powered by Motorsport.com

Willi Weber: Ecclestone-Kritik an Schumacher "völlig unsachlich"

Willi Weber verteidigt Michael Schumacher gegen die Kritik von Bernie Ecclestone und verrät, dass er strikt gegen das Formel-1-Comeback bei Mercedes war

(Motorsport-Total.com) - Vor einigen Tagen hat ein Artikel des Kölner 'Express' in der Formel-1-Szene gewaltig Staub aufgewirbelt. Bei der Veröffentlichung handelte es sich um deftige Aussagen des ehemaligen Michael-Schumacher-Managers Willi Weber - der wiederum seinen früheren Schützling gegen Kritik von Bernie Ecclestone verteidigen wollte.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher und Willi Weber

Die Wege von Michael Schumacher und Willi Weber trennten sich im Jahr 2010 Zoom

Der ehemalige Formel-1-Boss hatte gegenüber 'Auto Bild motorsport' erklärt, dass legendäre Schumacher-Skandale wie Adelaide 1994, Jerez 1997 oder Monte Carlo 2006 dem Grand-Prix-Sport zwar "viel Publicity" gebracht haben, "aber nicht unbedingt die, die wir wollten". Ferner, so Ecclestone, sei Schumachers "Problem" gewesen, dass er "kein Limit kannte".

Aussagen, die Weber gegenüber dem 'Express' scharf kontert: Das sei "blödes Geschwätz" von Ecclestone, der sich dank Schumacher jahrelang "die Taschen vollgemacht" habe. Außerdem sei es "stillos" von Ecclestone, einen zu verunglimpfen, der sich nicht wehren kann: "Nachtreten macht man grundsätzlich nicht."

Auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com' will Weber seine Aussagen zumindest in dieser Schärfe nicht im Raum stehen stehen lassen. Er unterstreicht aber, dass ihn der Ecclestone-Artikel geärgert habe: "Ich hätte das von Bernie nicht erwartet. Es ist völlig unsachlich, wenn er so etwas sagt."

Weber: Schumacher hat Formel 1 zu Höhenflug verholfen

"Michael ist in der ganzen Zeit in der Formel 1 ans Limit - oder sogar drüber - gegangen. Ansonsten wäre er nicht sieben Mal Weltmeister geworden", sagt Weber. "Und das hat ja auch der Formel 1 genützt, die zu Michaels Zeit auf einem Hoch war, wie sie sich das heute nur noch wünschen können."

Immerhin sind sich Weber und Ecclestone in einem Punkt einig: Sein Comeback bei Mercedes in den Jahren 2010 bis 2012 hätte sich Michael Schumacher besser gespart. Ecclestone sagt: "Es war gut für die Formel 1, weniger gut für ihn. Aber das meinte ich mit den Limits, die er für sich nicht kannte."

Gegenüber 'Motorsport-Total.com' stimmt Weber zu: "Ich habe Michael davon abgeraten und ihm ganz klar gesagt, dass er damit meiner Meinung nach nichts gewinnen kann, sondern nur verlieren. Ob er jetzt ein achtes Mal Weltmeister wird oder nicht, interessiert im Grunde genommen niemanden. Aber das Risiko ist sehr hoch."

Der heute 77-Jährige war auch nach Schumachers (erstem) Karriere-Ende dessen Manager. Im Jahr 2010, als Schumacher wieder ins Cockpit stieg, trennten sich die Wege aber. Schumacher managte sich zunächst mit Hilfe seiner Medienberaterin Sabine Kehm selbst. Später übernahm Kehm sein Management komplett.

Weber erklärt, dass sich Schumacher nach dem ersten Gespräch mit Ross Brawn längst für das Comeback entschieden hatte, als er ihn um Rat fragte: "Er hat nicht locker gelassen. Er hat gesagt: 'Was soll ich machen? Mir ist langweilig. Ich will fahren.' Ich habe ihm gesagt: 'Mach's nicht!' Ich war strikt dagegen und habe ihm das auch gesagt. Es hat alles nichts genützt."

Weber: Schumachers Comeback-Entscheidung stand fest

"Er hat sich nur nochmal vergewissert, was sein Manager dazu sagt. Der hat ihm gesagt: 'Keine gute Idee, du kannst nur verlieren.' Und es war ja auch so", sagt Weber. "Wirklich schade, wie die drei Jahre gelaufen sind. Es hat mir so leidgetan. Aber was soll ich machen? Ich kann ihm ja keine Fußfessel umschnallen."

Als sich abzeichnete, dass Schumacher noch einmal mit der Formel 1 auf Welttournee gehen würde, stellte Weber fest, dass er sich die Strapazen des Grand-Prix-Zirkus nicht mehr antun möchte. Zunächst wurde daher ein Kompromiss beschlossen: Weber begleitet Schumacher zu den Rennen in Europa, aber nicht mehr nach Übersee.

Doch das hielt nicht lange: "Er kam dann mit dem Vorschlag, dass er sich selbst managen will", erinnert sich Weber. "Also haben wir uns an einen Tisch gesetzt und gesagt: 'Wir gehen aus dem Gespräch so raus, wie wir immer waren, nämlich als Freunde.' Und genauso ist es passiert."

Weber kümmerte sich dann kurzzeitig um Nico Hülkenberg, zog sich wenig später aber ganz aus dem Motorsport zurück: "Ich wollte einfach nicht mehr Koffer packen und den Jetlag über mich ergehen lassen", sagt er. "Ich habe mich auch anderweitig umgeguckt und daran meine Freude gefunden."