Wie Renault das Qualifying in Suzuka meisterte
Ein Schlüsselmoment auf dem Weg zum WM-Titel war, wie Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella das Qualifying in Suzuka meisterten
(Motorsport-Total.com) - Trotz des Gewinns der Fahrer-WM durch Fernando Alonso war die Saison für das Renault-Team nach dem Grand Prix von Brasilien noch nicht gelaufen. Die Mitarbeiter der "Equipe Jaune" zeigten sich entschlossen, mit einem Erfolg bei den Konstrukteuren einer herausragenden Saison das I-Tüpfelchen aufzusetzen.

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Suzuka war einer der Meilensteine auf Renaults Weg zum WM-Titel 2005
"Vor dem Großen Preis von Japan haben wir alle möglichen Optionen geprüft", erklärt Pat Symonds, Chefingenieur des Renault-Teams. "In Brasilien haben wir die Führung in der Konstrukteurswertung erstmalig abgegeben und wussten, dass wir ein Ass aus dem Ärmel zaubern müssen, um sie zurückzuerobern. Dennoch waren wir für das Rennen in Suzuka zuversichtlich. In Interlagos gelang uns ein enormer Schritt nach vorne, zudem kam uns die Charakteristik der Strecke in Japan entgegen. Sie ähnelt der von Silverstone, wo wir eine gute Leistung abgeliefert haben." Zwei Rennen vor Schluss lag Renault mit 162 Punkten nur zwei Zähler hinter McLaren-Mercedes - die Weichen für einen spannenden Kampf waren gestellt.#w1#
Wechselhaftes Wetter an den beiden Trainingstagen
Am ersten Trainingstag zeigte sich das Wetter von seiner wechselhaften Seite. Vormittags lagen die Temperaturen bei milden 24 Grad Luft- und 28 Grad Asphalttemperatur. McLaren-Mercedes-Testpilot Pedro de la Rosa fuhr bei der ersten Trainingssession die schnellste Zeit. Alonso und Giancarlo Fisichella kamen auf die Plätze sechs und sieben. Die beiden Renault-Fahrer absolvierten zusammen insgesamt 41 Runden - mehr als üblich, da für den Nachmittag Regen vorausgesagt war. Die Meteorologen sollten Recht behalten: Nach 40 Minuten des zweiten Trainings begann der Himmel seine Schleusen zu öffnen.

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Am Samstagvormittag war Giancarlo Fisichella im Regen Schnellster in Suzuka Zoom
Zur gleichen Zeit ereilte das McLaren-Mercedes-Team eine Hiobsbotschaft: Der Motor an Kimi Räikkönens Monoposto musste gewechselt werden. Der Finne büßte somit zum vierten Mal in der Saison zehn Plätze in der Startreihenfolge ein. Bei der "Equipe Jaune" hingegen verlief alles nach Plan. Das Renault-Team nutzte den Freitag für die Reifenwahl. Alonso und Fisichella belegten im zweiten Training die Ränge sechs und 14.
Nach den ersten Ausfahrten am Freitag plante das Renault-Team seine Taktik für den Großen Preis von Japan. "Aufgrund unserer guten Trainingsleistung entschieden wir uns für eine Dreistoppstrategie", erklärt Pat Symonds. "So würden wir im Qualifying weiter vorne landen und nicht im Getriebe der Gegner fahren müssen, obwohl uns eine perfekte Zweistoppstrategie insgesamt etwas schneller erschien. Wir sind davon ausgegangen, dass McLaren diese Taktik wählt, weil sie von ihrer Schnelligkeit überzeugt waren. Wir dachten uns, dass sich ein gewisses Risiko sicherlich auszahlen könnte..."
Fisichella fuhr am Samstagvormittag Trainingsbestzeit
Auch am nächsten Morgen war Petrus der Formel 1 nicht wohl gesonnen. An einem grauen und verregneten Morgen blieb das Renault-Team beim ersten Training in der Box. McLaren fuhr unterdessen die zweit- und drittschnellste Zeit. Auch im zweiten Training ging das Versteckspiel weiter: Diesmal verzichteten die "Silberpfeile" auf den Start, während die Piloten der "Equipe Jaune" jeweils zehn Runden vollendeten. Bei rutschigen Bedingungen markierte Fisichella mit 1:50.136 die Bestzeit.
Im Laufe des Vormittags wurde deutlich, dass auch das Qualifying ins Wasser fallen würde. Das Renault-Team änderte deswegen seine Strategie: "Wir wollten nicht das Risiko eingehen, mit viel Sprit an Bord in der Startaufstellung weit hinten zu landen", so Symonds. "Aus diesem Grund entschieden wir uns doch für die klassische Zweistoppstrategie." Fisichella machte das Beste aus der Ausgangssituation und qualifizierte sich als Dritter. Alonso hingegen wurde vom Regen eingebremst. Der Spanier belegte Rang 16 unmittelbar vor Räikkönen und Juan-Pablo Montoya.
Ironischerweise sorgte das Wetter für einen Vorteil zugunsten von Räikkönen. Aufgrund seines Regelverstoßes startete der Finne zwar von der letzten Position, doch sein Abstand zu den unmittelbaren Gegnern fiel deutlich geringer aus. Zudem konnte Räikkönen - im Gegensatz zu Alonso - durch seine große Benzinmenge auf eine flexiblere Strategie zurückgreifen. Bereits am Samstagabend konnte das Renault-Team die Ziel klar abstecken: Fisichella musste mit den beiden Trainingsschnellsten Ralf Schumacher und Jenson Button um den Sieg kämpfen, während Alonso bei seiner Aufholjagd die beiden McLaren-Mercedes hinter sich hält.

