Whitmarsh: "Alle sind in verschiedenen Positionen"
Dreikampf um ein Cockpit bei McLaren-Mercedes für 2007: Pedro de la Rosa, Gary Paffett und Lewis Hamilton hoffen - das Team lässt sich die nötige Zeit
(Motorsport-Total.com) - Der frühe Abgang von Juan-Pablo Montoya brachte die Spekulationen über das zweite Cockpit beim McLaren-Mercedes in der Saison 2007 auf Hochtouren. Auf die Dienste von Kimi Räikkönen wird man wohl verzichten müssen, im Interview mit 'autosport.com' ging McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh auf diese Möglichkeit nicht mehr ein. Doch es gibt auch so genug Kandidaten auf das Cockpit neben Fernando Alonso.

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Martin Whitmarsh: McLaren-Mercedes möchte nichts falsch machen
Pedro de la Rosa, längjähriger Testfahrer des Teams, hat nun die Chance, seine Qualitäten unter Beweis zu stellen. Von der Liste der Kandidaten, die 2007 ein Stammcockpit erhalten können, möchte Whitmarsh den Spanier nicht streichen - ganz im Gegenteil. Er habe durch gute Leistungen die Chance, sich unentbehrlich zu machen. Und für die restlichen Saisonrennen 2006 bietet er sich aufgrund seiner Erfahrung ohnehin an.#w1#
Pedro de la Rosa legt die Messlatte
Mit seinen Einsätzen in der laufenden Saison setze er die Messlatte - nicht nur für sich selbst, sondern auch seine Mitstreiter um den Posten. "Das Schöne an Pedro ist, dass er erfahren und intelligent ist", so Whitmarsh. "Er möchte unbedingt für uns fahren und es ist ein Vergnügen, dass er nun für uns fahren kann. Möchte er, dass man ihm das Cockpit für das nächste Jahr verspricht? Natürlich möchte er das!"
Eine tadellose Vorstellung könnte dafür sorgen, dass man um de la Rosa gar keinen Bogen mehr machen kann. "Jeder Rennfahrer muss denken: 'Auf dieser Möglichkeit muss ich aufbauen und Rennen gewinnen und sie damit überzeugen, mich zu behalten.'", fuhr er fort. Ein Sieg wäre dann auch ein "zwingendes Argument".
Anders sieht die Situation bei Gary Paffett und Lewis Hamilton aus, die ebenfalls auf einen Vollzeitjob bei den "Silbernen" schielen. Paffett hat als Testfahrer schon die Teamführung überzeugen können. "Er befindet sich in einer Lernphase und die Realität ist auch, dass er in dieser Lernphase Lewis schon voraus ist", so Whitmarsh.
Paffetts Entwicklung noch nicht abgeschlossen
Eine Einschätzung sei vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Entwicklungen ohnehin nicht leicht zu geben. De la Rosa habe momentan das meiste zu bieten. "Daher denken wir, dass er die beste Option ist", erklärte er. Aber Paffett und Hamilton Entwicklungsprogramm seien langfristig angelegt. "Sie alle sind in verschiedenen Positionen."
Paffetts diskrete Vorstellungen bei Testfahrten täuschten zudem, denn im Rahmen seiner Entwicklung sei er erst an dem Punkt angelangt, schnelle Zeiten auf die Bahn zu brennen. "Wenn wir eine Kristallkugel gehabt hätten, dann hätten wir die Lernkurve vielleicht steiler angesetzt", so Whitmarsh. "Aber wenn wir Gary oder Lewis in Frankreich eingesetzt hätten, dann wäre das eine sehr große Aufgabe für sie gewesen."
Wohin die Entwicklung der beiden Youngsters sie 2007 bringen wird, sei bisher noch unklar. "Wie sehen ja manchmal, dass junge Fahrer gebracht werden, wenn sie noch gar nicht bereit dazu sind", so Whitmarsh. "Manchmal gehen sie unter, es gab in den vergangenen Jahren viele Fälle, in denen das Talent verschleudert wurde."
"Mit Gary oder Lewis soll das nicht passieren", so die klare Order. "Wenn wir möchten, dass sie richte und zuverlässige Möglichkeiten für das nächste Jahr sind, dann ist es das Beste, sie nicht zu früh in das Auto zu setzen." Versprochen habe man den beiden ohnehin nichts. "Wir sagen ihnen, dass wir weiter mit ihnen arbeiten."
Kein "Verheizen" der hoffnungsvollen Talente
Bisher verlief zumindest die Arbeit mit Paffett sehr gut. "Er ist ein feinfühliger Fahrer, er versteht, was vor sich geht", erklärte er. "Er hat bisher in jeder Serie gewinnen können, in der er fuhr. Bis zum Vorjahr war er immer bei rechten schlechten Teams unterwegs. In der DTM zu gewinnen, gegen Jungs, die das schon etwas länger machen, zeigt, dass er ein Siegertyp ist. Ich bin sicher, dass er in der Formel 1 gewinnen wird, vielleicht mit diesem Team, vielleicht mit einem anderem. Das werden wir sehen."
Ein "Ausleihen" an ein anderes Team, das dann vielleicht auch Triebwerke erhält, wäre also ebenfalls möglich. Gegen eine Verpflichtung von Paffett und Hamilton spricht allerdings, dass McLaren selten Formel-1-Novizen an den Start bringt. Vor allem bei Hamilton müsse hier sorgsam abgewogen werden.
"Wenn wir ihn im nächsten Jahr einsetzen und er hat Mühe, dann werden wir dafür kritisiert, in zu früh gebracht zu haben", erklärte Whitmarsh. "Wenn wir ihn aber nicht einsetzen, dann werden wir dafür kritisiert, dass wir diese Möglichkeit haben verstreichen lassen. Aber wir müssen letztlich eine Entscheidung treffen, von die wir glauben, dass sie richtig ist - unabhängig von der Kritik."

