Whitmarsh über den denkwürdigsten Moment seiner Karriere

Warum die Siegerehrung in Kanada 2007 Martin Whitmarshs Karriere-Highlight ist, woran Montoya scheiterte und ob er Schumi oder Häkkinen schneller einschätzt

(Motorsport-Total.com) - McLaren ist eines von wenigen Topteams, das dafür bekannt ist, stets beide Cockpits mit den bestmöglichen Piloten besetzen zu wollen - Stallkriege, wie sie zwischen Ayrton Senna und Alain Prost oder Fernando Alonso und Lewis Hamilton aufgetreten sind, prägten daher die Geschichte des Rennstalls aus Woking. Aus diesem Grund liest sich auch die Liste der Fahrer, die bisher für McLaren ins Rennen gegangen sind, beeindruckend.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz, Lewis Hamilton, Nick Heidfeld, Martin Whitmarsh

Martin Whitmarshs Highlight: 2007 mit der "McLaren-Familie" auf dem Podest Zoom

Der nunmehrige Teamchef Martin Whitmarsh schrieb einen großen Teil dieser Geschichte mit und arbeitete mit zahlreichen Topstars zusammen - ob zunächst als Renningenieur oder später als stellvertretender Teamchef und jetzt als Teamchef. Er hat viele Spitzenfahrer kommen und gehen sehen. Die Zusammenarbeit mit Lewis Hamilton, der von McLaren bereits als Zwölfjähriger entdeckt wurde, sieht Whitmarsh heute als besonderes Kapitel.

Hamilton Whitmarshs ganzer Stolz

"Ich bin stolz darauf, an der Entwicklung einer so großartigen Karriere beteiligt gewesen zu sein", sagt der Brite gegenüber 'F1News.ru'. "Wir erkannten schon in jungen Jahren, dass er ein möglicher Weltmeister ist - das ist eine große Sache. Ich bin glücklich, an diesem Prozess teilgenommen und über viele Jahre hinweg Schlüsselentscheidungen getroffen zu haben."

Währenddessen sieht er die Tatsache, dass Hamiltons erster Teamkollege Fernando Alonso Ende 2007 seinen Vertrag mit McLaren vorzeitig beendete, auch als persönliches Versagen: "Es ist immer schwierig, wenn sich die Wege mit starken Piloten trennen. Es tut mir Leid, dass wir viele starke Fahrer verloren haben, wie Fernando oder auch Lewis."

Der denkwürdigste Moment in Whitmarshs Karriere

Whitmarshs denkwürdigster Moment in seiner bisherigen Formel-1-Karriere war aber interessanter kein Weltmeister-Titel mit einem Fahrer, sondern die Siegerehrung beim Grand Prix von Kanada in Montreal 2007. "Es war der erste Sieg von Hamilton", blickt er zurück. "Das war ein spezieller Tag für Lewis, und ich wollte mit auf das Podest, was bei mir nicht so oft vorkommt."

"Bevor es losging, umarmten wir uns alle." Martin Whitmarsh

Doch der folgende Moment ist ihm nicht nur wegen Hamiltons Triumph in Erinnerung geblieben: "Am Weg nach oben fiel mir auf, dass ich neben Nick Heidfeld und Alex Wurz stehen würde. Ich kenne beide sehr gut. Wir haben ihnen in ihren Karrieren geholfen. Alle drei Piloten, die also am Weg zum Podest waren, waren Teil der McLaren-Familie. Es mag sich seltsam anhören, aber das war wahrscheinlich der beste Augenblick meiner Karriere: Bevor es losging, umarmten wir uns alle - das war ein unvergesslicher Moment."

Häkkinen schneller als Schumacher?

Hamilton krönte sich 2008 zum ersten McLaren-Champion seit Mika Häkkinen 1999 und beendete eine lange Durststrecke des Teams. Der Finne war Michael Schumachers langjähriger Erzrivale - doch wer war eigentlich der schnellere Fahrer? "Ich würde sagen, es war Mika", glaubt Whitmarsh. Nach dem Abgang der langjährigen McLaren-Teamkollegen Häkkinen und David Coulthard setzte das Team auf eine weitere Fahrerpaarung, die durchaus Zündstoff barg - "Iceman" Kimi Räikkönen und der heißblütige Kolumbianer Juan-Pablo Montoya.

"Ich denke, dass Montoya sich nie das Ziel gesetzt hat, wirklich große Erfolge in der Formel 1 zu erzielen." Martin Whitmarsh

Montoya hatte davor bei Williams mit aufregenden Manövern für Furore gesorgt und Schumacher mehrmals herausgefordert, doch bei McLaren kam seine Karriere ins Trudeln. Für viele passte der unberechenbare Südamerikaner, der stets mit seinem gesamten Familienclan zu den Rennen reiste, nicht zum kühlen, perfektionistischen McLaren-Rennstall.

Doch was war für Whitmarsh der Grund, dass die Mission Montoya schieflief? "Ich denke, dass Juan-Pablo sich nie das Ziel gesetzt hat, wirklich große Erfolge in der Formel 1 zu erzielen", sieht er die Untefschiedliche Philosophie als Ursache. Er erinnert sich aber auch an Highlights: "Er hatte ein paar Siege. Das Rennen in Silverstone war traumhaft - daran kann ich mich sehr gut erinnern. Er hat auch in Monza gewonnen."