Williams: Umstrukturierung noch nicht abgeschlossen?
Frank Williams über die Kleinigkeiten, die für den Sieg in Barcelona den Ausschlag gegeben haben, und den internen Umstrukturierungsprozess in Grove
(Motorsport-Total.com) - Mit dem ersten Sieg nach einer achtjährigen Durststrecke hat Pastor Maldonado das einst beste Team der Formel 1, Williams, aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Barcelona war möglicherweise kein hundertprozentig repräsentatives Ergebnis, aber auch kein reiner Zufallstreffer - die Umstrukturierungen in Grove tragen langsam Früchte.

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Frank Williams' achtjährige Durststrecke ist in Barcelona zu Ende gegangen
Der langjährige Technische Direktor Sam Michael (jetzt Sportchef bei McLaren) musste im vergangenen Jahr ebenso gehen wie Chefaerodynamiker John Tomlinson. Neu an Bord kamen dafür Mike Coughlan als Technischer Direktor, Mark Gillan als Chefingenieur und Jason Somerville als Chefaerodynamiker. Mit Dominic Harlow wurde zudem ein erfahrener Ingenieur von Force India abgeworben. Ein Konstrukt, das offenbar miteinander harmoniert.
Alle kochen nur mit Wasser
"Haben wir die richtigen Leute? Probieren geht über Studieren", lächelt Frank Williams im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Ich glaube aber nicht, dass uns viel fehlt. Wir haben Leute mit großen Ambitionen und großem Optimismus. Wir sind stolz auf das, was wir tun. Wir bauen gute Rennautos, gepaart mit einem guten Motor. Die drei, vier Topteams kochen auch nur mit Wasser. Der Trick ist, die besten Leute zu einem Team zu formen. Man möchte keine Spezialisten verlieren."
"Die neuen Leute haben die Firma und das Team sicher vorangebracht. Wir glauben, dass wir uns mit den bestehenden Leuten weiter verbessern können, aber wir wollen auch jeden holen, der uns noch fehlt", sagt der Teamchef. "Wir versuchen gerade, uns neu zu organisieren. Wir werden mit unseren derzeitigen Leuten ein besseres Rennauto bauen, denn das ist die Aufgabe eines jeden einzelnen Mitarbeiters im Team, und dann schauen wir uns an, wo wir stehen."
Offenbar recht weit vorne, wie Barcelona gezeigt hat. Aber: "Wir scheinen die Gabe verloren zu haben, die besten Rennautos zu bauen, weil die Formel 1 heutzutage sehr umkämpft ist", zeigt sich Williams selbstkritisch und gibt zu Protokoll: "Aufgrund des Reglements gibt es eine Unzahl mathematischer Probleme, die es zu lösen gilt und die die Lösung von drei oder vier technischen Problemen mitunter verzögern können."
Erneutes Lob für Adam Parr
Er betrachtet es als seine Aufgabe, "das Geld dafür zu finden", die besten Leute zu verpflichten und den besten Motor einzukaufen. "Das hat teilweise Adam (Parr; Anm. d. Red.) erledigt. Man könnte sagen, dass er das besser gemacht hat als ich, aber das war ja auch sein Job", sagt Williams über den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden, der seinen Posten im Zuge der Verhandlungen über ein neues Concorde-Agreement räumen musste.

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Mit Pastor Maldonado kann Williams offenbar wieder Rennen gewinnen Zoom
Den Eindruck, Williams habe in den vergangenen Monaten alles auf den Kopf gestellt, widerlegt der 70-Jährige übrigens: "Es hat sich nichts Entscheidendes geändert. Es ist die gleiche Herangehensweise, die gleiche Zuverlässigkeit. Wenn wir etwas schneller waren als früher, dann nur deshalb, weil das Auto schneller ist. Das kommt mehr als alles andere durch den Windkanal und dadurch, dass die Fahrer mit speziellen Strecken besonders gut zurechtkommen."
"Es war keine große Umstrukturierung, aber ein, zwei neue Leute können einen Unterschied bewirken", hält er fest und beschreibt, was seiner Meinung nach zwischen 2004 und 2012 gefehlt hat: "Es ist ziemlich kompliziert, die richtigen Leute zusammenzubekommen - und zwar so, dass sie mit voller Kraft aus allen Zylindern feuern. Wenn dann auch noch Auto und Fahrer zusammenpassen, läuft es. Wir haben unsere Chance genutzt."

