• 22.04.2002 19:40

  • von Fabian Hust

Weiterhin Rätselraten um flexible Bauteile am F2002

Die Verwendung angeblich illegaler Aerodynamik-Tricks von Ferrari sorgt hinter den Kulissen weiter für Diskussionen

(Motorsport-Total.com) - Ausgerechnet vor dem Großen Preis von Spanien in Barcelona, wo unter Experten die Aerodynamik auf Grund der Streckencharakteristik als wichtigste Komponente eines Autos gilt, scheinen die Diskussionen um biegsame Flügel und flexible Unterböden am F2002 noch nicht endgültig abgehakt zu sein. Dass es solche Anschuldigungen gibt, ist nicht ungewöhnlich, schließlich hat Ferrari das beste Auto gebaut, welches dementsprechend von der Konkurrenz genauestens begutachtet wird. Um die voll verkleidete Vorderradaufhängung des McLaren-Mercedes macht sich angesichts der fehlenden Konkurrenzfähigkeit der Silberpfeile mittlerweile freilich keiner mehr Gedanken.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher in der "Variante Alta": Dubiose "barge board"-Bewegungen

Angefangen soll alles beim ersten Auftritt des neuen Autos in Brasilien haben, wo Ferrari überraschend auf der Geraden über einen extrem hohen Top-Speed verfügte und dennoch im Infield keine Zeit auf die Konkurrenz verlor ? untypisch für die bisherigen roten Renner aus Italien. Die Konkurrenz hat diesen Vorteil scheinbar in einem biegbaren Heckflügelelement des neuen F2002 ausgemacht, das sich bei zunehmender Geschwindigkeit verformt um so weniger Luftwiderstand aufzubauen. Angeblich bat die FIA Ferrari nach dem Rennen, das Teil bis Imola zu verändern.

Da der Flügel von der FIA in Brasilien abgenommen wurde, darf man davon ausgehen, dass er dem Reglement entsprochen hat, vielleicht aber nicht dem berühmt-berüchtigten "Sinn des Reglements", weswegen man vielleicht um eine Nachbesserung bat. Dennoch zeigte Patrick Head im Imola-Training auf der Großbildleinwand in der BMW-Williams-Box auf den Heckflügel von Michael Schumachers F2002. Möglicherweise sieht man immer noch eine zu hohe Aktivität des Heckflügels, die im Reglement an für sich klar geregelt ist und von der FIA mit simplen Methoden nachgemessen werden kann.

Streitpunkt Nummer zwei ist ein flexibler Unterboden, der nach einem Bericht der 'F1 Racing' aktiv dafür sorgen könnte, dass sich die seitlichen Windabweiser um bis zu vier Zentimeter nach oben bewegen, was ebenfalls nicht reglementkonform wäre. Ein führender Ingenieur ? man darf annehmen Patrick Head von Williams ? soll dem Technischen Delegierten der FIA, Jo Bauer, darauf aufmerksam gemacht haben, dass sich die Windabweiser in der 'Variante Alta' von Imola, der schwierigen 120-km-Schikane, um den angesprochenen Betrag nach oben bewegen.

Nach Angabe des Fachmagazins hat die Untersuchung des F2002 durch Jo Bauer ergeben, dass die Bewegung durch eine ungewöhnlich große Menge an Ballast im Unterboden begründet ist. Dies würde auch erklären, warum das Phänomen in der 'Variante Alta' besonders gut sichtbar gewesen ist ? dort nämlich müssen die Fahrer voll über die Randsteine räubern, was die Wirkung verstärken würde. Für den Motorsportweltverband FIA dürfte das Thema damit wohl vorerst abgehakt sein, nicht aber für die Konkurrenzteams, die durchaus einen Regelbruch erkennen können, da weder der Unterboden noch die so genannten 'barge bords' laut Reglement beweglich sein dürfen.

Auf die Vorwürfe angesprochen meinte Michael Schumacher in einem Interview mit 'Premiere' ausweichend: "So etwas ist in der Formel 1 Alltag. Dafür gibt es ja Stewards, bei denen man sich anmelden kann, wenn man begründete Bedenken hat und diese nahe legen kann. Diese entschieden dann, ob sie rechtens sind oder nicht. Dies hat man zwar hintenrum gemacht anstatt offiziell, aber jeder hat eben seinen eigenen Stil, wie er diese Dinge nahe legt."

Bevor die Formel 1 ihren nächsten rufschädigenden Protest hat, dürften die anderen Teams abwarten, ob der Ferrari die gleichen Phänomene auch in Barcelona zeigt. Möglicherweise traten diese nur in Imola wegen der speziellen Streckencharakteristik auf. Eine Disqualifikation müssen die Ferrari-Fans in Barcelona wohl kaum befürchten, es sei denn, Ferrari hat von der FIA die klare Aufforderung bekommen, die angesprochenen Graubereiche am F2002 zu verändern. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass meistens mehrere Rennen vergehen, bis es eindeutige Verbote gibt, zumal es sich hierbei nicht um offensichtlich illegale Bauteile zu handeln scheint.

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