Watson lehnt Jaguar-Angebot als Teamchef ab
Nach Martin Brundle hat nun mit John Watson ein weiterer Ex-Formel-1-Fahrer den Posten als Jaguar-Teamchef abgelehnt
(Motorsport-Total.com) - Das Jaguar-Team ist weiterhin auf der Suche nach einem Sportdirektor: Nachdem vor ein paar Wochen schon Martin Brundle ein entsprechendes Angebot abgelehnt hat, erteilte nun auch John Watson dem britischen Rennstall eine Abfuhr. Wie er selbst bestätigte, hatte es in den letzten Wochen intensive Verhandlungen mit Jaguar gegeben.

© Jaguar
Von John Watson werden die "Raubkatzen" nicht gezähmt...
Watson hat im Laufe seiner Karriere mehr als 150 Rennen für Brabham, Penske, Surtees, Lotus und McLaren bestritten und wurde 1982 Vizeweltmeister hinter Keke Rosberg. Interessanterweise war er einst auch Teamkollege von Niki Lauda, als dessen Nachfolger er nun gehandelt wurde. Nach "einem tiefen Blick in meine Seele" musste er das ? zugegebenermaßen verlockende ? Angebot aber ausschlagen, weshalb Jaguar weiterhin einen Teamchef sucht.
"Ich fühle mich geehrt", teilte Watson dem 'Belfast Telegraph' telefonisch aus Australien mit, "für so eine Position überhaupt in Betracht gezogen zu werden, aber ich habe entschieden, dass das keine Aufgabe für mich ist. Ich finde, dass die Bedingungen des Angebots für mich nicht angebracht waren." Woran genau die Verhandlungen letztendlich gescheitert sind, wollte er aber nicht verraten.
Interessant ist, dass Jaguar offenbar verzweifelt nach einem sportlichen Aushängeschild als Sportdirektor sucht, aber erst Ende letzten Jahres Ex-Weltmeister Niki Lauda rausgeworfen hat. Dem Österreicher muss vermutlich eine Entschädigungszahlung überwiesen werden, was das Budget zusätzlich belastet. Hatte man zunächst noch angenommen, es würden nun eher technisch orientierte Manager die Leitung übernehmen, so sieht sich Jaguar offenbar doch wieder nach einem Typen wie eben Lauda um.
Watson: "Es gab ein paar Meetings mit Tony Purnell und anderen hochrangigen Mitgliedern der neuen Jaguar-Organisation und sie haben mich mit einem umfangreichen und aufregenden Konzept konfrontiert." Diese Pläne verfügen zwar anscheinend über gute Ansätze, sind aber nicht vergleichbar mit den Erfolgsrezepten von Teams wie Ferrari, Williams oder McLaren. Jaguar ist ja noch immer damit beschäftigt, den Scherbenhaufen der vergangenen Jahre neu zu sortieren.
Im Moment wird das Team von David Pitchford geleitet, der wiederum an Tony Purnell, den Direktor der Premier Performance Division und somit eigentlichen Lauda-Nachfolger, berichtet. Das Duo steht in intensivem Kontakt mit dem Ford-Vorstand in Detroit, hat aber kaum Erfahrung im Motorsport. Wohin das führen kann, musste vor einigen Jahren das Benetton-Team schmerzlich erfahren, als man Rocco Benetton die sportliche Leitung überließ.
Zwischen den bisherigen Jaguar-Kandidaten gibt es übrigens erstaunliche Parallelen: Sowohl Brundle als auch Watson fuhren viele Jahre in der Formel 1, schafften aber nie den wirklichen Durchbruch und gewannen auch nie eine Weltmeisterschaft. Nach ihrer aktiven Karriere begannen beide als Kommentatoren beim Fernsehen ? und auch die britische Abstammung stimmt überein.
Da an und für sich auch Niki Lauda in dieses Schema passen würde, wird mancherorts vermutet, dass der Österreicher lediglich den falschen Pass für den Posten hatte. Demnach ist wohl auch das jüngste Gerücht aus dem Internet, welches Laudas Landsmann Gerhard Berger, der überlegt, seinen BMW-Vertrag nicht mehr zu verlängern, mit dem Jaguar-Posten in Verbindung bringt, nichts weiter als reine Spekulation.

