Wenn Deutsche und Schweizer am selben Tisch essen...

Laut Mario Theissen ist das Verhältnis zwischen BMW und Sauber schon jetzt besser, als es mit Williams je war - Posten des Teamchefs bleibt unbesetzt

(Motorsport-Total.com) - Es ist kein Geheimnis, dass BMW das Williams-Team seinerzeit am liebsten komplett übernommen hätte, doch die knorrigen Briten ließen nicht einmal einen richtigen Informationsfluss im gewünschten Ausmaß zu, weshalb sich diese Frage eigentlich nie stellte. Kein Wunder, dass sich BMW nun mit dem neuen Partner Sauber wesentlich wohler fühlt.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Theissen ist kein klassischer Teamchef, sondern BMW Motorsport Direktor

Der deutsche Automobilhersteller übernahm das Rennteam aus der Schweiz formell gesehen am 1. Januar 2006, doch der Integrationsprozess begann schon viel früher. Insgesamt sollen etwa 100 neue Mitarbeiter angeworben werden, von denen viele schon jetzt am Werk sind, und gleichzeitig ist auch ein Ausbau der Fabrik in Hinwil geplant. Da der Laden nun BMW gehört, gibt es im Gegensatz zu Williams-Zeiten niemanden mehr, der in die Suppe spuckt.#w1#

Hinwiler und Münchner essen am selben Tisch

"Vom ersten Tag an sitzen die Hinwiler und die Münchner Mitarbeiter an einem Tisch beim Essen", erklärte Mario Theissen im Interview mit dem 'Hamburger Abendblatt'. "Das hat es mit Williams bis zuletzt nicht gegeben. Der Unterschied ist, dass alle unter einem Firmendach arbeiten und sich dieser Firma zugehörig fühlen. In der Formel 1 kann man heute nur ganz nach vorne fahren, wenn man das beste Gesamtpaket hat. Dazu braucht man ein Team, das eingespielt ist wie ein Orchester."

Im Qualifying in Bahrain reichte es zunächst zu Platz zehn - zu wenig? "Der Vorstand sieht es sehr realistisch, er kennt unsere Ausgangsbedingungen und weiß, welche Schritte noch erforderlich sind", relativierte Theissen. "Er erwartet, dass wir ganz nach vorne kommen, aber im Vorstand sind auch genügend Sachkunde und Sportsgeist vorhanden. Deshalb gibt es auch keine Platzvorgabe. Ich kann jedenfalls versichern: Die Erwartungen im Team sind sehr hoch."

BMW Sauber F1 Team will 2008 Weltmeister werden

"Der Begriff Teamchef steht für eine Aufgabe in einem Team, das sein eigenes Auto entwickelt, den Motor aber woanders kauft." Mario Theissen

Nick Heidfeld, der mittels eines Dreijahresvertrags an das BMW Sauber F1 Team gebunden ist, hat schon vor Wochen angekündigt, dass er 2008 um den WM-Titel kämpfen möchte, während er momentan noch nicht einmal Podestplätze für realistisch hält. Bei BMW denkt man also langfristig - doch mit einem klassischen Teamchef plant man weiterhin nicht. Auch Theissen bezeichnet sich beharrlich als BMW Motorsport Direktor.

"Abgesehen davon, dass es bei BMW solche Titel nicht gibt, steht der Begriff Teamchef für eine Aufgabe in einem traditionellen Formel-1-Team, das sein eigenes Auto entwickelt, den Motor aber woanders kauft", erklärte er. "Meine Aufgabe aber ist es, alle Motorsportaktivitäten von BMW zu steuern. Die Formel 1 ist dabei der Schwerpunkt, aber das weltweite Tourenwagenengagement oder unsere Nachwuchsserie Formel BMW sind für mich eine gesunde Ergänzung."