• 10.03.2009 12:01

  • von Roman Wittemeier

Wie schnell ist der Brawn-Mercedes wirklich?

Nach dem erfolgreichen Testdebüt von Jenson Button im BGP001 rätselt man über die wahre Leistungsstärke des Autos: Schnelle Runde für Sponsoren?

(Motorsport-Total.com) - Als Jenson Button gestern in Barcelona die Testarbeit für Brawn-Mercedes aufnahm, waren alle zunächst einmal froh, dass die Rettung des ehemaligen Honda-Werksrennstalls gelungen war. Als der Brite jedoch aus dem Stand beeindruckende Runden auf den spanischen Asphalt zauberte, wurde das Grinsen der Brawn-Mitarbeiter noch einmal breiter, die Konkurrenz zog staunend die Augenbrauen hoch. Bis zum Mittag hielt Button die absolute Topzeit, am Nachmittag musste er sich nur hinter Nick Heidfeld, Kimi Räikkönen und Jarno Trulli anstellen.

Titel-Bild zur News: Jenson ButtonBarcelona, Circuit de Catalunya

Jenson Button beeindruckte am ersten Testtag in Barcelona mit starken Runden

Zu den Schulterklopfern kamen nun auch Zweifler, die dem Team von Ross Brawn schnell unterstellten, dass man eine Rundenzeit mit wenig Benzinlast für die Galerie markiert habe, um mögliche Sponsoren anzulocken. "Wenn die Leute wüssten, wieviel Benzin wir an Bord hatten, würden sie sich wundern", gab Brawn in der 'auto motor und sport' zu Protokoll. Ein vielsagendes Lächeln hatte die Worte offenbar begleitet.#w1#

Brawn von der "Langsamkeit" der Konkurrenz überrascht

"Selbst bei unserem Motorenpartner Mercedes wollten sie es erst gar nicht glauben, als wir ihnen den Tankinhalt erzählt haben", fügte der neue Teambesitzer stolz hinzu. Die akribische Arbeit am Boliden für 2009 hat sich offenbar ausgezahlt, selbst der plötzliche Wechsel auf einen anderen Motorenpartner scheint dem Wagen kaum Speed genommen zu haben. "Wir wussten anhand unserer Simulationen, welche Rundenzeiten dieses Auto theoretisch in Jerez, Bahrain und Barcelona fahren kann."

"Als wir die Zeiten der Konkurrenz sahen, waren wir überrascht, dass sie nicht schneller unterwegs waren", sagte Brawn weiter. Nicht immer lassen sich die Ergebnisse aus den Simulationen tatsächlich auf der Strecke reproduzieren, doch bei Brawn scheint dies auf Anhieb gelungen zu sein. Auch die Zuverlässigkeit stimmte am ersten Tag. "Wir haben nur am Nachmittag mal ganz kurz ein kleineres Problem gehabt", sagte Button nach insgesamt 82 Runden.


Fotos: Jenson Button, Testfahrten in Barcelona


"Das Auto fühlt sich gut an, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns", so der Brite weiter. Er mahnte: "Es werden sicherlich noch andere Probleme auf uns zukommen, die wir dann lösen müssen. Ich fühle mich aber im Auto sehr wohl und der Wagen reagiert gut auf Änderungen. Alle Mitarbeiter sind zu 100 Prozent darauf fokussiert, das Auto schneller zu machen, damit wir in Melbourne möglichst weit vorn stehen."

Button will mit Brawn um Rennsiege fahren

Ross Brawn (Teamchef)Barcelona, Circuit de Catalunya

Ross Brawn hatte am ersten Auftritt seines BGP001 viel Freude Zoom

Natürlich habe man einen Nachteil, weil man insgesamt nur sieben Testtage vor dem Saisonstart bestreiten könne, gab der Brawn-Pilot zu. Daher könne es durchaus Probleme mit der Zuverlässigkeit geben. "Wir können eben nicht so viele Kilometer abspulen wie die anderen." Doch man habe einen unschätzbaren Vorteil, der sich erst aufgrund der ungewissen Zukunft des Teams im Winter ergeben habe: Zusammenhalt in der Mannschaft.

"Wir sind eher wie eine große Familie. Und das wird uns in dieser Saison helfen", beschrieb Button die neue Harmonie im Brawn-Team. "Wir müssen Freunde sein und nicht einfach nur Kollegen. Wir alle müssen im Zuge des Besitzerwechsels Einbußen beim Gehalt hinnehmen. Das ist mir egal, denn ich will einfach nur Rennen fahren. Ich bin erst 29 Jahre alt und aus meiner Sicht noch ein Kind. Ich muss in der Formel 1 noch etwas beweisen. Ich will mit Brawn Rennen gewinnen."