WilliamsF1 geht 2006 mit Cosworth an den Start

Das Angebot, 2006 mit Kundenmotoren von BMW zu fahren, hat WilliamsF1 ausgeschlagen - Neuauflage der alten Ehe mit Cosworth

(Motorsport-Total.com) - Als BMW bekannt gegeben hat, dass man für die Saison 2006 das Sauber-Team kaufen und in Hinwil einen eigenen Rennstall gründen würde, bedeutete dies für Frank Williams und Patrick Head das Ende ihrer sechsjährigen Partnerschaft mit dem Münchner Automobilkonzern. WilliamsF1 klopfte daraufhin bei Honda und Toyota an - und holte sich jeweils eine Abfuhr. Nun hat man aber doch noch einen Motorenpartner für 2006 gefunden: Cosworth.

Titel-Bild zur News: Keke Rosberg

Keke Rosberg fuhr schon 1982 in einem Williams FW08 mit Cosworth-Motor

"Ich glaube", hatte Head schon in der Juli-Ausgabe des Fachmagazins 'FORMEL aktuell' eine Andeutung gemacht, "dass Cosworth einen extrem guten V8-Motor bauen wird, denn sie haben viel Erfahrung mit V8-Motoren und auch eine gute Geschichte in dieser Hinsicht." Aber: "Die Schwierigkeit daran ist, dass wir nicht in einer Position sein werden, die Motoren zu kaufen. Umgekehrt ist Cosworth aber im Gegensatz zu den großen Herstellern nicht dazu in der Lage, Motoren kostenlos zu liefern."#w1#

Cosworth: V8s für WilliamsF1, V10s für Minardi

Cosworth hatte angeblich bereits darüber nachgedacht, das V8-Programm auf Eis zu legen, weil man abgesehen von Minardi noch keinen Kunden für kommende Saison hat - und nach Faenza werden ja lediglich drehzahlbegrenzte V10-Triebwerke geliefert. Um das Programm aufrechterhalten zu können, dürfte man WilliamsF1 nun im Preis etwas entgegengekommen sein, was eine Einigung wohl erst möglich gemacht hat. Die Rede ist von etwas mehr als zehn Millionen Euro für einen Jahresvertrag.

Für das zuletzt krisengeschüttelte Team aus Grove könnte sich dies als Goldgriff herausstellen, denn während die derzeit führenden Motorenhersteller keinerlei bis kaum Formel-1-Erfahrung auf dem V8-Gebiet haben, kann man in Northampton auf Datenbanken und Erkenntnisse aus vielen Jahren Grand-Prix-Sport zurückgreifen. Der legendäre Motor mit der Typenbezeichnung DFV ist bis heute das erfolgreichste und gleichzeitig längstdienende Aggregat der Formel-1-Geschichte.

Cosworths Entwicklungschef Alexander Hitzinger hatte gegenüber 'F1Total.com' bereits Ende Juni angekündigt, dass seine Truppe 2006 besonders gut aufgestellt sein könnte: "Ein V8 verhält sich schon anders als ein V10. Wir haben viel Erfahrung mit V8-Motoren, und das wirkt sich schon auch auf die Neukonstruktion aus", so der Deutsche damals. Inzwischen dreht der 2,4-Liter-V8-Cosworth auf dem Prüfstand sagenhafte 20.000 Touren bei mehr als 700 PS Leistung.

"Gute Position für ein konkurrenzfähiges V8-Design 2006"

"Man sieht ja auch, was wir in den letzten anderthalb Jahren mit dem V10 geleistet haben", erklärte Hitzinger weiter. "Ich glaube, das ist sehr beeindruckend. Wir haben einen sehr großen Leistungs- und Drehzahlzuwachs geschafft, obwohl sich die Lebensdauer durch das Reglement extrem erhöht hat. Trotzdem ist gleichzeitig auch unsere Standfestigkeit besser geworden. Diese Verbesserungen, dieses neue Know-how, das sollte uns in Kombination mit den früheren Erfahrungen im V8-Bereich in eine sehr gute Position bringen für ein konkurrenzfähiges V8-Design 2006."

Ob es allerdings zu einer längerfristigen Zusammenarbeit zwischen WilliamsF1 und Cosworth kommen wird, steht noch in den Sternen, zumal die kleine Motorenschmiede ihren Vorsprung gegenüber den großen Werken mit ihren gigantischen Ressourcen wohl früher oder später verlieren wird. Also plant man bei WilliamsF1 lediglich ein Übergangsjahr mit Kundentriebwerken - ähnlich wie 1988, als man die Honda-Motoren durch Judd-Power ersetzte und ab 1989 mit Renault neu durchstarten konnte.

Cosworth nur als Übergangslösung vor Toyota?

Laut 'Autosport-Atlas' scharrt für 2007 bereits Toyota in den Startlöchern, was eine Belieferung von WilliamsF1 betrifft. Eigentlich hätte es schon für 2006 eine Einigung geben sollen, doch die Anfrage des britischen Teams kam wohl etwas zu spät. Außerdem hat Frank Williams mit seinen Anfragen offenbar einige Herren der europäischen Motorsportabteilungen von Toyota und Honda vor die Nase gestoßen, indem er nicht erst sie kontaktierte, sondern direkt die jeweiligen Schaltzentralen in Japan.

Der erste WilliamsF1 mit Cosworth-Power soll im November auf der Strecke getestet werden: "Einige Motoren, die bisher getestet wurden, waren effektiv ein V8 in einem V10-Block", wird Simon Corbyn, der Rennverantwortliche von Cosworth, von 'Autosport-Atlas' zitiert, "aber es macht zu diesem Zeitpunkt eigentlich keinen Sinn, einen Interimsmotor laufen zu lassen. Der erste Motor, den wir im Auto testen werden, wird auch gleich der richtige V8 sein."

Die Partnerschaft zwischen WilliamsF1 und Cosworth ist übrigens nicht ganz neu, sondern lediglich eine Wiederbelebung der früheren Kooperation von 1969 bis 1983. Interessant daran: 1982 wurde ein gewisser Keke Rosberg Weltmeister mit einem von WilliamsF1 eingesetzten FW08-Chassis mit Cosworth-Power - und heute ist Rosbergs Sohn Nico Testfahrer beim Traditionsrennstall aus Grove. Ob sich die Geschichte am Ende gar wiederholen wird?