• 26.05.2008 10:16

  • von Dieter Rencken

Webber: "Habe mir ins Fäustchen gelacht"

Mark Webber über die Sutil/Räikkönen-Kollision und die schwierigen Bedingungen im Regen von Monaco: "Konnte nie 100 Prozent geben"

(Motorsport-Total.com) - Während einige Fahrer wie zum Beispiel Adrian Sutil gestern in Monaco ganz groß auftrumpften und alle Augen auf sich gerichtet hatten, arbeitete sich Mark Webber still und leise immer weiter nach vorne. Zwischendurch zündete der Red-Bull-Pilot dann auch mal seinen Turbo, als er die vorläufig schnellsten Rennrunden fuhr, und am Ende wurde er für seine hundertprozentig runde Performance mit dem starken vierten Platz und fünf WM-Punkten belohnt. 'Motorsport-Total.com' war bei Webbers Rennanalyse in der Energy-Station dabei.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber fuhr in Monaco zum fünften Mal hintereinander in die Punkte

Frage: "Mark, vierter Platz in Monaco, gut gemacht!"
Mark Webber: "Danke. In einem Rennen wie heute brauchst du Talent und Geduld, denn es wäre sehr leicht gewesen, abzufliegen und in die Mauer zu krachen. Vor allem zu Beginn auf Intermediates hatte es viel Aquaplaning - das war richtig schwierig. Es wäre nett gewesen, noch etwas länger zu fahren, bevor wir auf Slicks wechselten, aber wir hatten kein Benzin mehr. Wir mussten reinkommen, zwei, drei Runden zu früh, und dadurch verloren wir mit den Slicks ein bisschen Zeit."#w1#

Lob für Sutil

Frage: "Das war für dich die schwierigste Phase, oder?"
Webber: "Ja. Gerade im Mittelsektor war es hart. Ich wollte mich ein bisschen von der Gruppe absetzen, aber Sutil ist ein sehr gutes Rennen gefahren. Er und Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) kamen an mich ran, als ich zu früh auf Trockenreifen wechseln musste. Dann waren da ja auch noch die Überrundeten. Ich steckte anderthalb Runden hinter Jarno (Trulli; Anm. d. Red.) fest - und das kostet dich hier in Monaco immens viel Zeit. Aber das Wichtigste sind die fünf Punkte für das Team."

"Man musste immer ein bisschen Puffer lassen." Mark Webber

Frage: "Wer hat die Reifenentscheidung da getroffen?"
Webber: "Wir hatten keine andere Wahl. Mit den Slicks war es aber im ersten und dritten Sektor sehr riskant. Das war heute ein Rennen, in dem man nie 100 Prozent gehen konnte. Man musste immer ein bisschen Puffer lassen."

Frage: "Gegen Ende des Rennens warst du der schnellste Mann im Feld. Was war der Grund dafür?"
Webber: "Das Geheimnis ist, volles Vertrauen in die trockene Linie zu haben und voll zu pushen. Aber das ist ein Spiel mit dem Feuer, denn sobald du von der trockenen Linie weg bist, klebst du in der Mauer. Bis zum Schwimmbad musste man auch eine ganz andere Linie fahren, die wir in Monaco noch nie verwendet haben. Das mussten wir aber, denn daneben war es ja nass. Und in Rascasse trocknete es ganz langsam ab, aber dort lagen kleine Gummibällchen von den Intermediates. Das habe ich davor auf einer nassen Strecke auch noch nie gesehen."

Frage: "Gab es mit dem Wechsel von trockener auf nasse Strecke nach dem Tunnel Probleme?"
Webber: "Nein, das war okay, wahrscheinlich auch wegen des Windes. Aber Rascasse war richtig knifflig wie gesagt."

Frage: "Waren die Befürchtungen wegen des Fahrens ohne Traktionskontrolle im Regen gerechtfertigt?"
Webber: "Ich denke, die Topfahrer haben heute bewiesen, dass sie es auch ohne können, denn die Bedingungen waren wirklich schwierig. Ja, wir haben ein paar Fehler gesehen, aber nicht alle Unfälle waren automatisch Fahrfehler. David (Coulthard; Anm. d. Red.) wurde zum Beispiel aus dem Rennen geworden, weil sein Motor auf das Runterschalten nicht reagierte. Keine Ahnung, was anderen passiert ist. Die Gischt war natürlich schlimm, aber wirklich Sorgen muss man sich erst machen, wenn es noch mehr Aquaplaning gibt und wenn die Geschwindigkeiten höher sind, denn dann siehst du wegen der Gischt nichts mehr. Das war heute gar nicht so schlimm."

Spaß bei abtrocknenden Bedingungen

Frage: "Wie schwierig war es denn wirklich?"
Webber: "Am meisten Spaß hat es gemacht, als es abtrocknete. Man konnte zwar in der Schikane schon spät bremsen, aber man hatte am Ausgang immer noch Wheelspin wegen des Wassers. Das war geil!"

"Ich habe gehört, dass immer noch ein paar Teams für die derzeitige Regel sind." Mark Webber

Frage: "Die Safety-Car-Regel war hier nicht anders als zuletzt. Wie wird es da weitergehen?"
Webber: "Das wussten wir ja schon vorher. Soweit ich weiß, wird an einer Lösung gearbeitet. Für eine Änderung braucht es ja Einstimmigkeit, und ich habe gehört, dass immer noch ein paar Teams für die derzeitige Regel sind. Dadurch können wir nicht zurückwechseln. Ich weiß nicht, wer das ist, aber ich hoffe, dass sie ihre Meinung ändern werden."

Frage: "Wie ging es mit den blauen Flaggen heute?"
Webber: "Es war ein Albtraum! Einige schnelle Jungs hatten ja zwei Runden Rückstand, einige langsame nur eine - da soll noch jemand Durchblick haben! Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) war zum Beispiel sehr fair, denn er hat mich schon nach zwei Kurven durchgelassen. Es war auch für die Streckenposten schwierig. Ich meine, wenn Sutil Kovalainen überrundet, wie sollen die das erahnen? Normalerweise ist es ja genau andersrum."

Frage: "Hast du den Fehler von Kimi Räikkönen gesehen, als er Adrian Sutil reingefahren ist?"
Webber: "Oh ja. Ich glaube, er hatte Probleme mit den Reifen. Das konnte ich schon sehen, als er nach seinem Stopp vor mir wieder rauskam - speziell mit den Hinterreifen. Aber alle saßen im selben Boot, denn alle brauchten zwei oder drei Runden, um ihre Hinterreifen nach der Safety-Car-Phase auf Temperatur zu bekommen. Beim Restart hat er versucht, hart zu attackieren, aber dafür waren seine Hinterreifen noch nicht heiß genug. Ich habe mir bei der Kollision natürlich ins Fäustchen gelacht!"