• 21.01.2003 11:38

Webber: "Der Jaguar R4 ist ein ordentliches Auto"

Mark Webber über seine Eindrücke vom Jaguar-Team, dem neuen Auto und wie er sich auf die neue Saison vorbereitet hat

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was sind deine Eindrücke von der neuen Struktur bei Jaguar Racing?"
Mark Webber: "Nun, sie ist natürlich noch dabei, sich zu entwickeln. Aber die Hauptsache ist, dass die Leute ihre Aufgaben nun besser verstehen, was sehr wichtig ist. Die ganzen Veränderungen sind sehr positiv, auch wenn niemand behaupten kann, dass wir nun alle Probleme aus der Welt geschafft haben."

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber gibt sich nur vorsichtig optimistisch

Frage: "Ein Formel-1-Fahrer ist in der heutigen Zeit mehr als nur ein Bleifuß. In welche Gebiete der Technik wirst du in dieser Saison deiner Meinung nach integriert?"
Webber: "Man kann nicht leugnen, dass die Tage der Fahrer, die einfach das Auto anmachen, unverändert in es einsteigen und versuchen, das beste aus sich herauszuholen, längst der Vergangenheit angehören. Zunächst einmal ist die Rolle des Fahrers beim Aufbau des Teams sehr wichtig. Die Ingenieure und Mechaniker sind genauso leidenschaftlich dabei, die gleichen Erfolge wie die Fahrer zu erzielen und ich bin mir absolut bewusst, welchen Beitrag sie dazu leisten können. Ich meine, der Kerl, der die Schläuche für den Kühler des Autos macht, um ein Beispiel zu nennen, ist absolut wichtig, denn wenn der Schlauch kaputt geht, dann könnte ich aus dem Rennen sein."

"Kerle wie dieser arbeiten verdammt hart, um sicher zu stellen, dass solche Dinge nicht kaputt gehen, es ist also absolut fair, dass auch die Fahrer hart arbeiten sollen. Und natürlich arbeite ich hart, teste und bin an der technischen Entwicklung beteiligt. Ein Fahrer sollte in der Lage sein, wertvollen Input zu geben und das hoffe ich auch tun zu können. Zusätzlich darf man nicht vergessen, dass wir in der Unterhaltungsbranche sind und auch das Marketing und die PR-Arbeit genauso wichtig sind. Die Ford Motor Company und Jaguar Cars müssen für ihre Engagement in der Formel 1 etwas zurückbekommen und wir außerhalb des Autos eine genauso gute Leistung zeigen wie innerhalb."

Frage: "Was sind deine ersten Eindrücke vom R4?"
Webber: "Er sieht sicherlich gut aus. Wie immer trifft man schnell auf ein paar Schwachpunkte und da stellt der R4 keine Ausnahme dar. Das ist nicht zu vermeiden. Aber ich bin zuversichtlich, dass es ein ordentliches Design ist. Ich denke, dass man versucht hat herauszufinden, warum der R3 nicht so gut war und diese Lektionen hat man für den R4 gelernt."

Frage: "Was sind deine Ziele für 2003?"
Webber: "Nun, ich werde nicht meine Kristallkugel ausgraben und anfangen, Vorhersagen zu treffen. Aber ich möchte Rennen fahren, sagen wir es einmal so. Im letzten Jahr war ich bei Minardi in einem Team, das zum größten Teil ohne eigenem Verschulden in der Nähe oder ganz am Ende des Feldes fuhr. Ich sage nicht, dass wir die großen Teams 2003 herausfordern werden, aber ich hoffe natürlich, dass wir in dem engen Feld hinter ihnen ernsthaft ein Wörtchen mitreden können. Das ist mein Ziel und wenn wir in der zweiten Saisonhälfte Schritte nach vorne machen können, dann wäre das meiner Meinung nach eine gute Leistung. Ich freue mich auf Platzierungen in den Punkten, besonders in der zweiten Saisonhälfte."

Frage: "Glaubst du, dass du ein oder zwei Mal auf dem Podium stehen kannst?"
Webber: "Nun, ich glaube stark an moderat hohe Ziele, wenn das kein Widerspruch in sich ist. Also ja, das könnte passieren. Wenn zum Beispiel bei einem bestimmten Rennen Michelin viel besser gearbeitet hat als Bridgestone und wir ein wenig Glück haben und ein paar der Vorderen Pech haben, dann ja, warum nicht? Das hat ja bei Eddie im letzten Jahr in Monza hingehauen. Aber es könnte auch ganz leicht nicht so kommen. Ich gebe sowieso keine Prognosen ab."

Frage: "´Freust du dich über das Eine-Runden-Qualifying?"
Webber: "Nun, da wird es darauf ankommen, die Aggression zu kontrollieren, oder? Das werden mit Sicherheit die 90 wichtigsten Sekunden eines Grand-Prix-Wochenendes sein. Da wird es eine Menge Druck geben. Du wirst mit einem frischen Reifensatz die Boxengasse hinunter rollen und man kann sich nicht verstecken. Du musst es bringen und du weißt dies. Du hast nur eine Chance. Du wirst es auf einigen dieser Runden vermasseln und deshalb ist es wichtig, dass man konzentriert ist und sich mental nicht auf dieser Runde entspannt. Das wird eine neue Erfahrung sein."

"Manche Fahrer könnten das Qualifying so angehen wie die früheren auch. Wenn man dann einen heftigen Abflug hat, dann endet man am Ende des Feldes. Auf der anderen Seite könnte man alle drei Sektoren absolut gut hinbekommen und dabei könnte etwas Brillantes dabei herausspringen. Das ist Drahtseilakt. Wie ich schon gesagt habe, wird es davon abhängen, wie gut man seine Aggression im Griff hat. Das wird wirklich interessant sein."

"Um ehrlich zu sein wird das für uns alle eine neue Erfahrung sein, selbst für die Erfahrensten unter uns. Natürlich für die Fahrer aber auch für die Ingenieure und die Reifenhersteller. Tatsache ist, dass die meisten Teams keine andere Wahl haben, als sich sehr schnell an die neuen Regeln anzupassen."

Frage: "Du hast den Ruf, einer der fittesten Fahrer im Feld zu sein. Wie hast du dich auf die vor dir liegende Saison vorbereitet?"
Webber: "Natürlich wird der Körper eines Fahrers durch die Fliehkräfte stark belastet, es ist also meine Aufgabe, sicher zu stellen, dass mein Körper mit diesen Belastungen zurechtkommt. Und dann kommen die Hitze, der Druck und das Adrenalin dazu, mit dem man zurechtkommen muss. Das ist ein verzwickter Cocktail! Aber ich glaube an die Theorie, dass man mental umso besser arbeiten kann, je fitter man körperlich ist, besonders unter extremen Bedingungen. Ich habe aus diesem Grund eine Menge Ausdauertraining gemacht um sicher zu stellen, dass mein Körper mit zwei Stunden höchster Belastung zurechtkommt. Ich habe natürlich darüber hinaus trainiert, so dass mein Körper auch nach zwei Stunden noch fast seine Höchstleistung bringen kann und auch noch viel länger darüber hinaus effektiv arbeiten kann. Ich bin eine Menge gelaufen, Rad gefahren, sogar Langlauf und all diese Dinge."

Frage: "Wie kommst du mit deinem Teamkollegen Antonio Pizzonia aus?"
Webber: "Wir hatten eine wirklich gute Testzeit miteinander. Er kommt von einem Team, das natürlich in oder nahe der Top-3-Teams operiert wohingegen ich aus einem komplett anderen Rennstall komme. Aber ich fuhr Rennen während er nur getestet hat. Wir versuchen also, unsere Erfahrungen zu verschmelzen, so dass das ganze Team und jeder von uns profitiert. Ansonsten kommen wir sehr gut miteinander aus ? und er ist sehr schnell."