• 22.03.2012 17:57

  • von Sven Haidinger & Dieter Rencken

Wie Brawn in Zukunft böse Überraschungen verhindern will

In Melbourne stieß Mercedes im Rennen auf völlig unerwartete Reifenprobleme - Ross Brawn macht die Herangehensweise des Teams im Freien Training verantwortlich

(Motorsport-Total.com) - Für Mercedes wurde der Grand Prix von Australien zur großen Enttäuschung. Entgegen der Erwartungen fraß der neue F1 W03 mit Nico Rosberg am Steuer wie sein Vorgänger Hinterreifen - Teamkollege Michael Schumacher war bereits in der Anfangsphase wegen eines Getriebedefekts ausgeschieden. Am Ende blieben die Silberpfeile punktelos, weil Sergio Perez zu allem Überdruss in der Schlussrunde Rosbergs Hinterreifen aufschlitzte.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Ab der achten Runde wurde Nico Rosberg von den Reifen im Stich gelassen

Doch für hängende Köpfe sorgte vor allem der enorme Reifenverschleiß. Wie geht die Truppe von Ross Brawn nun mit diesem Problem um? "Das ist keine einfache Sache", weiß Rosberg. "Wir haben viel analysiert, es gibt viele Ideen, es gibt viele Dinge, wo wir sicher sind, dass sie uns in dieser Situation helfen werden." Dennoch ist sich der Wiesbadener nicht sicher, ob das Problem rasch aus der Welt geschafft werden kann: "Einige Dinge benötigen etwas mehr Zeit, um die Situation in den Griff zu kriegen."

Brawn: Herangehensweise des Teams schuld

Zunächst möchte man beim Setup des Autos ansetzen. Weil man den Reifenverschleiß nach den niedrigen Temperaturen im Freien Training unterschätzte, schenkte man diesem Thema bei der Abstimmung vor dem Qualifying zu wenig Beachtung und legte den Schwerpunkt auf die Performance. Ein Fehler, wie sich herausstellte.

"Man kann sich das Verhalten der Reifen ansehen und all diese Dinge, über die wir Bescheid wissen", blickt Teamchef Brawn auf das Melbourne-Wochenende zurück. "Wir wurden aber ausgetrickst, weil wir am Freitag und am Samstag keine Anzeichen des Problems sahen. Es zeigte sich in dieser Form erst im Rennen am Sonntag. Das ist es, was wir lernen müssen, denn unsere Herangehensweise am Freitag und am Samstag offenbarte das Problem nicht stark genug."

Der Brite sieht das Problem ganz klar bei seinem Rennstall und nicht bei der Charakteristik der Pirelli-Pneus. "In aller Fairness", so Brawn, "wir haben an diesem Wochenende keine tolle Arbeit geleistet. Andere Teams leisteten bessere Arbeit, daher denke ich nicht, dass etwas mit den Reifen nicht stimmt. Im Rennsport ist man sehr davon abhängig, wie man die Reifen nutzt und ob man einen Weg findet, um sie effektiver zu nutzen."

Brawn mit Mercedes-Motor zufrieden

Doch trotz der Katerstimmung gibt es bei Mercedes auch positive Aspekte. Im Qualifying zeigte man sich so stark wie schon lange nicht mehr - Michael Schumacher fuhr mit Platz vier das beste Qualifying-Ergebnis seit seinem Comeback ein. Das war unter anderem auf das innovative und umstrittene F-Schacht-System zurückzuführen.

Doch nicht ausschließlich, denn auch das bärenstarke Mercedes-Aggregat leistet dazu seinen Beitrag. "Ein Rennauto ist immer eine Mischung aus vielen Dingen, und der Motor ist ein wirklich wichtiger Faktor in diesem Spiel", erklärt Brawn. "Wir haben einen starken Motor, wir haben einen effizienten Motor, und in Bezug auf die allgemeine Performance unserer Autos ist der Motor kein Grund zur Sorge. Das Motorpaket ist sehr stark, und damit bin ich sehr glücklich."