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Wie ernst sollte die F1 Verstappens Rücktrittsdrohung nehmen?
"Genug ist genug": Verstappens Reaktion auf den "Maulkorb"-Eklat in Singapur war unmissverständlich - Die FIA riskiert, ihn mehr und mehr zu vergraulen
(Motorsport-Total.com) - Mitten in der Kontroverse um das Fluchverbot in Singapur hat Max Verstappen einmal mehr angedeutet, dass die Art und Weise, wie die Formel 1 geführt wird, seine Zeit in der Serie verkürzen könnte. Doch wie besorgt sollten Formel 1 und die FIA sein, dass der Niederländer tatsächlich aufhören könnte?
© Motorsport Images
Max Verstappen und FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem sind sich uneins Zoom
Als dreimaliger Weltmeister ist Verstappen es gewohnt, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit an einem Grand-Prix-Wochenende zu stehen. Doch in Singapur geriet der Red-Bull-Fahrer aus den falschen Gründen ins Rampenlicht.
Er war in eine Kontroverse mit der FIA über seine Ausdrucksweise in der Pressekonferenz am Donnerstag verwickelt. Die Saga begann mit einem Interview des FIA-Präsidenten Mohammed bin Sulayem, in dem er die Formel 1 aufforderte, daran zu arbeiten, das Fluchen der Fahrer aus der TV-Übertragung zu verbannen.
Als Verstappen am Donnerstag über den RB20 sprach und das F-Wort benutzte, erhielt er eine Strafe der FIA für gemeinnützige Arbeit. Diese Strafe wurde sowohl von ihm selbst als auch seinen Kollegen mit Ungläubigkeit aufgenommen.
In seiner typischen rebellischen Art protestierte Verstappen mit absichtlich knappen Antworten in den offiziellen FIA-Pressekonferenzen, nur um dann eigene Medienrunden abzuhalten, in denen er alle Fragen offen und frei beantwortete.
Verstappen: "Das ist kein Weg, im Sport weiterzumachen"
Verstappens Handlungen waren nicht nur eine Zurschaustellung seiner rebellischen Unbekümmertheit, sondern trugen auch einen echten Unterton von Unzufriedenheit und Bitterkeit. Er hatte das Gefühl, dass die Fahrer daran gehindert werden, sich frei auszudrücken, zumindest in einem vernünftigen Rahmen.
"Wenn man nicht man selbst sein kann, muss man mit solchen albernen Dingen umgehen. Ich bin an einem Punkt meiner Karriere, an dem ich mich nicht ständig mit so etwas beschäftigen möchte. Das ist wirklich ermüdend", sagte Verstappen.
"Natürlich ist es großartig, Erfolg zu haben und Rennen zu gewinnen, aber wenn man all das erreicht hat, möchte man auch eine gute Zeit haben. Jeder gibt sein Bestes, aber wenn man sich ständig mit diesen albernen Dingen auseinandersetzen muss: Für mich ist das definitiv kein Weg, im Sport weiterzumachen."
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Dies ist eine kaum verhüllte Drohung, die Serie zu verlassen - was seltsam erscheinen mag für einen extrem gut bezahlten 26-Jährigen, der seine Disziplin dominiert, drei Titel gewonnen hat und auf dem besten Weg ist, die Geschichtsbücher neu zu schreiben. Doch wie ernst sollte die Formel 1 seine Ankündigung nehmen?
Gründe für einen vorzeitigen Rücktritt gibt es einige
Es ist erwähnenswert, dass dies nicht das erste Mal ist, dass Verstappen signalisiert hat, dass er nicht ewig dabei sein wird. Nachdem seinem ersten WM-Titel 2021 erklärte er bereits, dass er wenig Interesse daran habe, die Rekorde von Lewis Hamilton zu jagen oder nur der Teilnahme wegen in der Formel 1 zu bleiben.
Auch die Ausweitung des Kalenders auf 24 Rennen und die Einführung von Sprintrennen haben seine Freude an der Serie getrübt. "Ich bin überhaupt kein Fan davon", sagte er zu Beginn der letzten Saison, als er nach zum Sprintformat befragt wurde.
"Ich denke, wenn wir all diese Dinge machen, wird das Wochenende noch intensiver, und wir haben ohnehin schon so viele Rennen. Wir gehen in Saisons, in denen wir irgendwann 24, 25 Rennen haben, und wenn wir dann noch mehr Sachen hinzufügen, lohnt sich das für mich nicht. Ich habe keinen Spaß daran."
Verstappen äußerte auch Bedenken bezüglich des Reglements für 2026, wobei die Fahrcharakteristik der neuen Boliden ein weiterer Faktor ist, der seine Entscheidung beeinflussen könnte. Sein aktueller Red-Bull-Vertrag gilt bis 2028.
Manchen erscheint Verstappen deshalb vielleicht als verwöhnt und von sich eingenommen, doch die Realität sieht etwas anders aus. Es ist wichtig zu betonen, dass Verstappen ein echter Racer ist, aus einer Familie von Rennfahrern kommt. Seine Erfolge haben ihn widerwillig zu einem globalen Superstar gemacht.
Er ist derjenige, der nach der Poleposition in Imola direkt zum Simracing übergegangen ist, um seinen Kumpels zu helfen, ein 24-Stunden-Rennen zu gewinnen. Er plant bereits, sein eigenes GT3-Team zu gründen und bei den 24 Stunden von Le Mans zu starten - idealerweise so weit wie möglich weg von der Formel 1.
Trotz Vertrag bis 2028: Niemand kann Verstappen zwingen
Verstappen tritt an, um zu fahren und zu gewinnen, und er befasst sich mit all dem zusätzlichen "Bullshit"- wie er es nennt - eben nur so lange, bis er genug davon hat.
Die Zensur und das Gegängel durch die FIA, wie etwa die Geldstrafe für Carlos Sainz, weil er nach seinem Qualifikationscrash die Strecke überquerte, sind nur weitere Elemente, die die Waage in seinem zehnten Formel-1-Jahr kippen lassen.
"Als ich das sah, sogar nur als Hinweis, dachte ich mir: 'Mein Gott, was machen wir hier?' Diese Dinge sind für mich einfach super albern. Wir sind nicht dumm", kommentierte der Niederländer die besagte Sainz-Strafe in Singapur.
Es gibt natürlich den Faktor von Verstappens langfristigem Vertrag bis 2028. Aber neben eventuellen Ausstiegsklauseln, die es ihm ermöglichen könnten, das Team zu wechseln, ist die Formel 1 zu fordernd, als dass Red Bull einen Fahrer an seinen Vertrag binden könnte, wenn er nicht mehr dabei sein möchte.
Doch so weit sind wir noch nicht, und es bleibt zu hoffen, dass private Gespräche zwischen der Fahrergewerkschaft und der FIA dazu beitragen, die Schärfe aus diesem unerwünschten Vorfall zu nehmen und einen Kompromiss zu finden.
"Ich weiß nicht, wie ernst sie solche Dinge nehmen", sagte Verstappen, als er gefragt wurde, ob sein Protest bei der FIA ankommen wird. "Aber für mich gilt: Wenn es genug ist, ist es genug. Die Formel 1 wird auch ohne mich weiterlaufen, das ist kein Problem, aber für mich ist es auch kein Problem. So ist es halt."
"Wenn man nicht wirklich man selbst sein kann, sagt man am besten nichts. Aber das will niemand, denn dann wird man zum Roboter, und so sollte es im Sport nicht laufen."
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