• 16.04.2011 18:26

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Williams sucht fieberhaft nach Lösungen

Der neue Unterboden musste vor dem Qualifying wieder ausgebaut werden, sodass Williams vorerst nur die Hoffnung auf das Istanbul-Update bleibt

(Motorsport-Total.com) - Im Vergleich zu Sepang präsentierte sich das Williams-Team in Schanghai marginal verbessert, doch Rubens Barrichello (15.) und Pastor Maldonado (17.) waren dennoch weit davon entfernt, den Einzug ins Top-10-Finale zu schaffen. Allerdings wäre ohne die Unterbrechung wegen Witali Petrow möglicherweise zumindest ein bisschen mehr gegangen.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello und Williams sind derzeit noch nicht konkurrenzfähig

"Wenn alles nach Plan gelaufen wäre und jeder seine normale Zeit gesetzt hätte, wäre ich vielleicht Elfter oder Zwölfter geworden - oder mit Glück in die Top 10 gekommen", glaubt Barrichello, der heute gut eine halbe Sekunde vom Finaleinzug entfernt war. Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei Williams nach angeblich recht ermutigenden Wintertests der Wurm drinsteckt - und niemand so genau weiß, wie man ihn entfernen kann.

Umbau vor dem Qualifying

In einer ersten Reaktion auf den verpatzten Saisonauftakt testete Barrichello in allen drei Freien Trainings einen neuen auspuffangeströmten Unterboden. "Wir haben bis zur letzten Minute am Unterboden herumgespielt, um da Erkenntnisse zu verifizieren", berichtet der Brasilianer. "Das war eine gute Entscheidung, aber als Fahrer weißt du halt nicht, was dich erwartet, wenn am Auto etwas zurückgebaut wird."

Laut Michael gibt es mit der neuen Komponente "einige positive Anzeichen, aber auch Nachteile. Darum haben wir vor dem Qualifying zurückgebaut." Unter anderem kam es zu Überhitzungen, sodass nach dem Freitagstraining zusätzliche Hitzeschilder eingebaut werden mussten. Die beeinflussten jedoch die Aerodynamik negativ. Unterm Strich wäre die Rechnung für einen Renneinsatz schon in Schanghai nicht aufgegangen.


Fotos: Rubens Barrichello, Großer Preis von China


Denn selbst wenn die Temperaturprobleme verhältnismäßig einfach zu lösen sind, "gibt es noch andere Nachteile", räumt Michael ein. "Das wussten wir schon aus dem Windkanal. Daher planen wir für Barcelona einen neuen Diffusor." Zunächst soll aber eine modifizierte Version der aktuellen Variante in Istanbul erneut ausprobiert werden. Dort wird es auch einen neuen Front- und Heckflügel sowie neue Bremsbelüftungen geben.

"Unabhängig davon, was morgen passiert, müssen wir Verbesserungen erzielen, denn unser Tempo im Qualifying ist nicht gut genug", analysiert der Technische Direktor des früheren Erfolgsteams. "Unser einziger Anhaltspunkt für die Rennpace war Rubens in Melbourne - und dort war er bis zu seinem Ausfall nicht so schlecht unterwegs." Doch aufgrund von vier Ausfällen in zwei Rennen konnte man bisher kaum Erfahrungswerte sammeln.

Zielankunft, um Testkilometer zu sammeln

Daher lautet die oberste Devise für Schanghai, endlich eine Zielflagge zu sehen. "Wir hatten bisher vier verschiedene Defekte", ärgert sich Michael. In Melbourne lagen diese in den Bereichen Hydraulik und Antriebswelle, in Sepang traten an einem Auto Motoren-Fehlzündungen auf, während am anderen (infolge eines Reifenschadens) das Differenzial zu streiken begann. Sprich: Williams hat derzeit nicht nur eine Baustelle.

"Wir können vielleicht mit dem Force Indias und Toro Rossos um die letzten Punkte kämpfen." Sam Michael

Schanghai stellt einen kleinen Fortschritt dar. "Die Strecke liegt uns einfach ein bisschen besser und wir hatten keine Probleme, Temperatur in die Reifen zu bekommen", erklärt Michael und hofft, dass die Welt morgen zumindest ein bisschen freundlicher aussehen wird: "Wenn wir unsere Pace morgen entfalten können, dann können wir vielleicht mit dem Force Indias und Toro Rossos um die letzten Punkte kämpfen."

Das kann sich auch Barrichello durchaus vorstellen, denn "in Melbourne war das Renntempo nicht schlecht. Dort war es kühl. Daher hoffe ich, dass wir besser aussehen werden als in Malaysia, denn Malaysia war sehr schwierig." Allerdings sind für morgen deutlich höhere Temperaturen vorhergesagt als für heute. Das bedeutet reifenseitig: "Die Sauber kommen vielleicht mit einem Stopp durch. Wir wären mit zwei zufrieden", so der 38-Jährige.