• 25.06.2010 11:18

  • von Marco Helgert

Webbers mentale Härte

Mark Webber erlebt derzeit seine beste Formel-1-Saison mit intakten Titelchancen zu Saisonhalbzeit - Er selbst kann nur Spekulieren, warum es so gut läuft

(Motorsport-Total.com) - Manchmal hilft eine Leidenszeit, um noch mehr zu erreichen als zuvor. Bei Mark Webber kann man diesen Eindruck gewinnen. Nach einem Leidensjahr 2009, als der Teamkollege Sebastian Vettel der WM-Kandidat war, dreht der Australier nun auf. Webber ist ein klarer Titelkontrahent, seine Leistungen sind nicht nur konstanter als in den Vorjahren, sie sind vor allem konstant besser.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber macht sich keine Gedanken um seine WM-Chance

"In jedem Jahr habe ich versucht, mein Bestes zu geben, und diese Saison gestaltet sich bisher sehr gut für mich", so Webber bei 'formula1.com'. Der Australier hat einigen Rennwochenenden seinen Stempel nachhaltig aufgedrückt. "2009 hatte ich solche Wochenenden nicht. Ich weiß nicht, warum das so ist. Aber das ist ja ein angenehmes Problem."#w1#

Im Vorjahr spielte noch mit hinein, dass sich Webber wegen des Beinbruchs im November 2008 nicht gut auf die neue Saison vorbereiten konnte. "Mental war das wirklich schwierig", erklärte er. "Ich hatte zwischen den Rennen noch Operationen - so etwas hilft nicht. Schmerzen hatte ich nicht viel, aber mental war es schwierig. Zudem hatte ich keine Erholung zwischen den Saisons, der Januar und Februar 2009 waren die anstrengendsten Monate meines Lebens, um für die Saison bereit zu sein."

Große und kleine Veränderungen

Nun stehen diese Probleme nicht mehr an, zwischen zwei Rennen stünden keine Besuche bei Ärzten an, die gesamte Kraft kann in die Formel 1 fließen. Dann kommen noch kleine Details dazu. "Ich war nie ein Fan der Qualifikation mit viel Benzin, das Qualifying in diesem Jahr ist besser", so Webber. "Das mag sich wie eine kleine Sache anhören, aber es kann einen Unterschied ausmachen."

Und so ist Webber plötzlich mittendrin im WM-Kampf - und diesen nimmer er an. "Ich habe eine Chance, natürlich, aber der Weg ist noch lang", erklärt er. "Es ist einfach zu früh, um Vermutungen anzustellen, an wen der Titel gehen könnte oder nicht. Da kommen ja einige Fahrer infrage."

Zu diesen gehört auch Teamgefährte Sebastian Vettel. Doch trotz der Kollision in der Türkei ist eine teaminterne Ausrichtung wie zu Schumachers Ferrari-Zeiten mir Rubens Barrichello für Webber undenkbar. "Diese Tage sind vorbei", so Webber. "So kann man das heute nicht mehr machen. Und die Fans würden das auch nicht mehr akzeptieren."

Erfahrung kein Hinderniss

So bleibt als Bonuspunkt Webbers Erfahrung. "Die bekommt ja automatisch, wenn man älter wird. Man kann sie weder kaufen noch im Laden einfach mitnehmen. Auch härteres Arbeiten bringt keine Erfahrung", erklärt er. "Aber ob die Erfahrung mir hilft? Es fügt mir zumindest keinen Schaden zu."

Dafür schmilzt der materialbedingte Vorsprung auf McLaren allmählich zusammen, nachdem Lewis Hamilton zwei Siege in Folge feiern konnte. "Eine große Überraschung war das ja nun nicht", winkt Webber ab. "Wir waren mit unserer Pace in Montréal dennoch sehr zufrieden. Natürlich haben sie gerade einen Lauf, aber wir wissen - und sie wissen das auch -, dass sie nicht alle Rennen mit einem Doppelsieg beenden werden."