Williams-Aktie nähert sich Emissionskurs an

Trotz Fragezeichen hinter PDVSA: Mit dem sportlichen Erfolg des Formel-1-Teams hat sich auch die Williams-Aktie an der Börse Frankfurt weitgehend erholt

(Motorsport-Total.com) - Die Williams-Verantwortlichen haben nach dem Börsengang im vergangenen März stets versucht, den Faktor Erfolg auf der Rennstrecke weitgehend von der Aktie zu entkoppeln, doch ganz ist das nicht gelungen. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass sich der Aktienkurs momentan recht positiv entwickelt, weil es sportlich gesehen nach der Seuchensaison 2011 wieder aufwärts geht.

Titel-Bild zur News: Adam Parr an der Frankfurter Börse

Adam Parr läutete im März 2011 den Börsengang der Firma Williams GPH ein

Pastor Maldonado, der nebenbei bemerkt 29,4 Millionen Britische Pfund (umgerechnet 37,1 Millionen Euro) zum Jahresbudget beiträgt, ist es in Barcelona gelungen, Williams erstmals seit 2004 in die Siegerlisten der Formel 1 einzutragen. Darauf reagiert auch die Börse Frankfurt: Nach der Emission mit 25 Euro pro Aktie rasselte das Papier bis 19. August 2011 auf 12,499 Euro in den Keller - um sich in den vergangenen zwölf Monaten bis heute wieder weitgehend zu erholen.

"Der Markt ist schwach", sagt Geschäftsführer Alex Burns dem 'Telegraph'. "Wir haben immer gesagt, dass es ein langfristiges Investment ist. Ich bin weiterhin zuversichtlich, dass wir für unsere Aktionäre guten Wert abliefern können." Immerhin: Wer vor einem Jahr beim historischen Tiefstand eingestiegen ist und beim derzeitigen Kurs von 22,498 Euro verkaufen würde, könnte sich an einer Rendite in der Höhe von fast 80 Prozent erfreuen.

"Der Druck ist groß", räumt Burns ein. "Im Vorjahr sind wir deutlich unter den Erwartungen geblieben. Wir haben einfach nicht gut genug gearbeitet. Aber wir haben Änderungen eingeführt, die uns nun in die richtige Richtung weisen." Doch Williams war selbst in sportlich schlechten Zeiten zumindest finanziell gesund: 2011 wurde ein Umsatz von 104,5 Millionen Pfund erwirtschaftet, was in einen Vorsteuer-Gewinn von 7,4 Millionen Pfund (9,3 Millionen Euro) umgelegt wird.

Zudem wurde das Personal in den vergangenen beiden Jahren um rund 100 Mitarbeiter erweitert, vor allem um Geschäftsfelder abseits des Formel-1-Teams voranzutreiben. "Das Herz der Firma wird immer die Formel 1 bleiben", meint Burns zwar, "aber inzwischen läuft auch viel Arbeit in andere Bereiche, in denen wir Geschäfte aufbauen wollen." Etwa die höchst erfolgreiche Hybrid-Division, die unter anderem eine Partnerschaft mit dem Automobilhersteller Jaguar vorweisen kann.

Selbstbewusst ist man bei Williams auch, was die Fortführung der Zusammenarbeit mit Maldonados wichtigstem Sponsor, der venezolanischen Mineralölgesellschaft PDVSA, angeht: "Pastor ist in Venezuela eine Sportikone. Das war der Plan. Über alles andere müssen wir uns keine Gedanken machen", winkt Großaktionär Toto Wolff, von 'Motorsport-Total.com' auf eine parlamentarische Untersuchung in Venezuela angesprochen, ab.


Raffinerie-Katastrophe in Venezuela

Doch die Diskussion um staatliche Fördergelder für Maldonado könnte in den nächsten Wochen wieder Fahrt aufnehmen, seit es vergangene Woche zu gewaltigen Explosionen in der PDVSA-Raffinerie in Amuay gekommen ist. Dabei kamen mehr als 40 Menschen ums Leben. In der Raffinerie werden 70 Prozent des von Venezuela geförderten Rohöls verarbeitet. Inwieweit die Katastrophe Einfluss auf die Erdölexporte haben wird, ist vorerst unklar.