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Williams: "Ich war ziemlich verantwortungslos"
Frank Williams musste für seine Risikobereitschaft teuer bezahlen, doch auch gefesselt an den Rollstuhl verlor er weder Lebensmut noch Humor
(Motorsport-Total.com) - Jahre lang schleppte sich Frank Williams förmlich durch die Formel 1, benannte Autos nach Sponsoren, sprang das eine oder andere Mal der Pleite von der Schippe und wechselte das Personal doch in guter Regelmäßigkeit aus - von den Fahrern einmal ganz zu schweigen. Der Erfolg begann erst 1977 mit dem Hinzustoßen von Patrick Head als Chefingenieur und der Gründung von Williams Grand Prix Engineering.

© xpb.cc
Frank Williams bezeichnet sich noch heute als "verantwortungslos"
Nur zwei Jahre später der erste Formel-1-Erfolg (Clay Regazzoni in Silverstone), doch Frank Williams war schon damals ein klein wenig anders als andere Teamchefs: Jubel über den ersten Sieg? Fehlanzeige. "Ich hätte schon einigen auf die Schulter klopfen oder Patrick umarmen können", erinnerte er sich im 'Daily Telegraph'. "Als Engländer bin ich in der Öffentlichkeit aber nie sehr emotional." Zuweilen wird ihm dieser Charakterzug als Kälte ausgelegt, was jedoch nur ein äußerer Eindruck ist.#w1#
Williams' gefährliches Hobby
Welch Feuer in Williams steckt, zeigte nicht zuletzt der Verkehrsunfall, der hin 1986 an den Rollstuhl fesselte. Auch wenn er seine Karriere als Rennfahrer längst aufgegeben hatte, das schnelle Fahren zog ihn weiter in den Bann. "Ich war mir in den Jahren vor dem Unfall schon ziemlich sicher, dass ich einen schweren, wenn nicht gar tödlichen Unfall haben würde", erklärte er.
Auch mit dem Wissen, oder besser dem Gefühl, frönte er seiner Leidenschaft weiter. "Speed ist eben Speed", so seine Erklärung dafür. Zu den gefährlichen Hobbies zählten auch tagtägliche Fahrten von der Teambasis nach Hause, die doch eher Rennen gegen die Uhr waren - zu nächtlicher Stunde, ohne Scheinwerfer - für ein bisschen Extra-Adrenalin. "Das war bescheuert", weiß Williams heute.
Im Frühjahr 1986, auf der Rückfahrt von Testfahrten in Le Castellet geschah dann das, was er schon über Jahre ahnte: der schwere Unfall. Seither sitzt er im Rollstuhl. "Ich war ziemlich verantwortungslos", erklärte er. "Ich bin es heute noch." Zum Zeitpunkt des Unfalls war er 44 Jahre alt, verheiratet und hatte drei Kinder.
Erste Rücktrittstipps gab es bereits
Bei der Führung eines Formel-1-Teams ist ein gewisses Maß an Risikobereitschaft durchaus angebracht, und noch führt er sein Team, auch wenn andere das Tagesgeschäft bewältigen. Der Zeitpunkt seines Rücktritts steht weder fest, noch ist es an Bedingungen geknüpft. "Gute Menschen um mich herum werden eines Tages klar erkennbare Tipps geben", so Williams. "'Schau Frank, wäre es nicht Zeit für einen langen Urlaub?' Ein oder zwei dieser Hinweise kamen schon."
Völlig fremd ist ihm eine Angst vor dem Tod. "Ich frage mich nur, ob es im Sarg kalt sein wird", so Williams im Scherz. Seine Lähmung stört ihn hingegen vor allem bei den kleinen Dingen im Leben. "Nichts passiert mehr schnell. Schon das Wählen von Nummern ist schwierig. Und der größte Nachteil ist, dass ich nicht mehr schreiben kann." Auch das Blättern von Buchseiten ist kompliziert. "Das dauert ewig, und wenn ich es mal geschafft habe, dann fällt die Seite wieder zurück."
Die Konstante in seinem Leben - von seiner Familie einmal abgesehen - ist der Motorsport. Seine gesamten Anstrengungen kanalisieren sich auch heute noch in seinem Beruf/Hobby. Denn der Rennsport ist und bleibt eine vergnügliche Sache für den 64-Jährigen.

