Williams gespalten: Maldonado trauert Sieg nach

Pastor Maldonado glaubt, dass er ohne KERS-Versagen sogar siegfähig gewesen wäre - Williams nach Abu Dhabi optimistisch für Austin und Sao Paulo

(Motorsport-Total.com) - Vor dem heutigen Grand Prix von Abu Dhabi hatte sogar Toro-Rosso-Junior Daniel Ricciardo (5) mehr Punkteresultate auf seinem Konto als Pastor Maldonado (3), aber der Williams-Pilot scheint der Mann für gewisse Stunden zu sein: Nach seinem sensationellen Sieg in Barcelona war die Performance auch in Qualifying und Rennen auf dem Yas Marina Circuit ebenbürtig mit der der Topteams.

Titel-Bild zur News: Pastor Maldonado

Pastor Maldonado lag zu Beginn des Rennens sogar vor Fernando Alonso Zoom

Maldonado verteidigte am Start seinen dritten Platz, konnte dem späteren Sieger Kimi Räikkönen bis zur ersten Safety-Car-Phase folgen und profitierte dann auch noch vom Ausfall von Spitzenreiter Lewis Hamilton. Doch bereits in den Runden zuvor büßte er im Vergleich zu Räikkönen vor und Fernando Alonso hinter ihm Zeit ein. Der Grund dafür war ein Ausfall des Hybridsystems KERS "nach dem ersten Safety-Car", so Chefingenieur Mark Gillan. Sprich: Als Alonso in Runde 21 an ihm vorbeiging, hatte der Williams schon fünf Runden lang keine KERS-Power mehr.

"Die Pace war da", bedauert Maldonado. "Wir haben KERS verloren und dann war ich pro Runde um vier Zehntel langsamer. Danach habe ich versucht, einen Vorsprung auf die Jungs hinter mir zu halten, aber das war unmöglich. Von da an wurde es von einem offensiven zu einem defensiven Rennen." Zuerst scheiterte noch Mark Webber mit einem zu aggressiven Überholversuch, doch Jenson Button und Sergio Perez konnte der 27-Jährige nicht mehr halten.

Auch ohne KERS noch konkurrenzfähig

Auf die Frage der Kollegen von 'ESPN', ob heute vielleicht sogar der Sieg möglich gewesen wäre, antwortet er selbstbewusst: "Sicher. Die Pace war sehr gut, besonders zu Beginn. Wir konnten uns von Fernando und Webber absetzen und ich versuchte, den Rückstand zu Lewis und Kimi aufzuholen. Ich hatte ein tolles Gefühl. Sogar gegen Rennende war ich ohne KERS noch sehr schnell, was fantastisch ist, weil wir ein paar Rennen lang nicht gut performt haben."

"Ohne KERS-Versagen wäre Pastor ganz vorne dabei gewesen", seufzt auch Gillan. "Bei freier Fahrt ist KERS gar nicht so das Thema - da verlierst du vielleicht ein paar Zehntel. Aber wenn du versuchst, deine Position gegen jemanden mit KERS und DRS zu verteidigen, dann stehst du auf verlorenem Posten. Das kostet pro Runde eine Sekunde und mehr. Pastor ist frustriert, aber es ist gut für uns, dass das Auto wieder konkurrenzfähig ist."


Fotos: Williams, Großer Preis von Abu Dhabi, Sonntag


Seit dem Sieg in Barcelona holte Williams nur zweimal mehr als zwei Punkte in einem Rennen - in Budapest (Platz sieben) sowie in Suzuka (Platz acht). Beide Autos in die Top 10 zu bringen, ist dem Team 2012 überhaupt erst einmal (Schanghai) gelungen. "Wir sind erfreut darüber, beide Autos in den Punkten zu haben, aber wir sind nicht glücklich", so Gillan. "Das ist das Positive: Wir haben 14 Punkte, dreimal so viele wie in der gesamten vergangenen Saison, sind aber verärgert, dass es nicht mehr geworden sind."

Gillan: Podium in Reichweite

Nun rechnet der Brite "absolut" damit, auch in zwei Wochen in Austin konkurrenzfähig zu sein, denn: "Ich hätte vorher nicht gesagt, dass Abu Dhabi sehr gut für uns sein würde, aber wir waren hier sehr stark. Die Balance ist wieder da, beide Fahrer sind damit zufrieden. Wir sehen für die nächsten zwei Rennen sehr stark aus. Die letzten paar Rennen waren hart, Indien schon viel besser. Das hier war ein weiterer Schritt - und in Austin machen wir hoffentlich noch einen", sagt Gillan, der das Podium jetzt wieder in Reichweite sieht.

Bruno Senna, Sebastian Vettel

Für Bruno Senna kam es im Duell mit Sebastian Vettel zu einer Berührung Zoom

Ausschlaggebend für die Steigerung war letztendlich wohl ein neuer Frontflügel. Die vorherige Spezifikation war zwar für sich genommen einwandfrei, verursachte aber aerodynamische Turbulenzen für den Unterboden, der dadurch weniger Anpressdruck erzeugen konnte. Dieses Problem ist nun aus der Welt - vielleicht zu spät, um Force India (22 Punkte Abstand) noch vom siebten WM-Platz zu verdrängen. Aber Gillan kündigt an: "Solange es rechnerisch möglich ist, werden wir Druck machen."

Positiv, dass nicht nur Maldonado mit den Neuerungen gut zurechtkommt, sondern "Bruno war auch zufrieden damit", hält der Williams-Chefingenieur fest. Der Brasilianer wurde heute Siebter und hatte nach der Berührung mit Nico Hülkenberg am Start ebenfalls ein kleines Handicap: "Das Auto war auf der linken Seite beschädigt - das Auto selbst und viele Sensoren. Aber er hat das sehr gut gemacht. Ohne diesen Schaden wäre vielleicht auch für ihn mehr möglich gewesen", meint Gillan.