Williams im Aufwind: Schon zweite Kraft hinter Mercedes?

Zum dritten Mal in Folge stand Valtteri Bottas in Hockenheim auf dem Podest: Hat Williams Red Bull den Rang als stärkster Verfolger schon abgelaufen?

(Motorsport-Total.com) - Ein Blick in die WM-Tabelle verrät: Williams ist aktuell auf Rang drei in der Meisterschaft. Doch spätestens seit dem Rennen in Spielberg ist das Traditionsteam wohl die zweitstärkste Kraft hinter Mercedes. 63 Punkte konnte man in diesen drei Rennen holen, der Großteil geht auf das Konto von Valtteri Bottas, der dreimal in Folge auf das Podest fahren konnte. Nur Mercedes sammelte im gleichen Zeitraum mehr Zähler. "Das ist brillant", findet auch Teamchefin Claire Williams.

Titel-Bild zur News: Valtteri Bottas

Williams und Valtteri Bottas drängen sich langsam in den Vordergrund Zoom

Das reine Leistungsbild spricht deutlich für Williams als zweite Kraft. In Spielberg schnappte man sich die erste Startreihe, in Hockenheim immerhin die Plätze zwei und drei. Konkurrent Red Bull liegt in der Konstrukteurswertung zwar noch 67 Punkte vor Williams, doch in Sachen Pace sahen die Bullen zuletzt kein Land gegenüber den weißen Martini-Boliden. Dass das Weltmeisterteam den Atem von Williams nicht schon deutlicher im Nacken spürt, dafür können sie sich bei Felipe Massa bedanken, der durch Unfälle in Montreal, Silverstone und Hockenheim wichtige Zähler verschenkte.

Sieht sich Williams denn selbst als zweite Kraft hinter Mercedes? "Ich denke, das sollten andere Leute beurteilen", winkt Claire Williams ab. Na, dann fragen wir doch einfach andere Leute: Sebastian Vettel zum Beispiel, der den Williams-Aufschwung aus dem Konkurrenzlager verfolgt. "Ja, absolut. Die Pace im Qualifying ist überragend", findet der Heppenheimer. "Sie sind am nächsten dran an den Mercedes, wenn man das ganze Jahr betrachtet."

Für Red Bull geht es derzeit darum, den Vorsprung auf Williams nicht schmelzen zu lassen, denn in Milton Keynes hat man die weiße Gefahr bereits erkannt. "Williams hat ein super Auto, gerade in den letzten Wochen", sagt Teamchef Christian Horner. "Wir haben unsere Position in der Konstrukteurs-Meisterschaft gefestigt, aber man darf sie nicht ignorieren. Sie haben ein super Auto und zwei schnelle Fahrer. Gerade Bottas hat die letzten Rennen sehr imponiert."

Bei Williams geht man trotz der starken Position nüchtern in die Analyse. Vom WM-Rang neun 2013 konnte man sich aktuell um sechs Ränge verbessern, doch das muss ja noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. "Natürlich möchten wir das schnellste Auto im Feld haben", sagt die Teamchefin, "und wir bewerten unsere Performance anhand unserer Position in der WM. Stand heute sind wir Dritter, fünf Punkte vor Ferrari."


Fotostrecke: Felipe Massas Überschlag

"Red Bull ist nur 67 Punkte vor uns auf Rang zwei, und mit dem aktuellen Punktesystem sehe ich keinen Grund, warum wir in diesem Jahr nicht um Rang zwei kämpfen können", fügt sie an. Besonders die doppelten Punkte beim Saisonfinale in Abu Dhabi könnten Red Bull noch einmal ins Wanken bringen, doch Williams betont, dass dies auch in die andere Richtung möglich sei.

In den vergangenen Jahren ist Williams zudem in Sachen Entwicklung in der zweiten Saisonhälfte immer noch ein wenig zurückgefallen, doch in dieser Saison möchte man den Kampf gegen Red Bull, Ferrari und McLaren offenhalten. "Wir waren immer ein Team, das sein Auto über die gesamte Saison entwickelt hat, und wir verfügen über gute Ressourcen", betont Williams, dass es keinen Grund gebe, zurückzufallen. "Ich denke, wir können das Momentum aufrecht halten."

Valtteri Bottas, Sebastian Vettel

Wer holt am Ende Rang zwei in der Konstrukteurswertung? Zoom

Doch Sebastian Vettel macht sich noch keine Sorgen, dass er jetzt dauerhaft hinter Williams zurückbleiben müsse: "Ich denke, man kann das noch aufholen. So schnell, wie sie nach vorne gekommen sind, lässt sich der Spieß auch wieder umdrehen", sagt er. "Aber seit Österreich sind sie ganz vorne dabei. Wir müssen an uns arbeiten und sehen, dass wir mit den Reifen besser haushalten. Dann sieht die Sache vielleicht schon wieder anders aus."