• 16.06.2013 17:51

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Williams: 23 Millionen Euro Verlust durch Jaguar-Projekt

Durch die Zerschlagung eines Supersportwagen-Projekts mit Jaguar darf Williams mit Verlusten von rund 23 Millionen Euro rechnen

(Motorsport-Total.com) - Das Williams-Formel-1-Team wird in diesem Jahr voraussichtlich bis zu 23,5 Millionen Euro an Einnahmen verlieren, nachdem Jaguar bei einem Hybrid-Supersportwagen, den beide Firmen entwickelt haben, die Bremse zog. Der Jaguar C-X75 wurde 2010 angekündigt und durch einen 1,6-Liter-Turbomotor sowie zwei Elektromotoren angetrieben. Es wurde erwartet, dass er einen Top-Speed von 330 km/h schafft und ein Preisschild von bis zu 1,2 Millionen Euro trägt.

Titel-Bild zur News: Jaguar C-X75

2010 kündigten Jaguar und Williams den Supersportwagen C-X75 an Zoom

Das schwache Wirtschaftsklima veranlasste Jaguar im Dezember letzten Jahres zu erklären, dass man das Auto nicht in Produktion gibt. Die Entscheidung beeinflusste Williams durch die technische Zusammenarbeit, die man mit der britischen Marke hatte. 2012 stiegen Williams' Einnahmen um 22 Prozent auf 156,6 Millionen Euro an, aber ein Bericht der Schweizer Bank am Bellevue sagt voraus, dass sie 2013 auf 120,3 Millionen Euro fallen werden.

Die Bank am Bellevue war der alleinige Bookrunner für Williams, als man 2011 an der Frankfurter Börse zugelassen wurde, und ihr Bericht führt den Rückgang der Einnahmen auf das Ende der Arbeitsvereinbarung mit Jaguar zurück. Seit dem Ende des Supersportwagenprojekts hat Williams hart daran gearbeitet, die verlorenen Einnahmen auszugleichen. In der vergangenen Woche schloss man einen Deal ab, die neue Formel-E-Serie mit Batterien zu versorgen, und es heißt, dass man Williams bis zu 11,8 Millionen Euro pro Jahr bezahlt, sobald die Serie im nächsten Jahr gestartet ist.

Die Bank am Bellevue beschreibt Williams als "hochattraktive Investmentmöglichkeit mit langfristigen Wachstumsaussichten". Sie sagt einen Boost des Reingewinns voraus, da die Kosten in diesem Jahr um 47,1 Millionen Euro fallen sollen, was einen Nettoverlust von 5,7 Millionen Euro 2012 in einen Reingewinn von 11,2 Millionen Euro für 2013 verwandeln soll.

Williams' Verlust im vergangenen Jahr kam durch eine Bilanzierungsformalität, da es dem Team nicht erlaubt war, eine einmalige Zahlung über 11,6 Millionen für das Unterschreiben einer neuen kommerziellen Vereinbarung, um bis Ende 2020 in der Formel 1 zu bleiben, in seine Einnahmen aufzunehmen. Die Zahlung wurde erhalten, aber müsste zurückgezahlt werden, wenn sich das Team vor dem Ende von 2015 zurückzieht. Obwohl man keine Intention hat, die Formel 1 zu verlassen, bedeutete die Art der Zahlung, dass sie ausgegliedert werden musste.


Fotos: Williams, Großer Preis von Kanada, Sonntag


Teamchef Frank Williams sagt: "Unsere Strategie ist, weiter zu wachsen und unseren Teilhabern langfristige Erträge zu ermöglichen. Das geschieht durch eine Kombination von verbesserter Performance auf der Strecke und einem ambitionierten Diversifikationsprogramm, bei dem unsere Technologien in eine wachsende Auswahl an Anwendungen eingeführt werden. Ein 22-prozentiger Anstieg des Umsatzes im vergangenen Jahr ist ermutigend und wir schauen mit Optimismus in die Zukunft."

Der Hauptanteil der Einnahmen von Williams kommt von Preisgeldern und Sponsoren, wobei der größte Partner die venezolanische Ölfirma PDVSA sein soll. Pastor Maldonado ist ebenfalls Venezolaner und gewann beim letztjährigen Spanien-Grand-Prix das erste Rennen für Williams seit 2004. Das Team schloss das Jahr an achter Stelle ab, liegt aber derzeit einen Platz darunter und wartet nach sieben Rennen immer noch auf einen Punkt. Die Weltmeisterschaft gewann man zum letzten Mal 1997, und um dem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen, unterschrieb Williams im vergangenen Monat einen Deal, um den Motorenausrüster 2014 von Renault auf Mercedes zu wechseln.

Jaguar C-X75

So sollte der Jaguar C-X75 aussehen, wenn er in Produktion gegangen wäre Zoom

Frank Williams hält 50,3 Prozent Anteile, 19,4 Prozent sind an der Frankfurter Börse notiert. Der drittgrößte Teilhaber ist der ehemalige Vorstandsdirektor Toto Wolff, der sagt, er plane seine 16 Prozent am Team zu verkaufen, nachdem er im Januar zur Konkurrenz von Mercedes wechselte.