• 13.08.2006 11:57

  • von Fabian Hust

Watson: Hat Button die notwendige Leidenschaft?

Der ehemalige Formel-1-Pilot fragt sich, ob Jenson Button in der Formel 1 mit der Top-Liga Schumacher-Alonso-Räikkönen mithalten kann

(Motorsport-Total.com) - Vor 30 Jahren gewann John Watson beim Großen Preis von Österreich auf dem verregneten Österreichring sein erstes Formel-1-Rennen. Bis er in seinem Penske-Ford PC4 die Ziellinie zum ersten Mal überqueren konnte, musste der Brite 41 Grands Prix warten, bis zum zweiten von insgesamt fünf Triumphen weitere 75 Rennen.

Titel-Bild zur News: John Watson

John Watson erlebte zwischen Sieg eins und zwei eine sehr lange Durststrecke

Jenson Button, der in Ungarn nach 113 Rennen das erste Mal siegte, hofft natürlich nicht, dass er auf seinen zweiten Sieg nicht so lange warten muss wie sein 60-jähriger Landsmann, denn dann müsste er sich bis 2010, bis er wieder ganz oben auf dem Podest stehen darf. Auf diese Gemeinsamkeit mit Watson kann Button also gern verzichten, der wie Watson damals ankündigte, nach seinem ersten Formel-1-Sieg den Bart abzurasieren.#w1#

Die Gemeinsamkeiten der beiden gehen jedoch noch weiter. So fuhr Watson damals für Penske, ein Team, das nicht mit den damals tonangebenden Teams Ferrari, Lotus, McLaren und Tyrrell mithalten konnte. Jenson Button hat mit Honda ebenfalls einen Arbeitgeber, der sich hinter Ferrari, Renault und McLaren anstellen muss. Doch wie Button nutzte Watson damals die Chance und fuhr auf einer nassen Strecke ein fehlerfreies Rennen.

"Jenson hat in Ungarn einen super Job hingelegt, das steht außer Frage", so Watson gegenüber dem 'Observer'. "Er wird sich nun bestärkt fühlen und ist heiß darauf, weiterzumachen. Aber die Realität ist, dass Honda im Moment das vierte Team hinter Renault, Ferrari und McLaren ist."

"Sie haben unter den unvorhersehbaren Bedingungen alles richtig gemacht und den Sieg verdient", so der 152-fache Grand-Prix-Teilnehmer weiter. "Das Ergebnis von Ungarn wird Honda einen verzweifelt benötigten Motivationsschub verleihen und ich würde sagen, dass man behaupten kann, dass er im Team ein paar Leute gerettet hat, die sich darüber Sorgen gemacht haben, dass sie am Ende des Monats ihre Entlassungsscheine bekommen."

Nach Watsons erstem Sieg waren 1976 noch fünf Rennen zu fahren - auch Button hat in diesem Jahr noch fünf Rennen vor sich und hofft auf ein besseres Ergebnis, als es damals Watson einfahren konnte (ein sechster Platz). Allerdings weiß der 26-Jährige nur zu gut, dass der Sieg unter normalen Umständen nur eine Eintagsfliege bleiben wird und selbst Podiumsplätze in den verbleibenden Rennen keine Selbstverständlichkeit sein werden.

Watson ist der Meinung, dass Honda an seiner Teamführung noch etwas ändern muss, um auf das Niveau der drei Top-Teams zu kommen: "McLaren, Ferrari und Renault werden von Individuen wie Ron Dennis und Jean Todt geführt. Sie sind Leute aus dem Rennsport - das ist der Unterschied. Jensons Erfolge in der Zukunft hängen davon ab, wie lange Honda braucht, um nach vorne zu kommen, oder wie lange er sich dazu entscheidet, bei Honda zu bleiben."

Der ehemalige Formel-1-Pilot stellt sich aber auch die Frage, in wie weit in Button ein Feuer brennt, das in einem Michael Schumacher lodert: "Michael schoss fast über sein Ziel hinaus, als er seine Position verteidigte", so Watson in Bezug auf das Rennen in Ungarn, als der Deutsche mit stumpfen Waffen kämpfte. "Aber gleichzeitig hat er ein unglaubliches Feuer gezeigt. Alonso hat es, Kimi Räikkönen ebenfalls. Aber nicht viele andere."