Whitmarsh: Hamilton ist auch nur ein Mensch
Der McLaren-Mercedes-Teamchef über die "Lügen-Affäre" und warum er die Schuld auch beim Team sieht, dass sich der Champion unglücklich verhalten hat
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat bei vielen Fans an Reputation verloren, nachdem bekannt wurde, dass er beim Großen Preis von Australien zusammen mit dem mittlerweile entlassenen Teammanager Dave Ryan die Rennleitung belogen hat. Zusammen mit seinem Team muss sich der amtierende Weltmeister vor dem Automobilweltverband für sein Verhalten noch einmal verantworten, könnte eine empfindliche Strafe kassieren.

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Lewis Hamilton genießt nach wie vor die volle Unterstützung von Martin Whitmarsh
Sein Teamchef Martin Whitmarsh ist jedoch davon überzeugt, dass die Öffentlichkeit seinen Fahrer als "großartigen Weltmeister" ansieht und nicht als Lügner. Ob Hamilton dem Image der Formel 1 durch sein Verhalten geschadet hat, wird die FIA entscheiden müssen, diese enthält am Montag zunächst vor der Anhörung am 29. April einen Bericht ihres Beobachters und der Rennleitung des Großen Preises von Australien.#w1#
Für die "Silberpfeile" ist die Lage prekär, denn die "Spionage-Affäre" liegt gerade einmal etwas über anderthalb Jahre zurück. Damals erkannte der Weltmotorsportrat dem Rennstall alle in der laufenden Saison eingefahrenen WM-Punkte ab, zudem wurde man zu einer 100-Millionen-Rekordstrafe verdonnert.
Sollte der Weltmotorsportrat der Meinung sein, dass die nachträgliche Disqualifikation vom ersten Saisonrennen in Melbourne keine ausreichend hohe Strafe ist, könnte man noch einmal nachlegen. Hinzu kommt das mögliche Risiko, dass das Image Hamiltons nachhaltig leidet, sowie auch viele andere Fahrer durch umstrittene Aktionen in der Öffentlichkeit umstritten waren oder es noch sind.
"Lewis hat offen und mutig zugegeben, was er falsch gemacht hat, und er hat sich dafür entschuldigt", wird Whitmarsh von 'ESPN Star' zitiert. "Ich denke, dies steht im Kontrast zu manch anderen Dingen, die in der Formel 1 passiert sind, das macht meiner Meinung nach einen Unterschied aus."
Nach Ansicht des 50-Jährigen sei es für die Öffentlichkeit ein Leichtes, mit Fingern auf Fahrer zu zeigen, und dabei zu vergessen, dass diese auch Fehler machen, wenn sie unter extremen Druck stehen und sich der Fokus auf sie richtet: "Dies sind hart arbeitende Menschen, die fehlbar sind, und im Eifer des Gefechts passieren ihnen Fehler. Diese fügen Schaden zu, aber ich denke, dass die Leute verstehen, dass niemand perfekt ist."
Schlussendlich müsse die Öffentlichkeit entscheiden, was sie von einem Fahrer halte. Whitmarsh ist sich jedoch sicher, dass die Öffentlichkeit schlussendlich an den Leistungen und am Mut eines Piloten interessiert ist.
Man müsse die Leistung der Piloten, die häufig sehr jung seien, in einem extrem gefährlichen, auslaugenden und herausfordernden Wettbewerb stehen, hoch anrechnen: "Die Leute werden ihn schlussendlich als einen großartigen Weltmeister bewerten, und hoffentlich als einen großartigen mehrfachen Weltmeister, und sie werden anerkennen, dass er ein Mensch ist."
Hamilton habe sich großartig verhalten, indem er sich für sein Verhalten entschuldigt hat: "Lewis ist noch ein junger Mann, aber er ist Weltmeister und ist für sein Verhalten verantwortlich. Er ist auch ein wichtiger Botschafter für diesen Sport. Ich denke, dass es eine große Schande ist, dass wir ihn bei McLaren nicht ausreichend geleitet haben, um die Standards einzuhalten, die wir anstreben oder wollen."

