• 16.04.2011 18:26

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Lotus: Kovalainen blickt nur nach vorn

Heikki Kovalainen kommt mit den anhaltenden Lotus-Problemen besser zurecht als Jarno Trulli - Technikchef Mike Gascoyne: "Wehe, wenn es kühl wird"

(Motorsport-Total.com) - Nur selten sieht man dieser Tage Jarno Trulli mit einem glücklichen Gesichtsausdruck. Der erfahrene Italiener kommt mit seinem Lotus seit Jahresbeginn überhaupt nicht zurecht. Vor allem das Feedback der Reifen macht ihm Probleme. Die Servolenkung übermittelt die Signale der Pirellis nicht an Trulli weiter - er steht auf verlorenem Posten.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen zeigte sich am China-Samstag durchaus zufrieden

Die Probleme schlagen sich in Rundenzeit nieder. Im Qualifying von Schanghai lag Trulli auf Platz 20 satte 0,424 Sekunden hinter seinem Teamkollegen Heikki Kovalainen zurück. "Es ist das erste Wochenende des Jahres, an dem ich alle Sessions ohne technische Probleme absolvieren konnte", jubelt der Finne, der immer wieder mit entspannter Miene durch das Fahrerlager geht.

"Eigentlich ist es gut, aber wir sind eben noch nicht schnell genug. Die Balance im Auto ist in Ordnung", fasst Kovalainen nach dem Samstag zusammen. "Ich habe es im Qualifying drauf ankommen lassen, bin nur eine schnelle Runde gefahren. Ich habe eine saubere Runde ohne Fehler geschafft. Es lief alles rund."

So sehr sich Kovalainen von seinem Teamkollegen und den Marussia-Virgin- und HRT-Piloten absetzen konnte, der Abstand nach vorn war immens. Für den Einzug in Q2 fehlten mehr als 1,5 Sekunden. "Wir sind nicht ganz sicher, warum der Abstand nun wieder so groß ist. Es kann eigentlich nur mit den Reifen zusammenhängen, denn wir haben am Auto nichts verändert", sagt der Finne.

"Wir bekommen sie nicht zum Arbeiten. Bei Hitze haben andere Teams Probleme, aber wir sind dann gut dabei. Die Schwankungen sind wirklich dramatisch", erklärt er. Diese Tendenz hatte sich schon beim Auftakt in Australien abgezeichnet. "Nach Melbourne haben wir leichte Veränderungen vorgenommen. Bis zum Samstagmorgen sah es so aus, als würde es helfen. Aber plötzlich ging es dann doch nicht mehr."

Kovalainen hat die große Hoffnung, dass sich der Lotus im Renntrimm als konkurrenzfähiger erweist. "Ich orientiere mich nur an der Gruppe vor mir, von hinten habe ich nichts zu befürchten. Vielleicht kann ich bei etwas wärmeren Temperaturen den Anschluss nach vorne halten", sagt er kampfeslustig. Diese Worte sind gleichzeitig ein Tritt vor das Schienbein von Trulli.


Fotos: Lotus, Großer Preis von China


Kovalainen geht diese Aussage leicht über die Lippen, denn er weiß, wie sehr der Italiener mit der Servolenkung hadert. "Es ist etwas besser geworden", berichtet der 29-Jährige von seinen Erfahrungen mit der Lenkung. "Das Gefühl passt noch nicht ganz, aber das wird mit dem Türkei-Update besser. Es kostet ohnehin kaum etwas bei der Rundenzeit, ist nur eine Sache des Gefühls."

"Heikki ist zufrieden, aber es gibt noch Probleme bei Jarno. Er kämpft mit der Servolenkung und hat auch noch Sorgen wegen der Reifen", sagt Technikchef Mike Gascoyne. "Er verspürt einfach nicht das gewünschte Feedback. Ob das an Servolenkung oder Reifen liegt, ist letztlich egal. Er hat eben noch Probleme."

¿pbvin|512|3598||0|1pb¿"Bei den kühlen Temperaturen haben wir generell Sorgen. Das erklärt unseren großen Abstand", meint der Brite. "Wehe, wenn es kühl wird. Dann verlieren wir auf eine schnelle Runde viel Zeit. Zum Rennen soll es aber sonniger und wärmer werden, dann wird es vielleicht besser. Auch in Melbourne sahen wir am Sonntag deutlich besser aus."

"Wir müssen diese Reifen noch besser kennenlernen", sagt Gascoyne. Der Schlüssel liegt offenbar in der generellen Weiterentwicklung des Autos. Die Rechnung: Mehr Abtrieb bringt mehr Last auf die Reifen, somit bessere Temperatur in den Pneu. "Wenn wir mehr Abtrieb haben, dann ergibt sich das von ganz allein. Man kann mehr Druck machen, die Reifen halten die Temperatur besser. Das ist eine Kettenreaktion."

"Wenn es in der Türkei heiß wird, dann werden wir dort bei dem rauhen Asphalt bei einigen Teams vier bis fünf Stopps erleben. Wir kommen dann vergleichsweise vielleicht gut durch", sieht Gascoyne auch Vorteile im Lotus-Konzept. "Dort wird es für uns ohnehin besser laufen. Trotzdem müssen wir jetzt erst einmal eine halbe Sekunde über zusätzlichen Abtrieb finden."

Erstaunlich ist, wie stark das Ausmaß der Schwankungen ist. Die Teams mit ihren unterschiedlichen Ansätzen sind kaum berechenbar: Beispiel Toro Rosso. "Die waren heute richtig gut, sind auf die Plätze sieben und neun gefahren", sagt Gascoyne. "Am Ende des vergangenen Rennens waren wir auf deren Niveau. Da sieht man mal, wie stark die Unterschiede ausfallen können."