruhe in der Kiste! Es geht also, wenn man nur will."

Die immensen Belastungen sind im Motorsport die Kehrseite der Medaille. Colin Kolles kam in der schwierigsten Phase der Campos-Rettung wochenlang kaum zum Schlafen - und der gelernte Zahnarzt ist beileibe kein Einzelschicksal. Ingenieure, Mechaniker, sogar Journalisten sind daran gewöhnt, ganze Nächte durchzuarbeiten. Wenn dann auch noch die Freitagnacht flach fällt, müssen viele an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gehen.

"Alle freuen sich auf Samstagnacht", so Wirth, "nicht weil sie ausgehen und Spaß haben wollen, sondern weil das die einzige Gelegenheit ist, einmal durchzuatmen. Es wäre ganz leicht, in der Formel 1 eine Sperrstunde ab Mitternacht einzuführen, denn so würde jeder zumindest sechs Stunden Schlaf bekommen - und ich kenne einige Menschen, die mit sechs Stunden Schlaf nicht richtig funktionieren. Einige von uns haben in keiner Nacht sechs Stunden Schlaf..."