• 03.04.2010 15:44

Webber: "Ich war das schwarze Schaf"

Der Red Bull Racing-Pilot auf der Pressekonferenz über seine mutige Reifenwahl und seine haarsträubende Runde zu Beginn

(Motorsport-Total.com) - Frage: "In diesem Qualifying drehte sich alles darum, zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir haben gesehen, dass einige Leute nicht die richtigen Entscheidungen getroffen haben und infolgedessen leicht verwundbar waren. Wer hat bei dir die Entscheidung getroffen, auf Intermediates zu setzen?"
Mark Webber: "Das haben Ciaran (Pilbean, Webbers Renningenieur; Anm. d. Red.) und ich zusammen gemacht. Ich muss das Auto fahren und er muss sich die Streckenbedingungen anschauen und auch das Wetter-Fenster. Es ist absolut der falsche Reifen, wenn der Regen stark runter kommt, und absolut der richtige Reifen, wenn er ein wenig länger zurückhält."

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber war sich des Risikos bewusst, das er mit seiner Reifenwahl einging

"Es hatte schon angefangen zu tröpfeln, aber stellenweise war es definitiv der richtige Reifen. An anderen Stellen war das Risiko, die Kontrolle über das Auto zu verlieren, groß. Ich war mir nicht bewusst, dass ich der einzige Kerl auf Intermediates war. Ich dachte, dass vielleicht auch Sebastian auf ihnen fahren würde, und ich wusste nicht, wer es um mir herum ebenfalls probiert. Ich wusste nicht, dass ich in den Top 10 das schwarze Schaf war."#w1#

"Aber schlussendlich haben wir die Entscheidung zusammen gefällt und es ging darum, die Runde zusammen zu bekommen. Das war für alle jedoch eine schwierige Stunde. Ich möchte nicht nach jemandem mit Eiern schmeißen, nach irgendeinem Team, denn es ist so schnell passiert, dass man falsch liegt, und massiv auf dem falschen Fuß erwischt wird. Und dann kann man nicht mehr darauf reagieren, das haben wir bei beiden Ferrari und Lewis gesehen, die am Ende alles probiert haben, als die Strecke schon nicht mehr so gut war."

"Im zweiten Qualifying-Teil benötigten wir natürlich ein Kanu, da sich die Bedingungen hier so schnell ändern und es unter diesen Bedingungen absolut nicht fahrbar ist. Man fährt mit 40 bis 50 km/h, aber selbst die Einfahrt in die Boxengasse war sehr schwierig. Wenn es hier regnet, dann wissen wir, dass es beeindruckend ist. Glücklicherweise haben wir es heute hinbekommen, auch für das Fernsehen, den Job zu erledigen. Lasst uns schauen, wie es aussieht, wenn wir morgen aufwachen."

Frage: "Konntest du auf deiner letzten Runde, als du erneut schneller warst, spüren, dass es überall etwas mehr Haftung gab? Wie hat es sich für dich auf deinen drei schnellen Runden verändert?"
Webber: "Ich wusste, dass ich mich wieder verbessere. Ich hatte immer noch meine trockene Runde im Gefühl, ich hatte also eine grobe Vorstellung basierend auf den Einheiten zuvor, dass ich sieben oder neun Sekunden langsamer bin. Ich wusste, wo ich im Vergleich zu den Kurven zuvor gewinne oder verliere. Unter diesen Bedingungen muss man es immer probieren, und in jeder Runde so viel Druck wie möglich machen, da es so wechselhaft ist. Manche probieren etwas anderes, und bei ihnen funktioniert es nicht. Im zweiten Qualifying-Teil war es für mich eine knappe Angelegenheit, denn man musste zu Beginn die Zeit fahren, und Pedro drehte sich vor mir. Ich musste mich aus diesem Grund an ihm vorbei zwängen und wusste, dass ich die Runde beenden muss. Ich verlor viel Zeit, aber glücklicherweise kam ich durch diese Runde. Es ist sehr, sehr schnell passiert, dass man es nicht schafft."

Frage: "Es muss sich anfühlen, als hättest du heute die Lotterie gewonnen?"
Webber: "Nicht allzu schlecht, für alle Jungs. Der Sonntag war in Melbourne ein harter Tag. Wir haben erneut bewiesen, dass wir zurückschlagen und als Team unter schwierigen Bedingungen Entscheidungen fällen und beide Fahrer den Job erledigen können. Das ist für uns ermutigend. Wir geben alles, um am Sonntag mit dem richtigen Fuß aufzustehen und am Sonntagnachmittag ein gutes Ergebnis zu erzielen. Das werden wir auch morgen wieder tun."

Frage: "Von welchem Moment an warst du dir sicher, dass du die richtige Reifenwahl getroffen hast?"
Webber: "Nicht auf der ersten Runde. Ich hatte in der zweiten Kurve einen gewaltigen Schreckmoment, drehte das Auto beinahe am Scheitelpunkt in den Kurven zwei und drei. Natürlich hatte ich mir die Strecke auf der Runde aus der Box angeschaut, aber bis du nicht wirklich beginnst, Druck zu machen, realisiert du natürlich nicht, wie stark das Aquaplanings sein wird."


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Malaysia, Samstag


"Als ich die zweite Runde beendete und die dritte begann, da dachte ich, dass ich schon die schnellste Zeit gefahren sei, und als ich die Ziellinie überquert hatte wusste ich, dass meine Runde noch schneller war. Da wusste ich, dass es gut laufen würde. In dem Moment dachte ich 'Ja, dies ist ein guter Reifen'."

"Ich denke, dass es der schnellste Reifen war, auf dem man sein konnte, aber es war schlussendlich ziemlich riskant. Ich denke, dass es zwischen den beiden Reifen ziemlich knapp war. Ob ich auf dem Regenreifen auf Pole stehen würde, ist ein anderes Thema, aber schlussendlich hatten alle dieselbe Chance, dieselben Entscheidungen zu treffen."

"Es sieht danach aus, als hätten neun Jungs den einen Weg eingeschlagen und ich den anderen, und dies hat sich als richtig herausgestellt. Auch der Regenreifen arbeitete ziemlich gut, denn es ist klar, dass nicht fünf oder sechs Sekunden zwischen uns liegen, es ist nur eine Sekunde, und das unter diesen Bedingungen. Natürlich ist dies im Trockenen viel, aber unter diesen Bedingungen ist es nicht viel."

Frage: "Beide Red Bull-Fahrer starten von der Spitze, während alle großen Namen hinten stehen. Wird dies morgen im Kampf um die Weltmeisterschaft gut sein? Machst du dir Sorgen, weil du gestern einen Motorschaden hattest?"
Webber: "Zunächst einmal denke ich, dass es morgen ein langes Rennen gibt. Wenn es ein sehr, sehr trockener, langweiliger Grand Prix sein würde, dann hätten diese Jungs natürlich eine etwas interessanteren Nachmittag, oder einen schwierigeren Nachmittag, es durch das Feld nach vorn zu schaffen. Aber wenn es irgendwann regnet, dann kann sich das natürlich ändern. Es steht völlig außer Frage, wir wollen von vorne starten, und das haben wir heute geschafft. Das ist für uns ein Bonus."

"Der Motorschaden? Er hatte schon eine hohe Laufleistung. Man möchte niemals irgendeinen Motorschaden, aber so etwas passiert natürlich. Die Jungs machen unglaublich viel Druck. Wir tun alles, was wir innerhalb der eingefrorene Motoren machen können, um Leistung zu finden. Wir wissen, dass das Einfrieren für uns ziemlich hart ist, also unternehmen wir alles, um die Lücke auf jene Jungs zu schließen, die etwas mehr Leistung haben."

"Schlussendlich hatten wir einen Schaden und wir hoffen, dass wir daraus lernen und Fortschritte erzielen können. Aber natürlich können wir jetzt nicht die Spezifikation aller Motoren ändern. Seit den Testfahrten im Winter ist es dieselbe."