• 17.11.2002 15:08

  • von Fabian Hust

Wer gewinnen will muss auch verlieren können

Die Automobilhersteller erklären, warum man sich nicht aus der Formel 1 zurückzieht, selbst wenn Siege ausbleiben

(Motorsport-Total.com) - Mehrere hundert Millionen Euro lassen sich die Automobilhersteller jährlich ihr Engagement in der Formel 1 kosten. Egal ob der Automobilhersteller Ferrari, BMW, Mercedes, Renault, Honda, Jaguar oder Toyota heißt ? es wird immer nur einen Gewinner geben. Nicht umsonst befürchten einige Formel-1-Experten, dass zu viele Hersteller in der Formel 1 zu einem Kollaps führen könnten.

Titel-Bild zur News: Olivier Panis

Es gibt immer nur einen Sieger, da muss man auch mal ein Verlierer sein

Ein Privatteam zieht sich nicht zurück, nur weil es nicht gewinnt. So lange das Geld da ist, wird man bei jedem Rennen an den Start rollen. Doch wenn die Vorstände der großen Automobilhersteller wegen ausbleibender Siege Millioneninvestitionen streichen, ziehen sich die Teams zurück und werden mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine Lücke hinterlassen.

BMW, die definitiv noch bis 2004 in der Formel 1 bleiben werden, kämpfen zurzeit wie alle anderen gegen die rote Übermacht Ferrari: "Es ist uns allen klar, dass es in diesem Sport keinen ständigen Sieger gibt", wird Motorsportdirektor Gerhard Berger von 'ESPN' zitiert. "Man muss wissen, wie man gewinnt und man muss wissen, wie man verliert. Es wäre für keinen gut, wenn wir immer die gleichen Sieger hätten. Wir haben anhand von Ferrari gesehen, dass es einen Punkt gibt, an dem eine dominante Position für keinen mehr gut ist."

Für den Österreicher steht fest, dass der bayerische Automobilhersteller in der Formel 1 Erfolg haben muss, will man die selbst gesteckten Ziele erreichen: "Wir tun alles, um zu gewinnen und natürlich müssen wir auch gewinnen, aber wir müssen nicht jedes Rennen und jede Weltmeisterschaft gewinnen." Mit anderen Worten: Selbst für einen siegverwöhnten Hersteller ist es nicht unbedingt notwendig, dass man in jedem Jahr großartige Erfolge feiert. Das beste Beispiel ist Mercedes, hier arbeitet man intensiv an der Anknüpfung an die Erfolge von 1998 und 1999.

Renault hat die Rückkehr nach nur vier Jahren der Abwesenheit aus der Formel 1 gefeiert und das, obwohl die Konkurrenz so hart wie noch nie ist: "Wir sind für eine lange Zeit dabei, außer wir haben jammervolle Ergebnisse, was ich aber wirklich nicht erwarte", so RenaultF1-Geschäftsführer Patrick Faure. "Wir haben uns langfristig verpflichtet. Wir sind nicht hier, um nur eine WM zu gewinnen und uns dann zurückzuziehen."

Interessant sind die Aussagen der Hersteller vor allem im Zusammenhang mit der ab 2008 geplanten Konkurrenzserie. Gerade der Name Formel 1 hilft den Herstellern, ihre Marke zu stärken: "Wenn man sich ein Image aufbauen will, dann muss man für lange Zeit in der Formel 1 bleiben", so Faure weiter. "In unserer Vergangenheit haben wir die Weltmeisterschaft nie mit einem kompletten Renault-Paket gewonnen. Wir mögen unerledigte Geschäfte nicht?"

Honda feierte als Motorhersteller in den vergangenen Jahrzehnten in der Formel 1 ähnliche Erfolge wie Renault, hier gibt aber Entwicklungschef Otmar Szafnauer zu, dass ein Rückzug durchaus nach dem Gewinn des Titels erfolgen könnten: "Wir werden mindestens so lange bleiben, bis wir den Titel gewonnen haben. Die Möglichkeit, dass wir vorher gehen, gibt es nicht. Herr Honda hat einmal gesagt, dass es ohne Rennsport kein Honda gibt. Das ist unserer Unternehmensphilosophie. Er glaubte, dass der Rennsport die Marke und das Unternehmen verbessert. Wir werden also lange dabei sein."