• 29.10.2009 19:10

  • von Dieter Rencken

Webber: "Es herrscht eine gute Kontinuität"

Red-Bull-Pilot Mark Webber über seinen zweiten Rennerfolg, den neuen Yas Marina Circuit und die Aussichten für die kommende Formel-1-Saison

(Motorsport-Total.com) - Nach einer Reihe bescheidener Ergebnisse musste Mark Webber im Sommer als erster der vier Titelkandidaten das Handtuch werfen. In Brasilien konnte der australische Rennfahrer seine Pechsträhne aber hinter sich lassen und strich seinen zweiten Saisonerfolg ein, den er als große Genugtuung empfand. Seine Jahresleistung stuft Webber insgesamt recht positiv ein, wie er vor dem Großen Preis der Vereinigten Arabischen Emirate in seiner Medienrunde zu Protokoll gab.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber holte in Brasilien zum zweiten Mal in seiner Karriere einen Sieg

Frage: "Mark, es hatte den Anschein, als ob du dieses gute Ergebnis in Brasilien wirklich gebraucht hast..."
Mark Webber: "Ja, absolut. Genau das habe ich Christian (Horner; Anm. d. Red.) auch auf meiner Ehrenrunde gesagt. Suzuka war einfach nur hart. Es war übel, eine so schwere Strafe in der Startaufstellung hinnehmen zu müssen, wo doch nur ein kleiner Schaden den Chassiswechsel nötig machte."#w1#

"Diese Strafversetzung war jedenfalls genug, um mein Wochenende zu zerstören - und das auf einer Strecke, wo das Auto sehr gut war. Das war gleich doppelt schlimm. Es ist einfacher zu schlucken, wenn du ohnehin nicht konkurrenzfähig bist. Brasilien war also genau das, was mir der Doktor im Hinblick auf Singapur und Suzuka verschrieben hatte."

"Ich war schon in der Qualifikation in guter Verfassung." Mark Webber

"Ich befand mich das gesamte Wochenende über an der Spitze und hatte alles unter Kontrolle. Ich war schon in der Qualifikation in guter Verfassung und das hat sich im Rennen fortgesetzt - abgesehen von Rubens, der im ersten Stint phänomenal unterwegs war und eine Lücke von fünf bis sechs Sekunden aufmachen konnte."

Frage: "Das war nun schon dein zweiter Sieg. War es jetzt einfacher für dich?"
Webber: "Ich denke schon, ja. Ich war wesentlich ruhiger und hatte eine Lücke zu Robert. Er hatte offensichtlich einen kurzen zweiten Stint und holte zu diesem Zeitpunkt etwas auf mich auf. Ich habe mich einfach um das Auto gekümmert und es ins Ziel gebracht."

"Ich habe mich ständig beim Team erkundigt, ob jemand auf den Option-Reifen unterwegs wäre. Das war eine Variable, die das Ganze noch einmal hätte verändern können. Mir wurde gesagt, dass Heikki damit unterwegs sei. Ich bekam also einige Informationen. Abgesehen davon habe ich einfach meinen Platz abgesichert."

Die Lichtverhältnisse sind schwierig

Frage: "Was sind deine ersten Eindrücke vom Yas Marina Circuit?"
Webber: "Ich habe erst einmal eine Runde auf dem Roller gedreht und war angenehm überrascht. Ich dachte eigentlich, dass es in etwa so aufregend werden würde wie Valencia. Aber so ist es überhaupt nicht. Und das ist gut! Es gibt einige Höhenwechsel, ein paar Kurven mit blinden Scheitelpunkten und einige Ecken, die nach außen hin abfallen."

"Da haben sie wirklich gute Arbeit geleistet. Hoffentlich ermöglicht die lange Gerade unterschiedliche Flügeleinstellungen, wodurch es zu Überholmanövern kommen könnte. Außenrum sieht es noch nach einer Baustelle aus, doch die Strecke an sich ist klasse geworden."

"Die Sonne versinkt recht aggressiv am Horizont." Mark Webber

Frage: "Wirst du dir den Kurs auch einmal bei Nacht anschauen?"
Webber: "Das habe ich schon gestern gemacht. Einfach aus dem Grund, zu schauen, wo die Lichter sind. Die Sonne versinkt recht aggressiv am Horizont. Die Scheinwerfer sind aber klasse. Sobald die angehen, ist alles hell erleuchtet."

Frage: "Wie ist es um die Zeit zwischen Tageslicht und Dunkelheit bestellt?"
Webber: "Das ist okay. Das Zeitfenster zwischen fünf Uhr und Viertel nach fünf Uhr ist wohl am kritischsten. Aber daran sollten wir uns gewöhnen."

"Es wird nicht so schlimm sein wie in Melbourne, denn dort gab es sehr viele Bäume und Schatten. Das war sicherlich ein Extremfall, bei dem die Augen mit nur wenig Helligkeit auskommen mussten - vor allem in den Bremszonen. Hier sollte es wesentlich einfacher sein."¿pbvin|512|2111|insidegp|0|1pb¿

Bei Red Bull herrscht Kontinuität

Frage: "Du hast nun zwei Siege eingefahren. Wie sehr bestärkt dich das in deinem Glauben, 2010 zur Riege der Titelanwärter zu zählen?"
Webber: "Ich muss sagen, dass wir eine sehr gute Saison hatten. Zur Saisonmitte dachte ich sogar, wir könnten etwas mehr erreichen, als es uns letztendlich gelang. Das hat aus unterschiedlichen Gründen aber nicht geklappt."

"Dennoch hatten wir sieben Podien, ein paar Siege und einige schnellste Rennrunden - und das, obwohl ich mit der schlechtesten Vorbereitung meiner Karriere in eine Saison gestartet bin. Was 2010 anbelangt, so herrscht eine gute Kontinuität im Team. Wir haben viele gute Jungs."

"Wir waren zwar nicht die Stärksten, aber doch eine starke Mannschaft." Mark Webber

"Wir haben in diesem Jahr ganz offensichtlich einen guten Job mit der Umsetzung der Regeln gemacht. Wir waren zwar nicht die Stärksten, aber doch eine starke Mannschaft. Die neue Saison wird sicherlich sehr aufregend. Wir müssen auf unsere diesjährigen Leistungen aufbauen."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Abu Dhabi


Frage: "Wo wurde die Meisterschaft deiner Meinung nach verloren?"
Webber: "Ich denke, der Doppeldiffusor hatte da sicherlich seinen Anteil. Die Interpretation dieser Regeln sorgte dafür, dass schon früh sehr viel Schaden angerichtet wurde. Aber diese Sache liegt ja nun schon weit zurück. Valencia und Monza wären beispielsweise zwei Schauplätze, an denen Brawn reichlich Punkte holte und wir im Prinzip leer ausgingen. Es gab nur wenige große Wendepunkte."

Das Silverstone-Update war besonders wichtig

Frage: "Warum wart ihr in Spa und Monza nicht so gut, wie ihr erwartet hattet?"
Webber: "Spa war eigentlich recht gut. Die Qualifikation war für alle Beteiligten eine Lotterie. Diese Session war jedenfalls sehr seltsam - Force India war auf einmal vorne mit dabei und wir lagen irgendwo im Mittelfeld."

"Der Samstag in Spa war sehr bizarr, denn am Freitag hatten wir mit unseren Benzinladungen noch sehr stark ausgesehen. Im Rennen konnten wir uns dann nur geringfügig verbessern. Es gab eine Strafe für das gefährliche Losfahren lassen in der Boxengasse, doch wir konnten dennoch ein paar Punkte auf Brawn gutmachen."

"In Monza haben wir uns bestmöglich verkauft." Mark Webber

"Jenson crashte und Rubens hatte Probleme mit dem Auspuff. In Monza haben wir uns bestmöglich verkauft. Wir hätten dort zwei Wochen lang unterwegs sein können und es hätte sich nichts verändert. In Singapur lief es dann wieder wesentlich besser."

Frage: "Welcher technische Fortschritt war deiner Meinung nach wichtiger: Das Update von Silverstone oder die Verbesserungen für Singapur?"
Webber: "Ich würde sagen: Silverstone. Das Update von Singapur war aber auch sehr gut. Die Jungs bei Red Bull haben wirklich fantastische Arbeit geleistet, um den Wagen anzupassen. Wenn man das Paket mitten in der Saison einem anderen Reglement anpassen muss, dann ist alles ein großes Schlamassel."

"Das ist ein großes und teures Unterfangen. Hinzu kam noch, dass es keine Testfahrten gab und dass wir trotzdem auf die Zuverlässigkeit und viele andere Dinge achten mussten. Da haben wir ein großes Comeback hingelegt. Brawn hatte dieses Designkonzept hingegen schon acht Monate vor Melbourne verfolgt. So wird es 2010 nicht sein."