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Was hinter dem Lotus-Testabbruch stecken könnte
Lotus nannte einen Riss im Chassis als Grund für den Testabbruch in Barcelona, doch Ex-Technikchef Gary Anderson hat eine andere Vermutung
(Motorsport-Total.com) - Wie im Vorjahr wird das Lotus-Team in der zweiten Testwoche von einer Hiobsbotschaft gebeutelt. 2011 war es der schwere Rallyecrash von Robert Kubica, diesmal ist es der Verlust eines Drittels der Testtage vor der Saison. Ein Riss im Chassis hatte das Team aus Enstone gestern zunächst dazu gezwungen, die Versuchsfahrten abzubrechen. Als man das in Jerez eingesetzte Chassis in Enstone testete, erkannte man den gleichen Produktionsfehler und entschied, diese Woche gar nicht mehr auszurücken.
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Der Lotus E20 wird diese Woche nicht mehr aus der Box fahren
Doch welches Problem hat sich also so gravierend herausgestellt, dass sich das Team dazu gezwungen sah, vier Testtage herzuschenken? Ex-Jordan-Technikchef Gary Anderson vermutet gegenüber 'Autosport', dass es bei der Befestigung des Motors ein Problem gab. "Wenn man zwischen den Zeilen liest, dann würde ich sagen, dass es eher etwas mit der Befestigung des Motors zu tun hat als mit der Vorderrad-Aufhängung. Denn dann hätte man an der Strecke versuchen können, es mit einem Spezialkleber und Befestigungen provisorisch zu korrigieren, damit es vorübergehend hält."
Warum trat das Problem erst in Barcelona auf?
Mysteriös ist allerdings, dass das Problem in Jerez nicht aufgetaucht war und erst in Barcelona für Schwierigkeiten sorgte. Anderson glaubt, dass dies mit den unterschiedlichen Streckenkonfigurationen zu tun hat: "Die aerodynamischen Kräfte, die auf das Auto wirken, sind in Barcelona größer als in Jerez. Das könnte erklären, warum sich das Problem in Jerez nicht ausgewirkt hat."
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Grosjean klagte nach wenigen Runden, dass sich das Auto seltsam anfühlt Zoom
All das nährt seine Theorie, es könnte sich um ein Befestigungsproblem beim Motor handeln. "Die Tatsache, dass sich Lotus vom gesamten Test zurückgezogen hat und nicht in der Fabrik eine provisorische Lösung gesucht hat, um dann später in dieser Woche noch einmal zu fahren, lässt darauf schließen, dass es sich um ein ernsthaftes Problem handelt. Es lässt darauf schließen, dass sich die Befestigung des Motors auch beim zweiten Chassis etwas bewegt hat, aber nicht stark genug, um bei den geringeren Kräften in Jerez für ein Problem zu sorgen."
Der Ire hat zwei Stellen des Circuit de Catalunya als Stolpersteine für das Lotus-Chassis im Verdacht. "Im Bereich der Start-Ziel-Geraden gab es immer eine ziemlich böse Bodenwelle. Das könnte das Problem verursacht haben. Es könnte aber auch sein, dass Kurve 3, die lange Rechtskurve, schuld ist, wo das Chassis sehr stark verwindet wird."
Wie der Motor befestigt wird
Dieses Jahr mussten die Crashtests erstmals vor den Tests absolviert werden. Da mutet es durchaus kurios an, dass ausgerechnet jetzt ein Chassis den Ansprüchen an der Strecke nicht gerecht wird, während es diesbezüglich in der Vergangenheit selten ähnliche Probleme gab. "Es könnte sein, dass Chassis 1 für die Verwindungstests und Chassis 2 für die Crashtests verwendet wurde", überlegt der Ex-Technikchef. "Aber da man das Limit bezüglich der Steifheit des Autos nicht ganz ausreizt, könnte das Problem bei Chassis 1 verborgen geblieben sein."
Doch wie sieht die Motorbefestigung bei einem Formel-1-Boliden überhaupt aus? Anderson erklärt: "Der Motor wird mit Stollen befestigt, die in die Laminierung des Chassis' eingebettet sind. Es handelt sich um eine stabile Einflechtung, die aus Kohlefaser, bearbeitetem Aluminium, Titan und anderen Dingen besteht. Grundsätzlich geht es darum, dass es eine stabile Verankerung bietet."
Muss ein neues Chassis gebaut werden?
Obwohl Lotus die Testwoche bereits gestrichen hat, bedeutet das laut Anderson nicht, dass sich das Team nun in Ruhe auf den letzten Testblock in Barcelona vorbereiten kann. Womöglich muss man nun sogar ein neues Chassis bauen. "Man kann so ein Problem zwar in einer sterilen Umgebung in der Fabrik lösen, aber so etwas ist in einem Tag machbar. Da sie aber diese Woche gar nicht fahren, deutet das darauf hin, dass sie mehr tun müssen als Klebstoff und Befestigungen anzubringen. Es sieht nach einem dramatischeren Problem aus und sie könnten ein neues Chassis brauchen."
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Sorgte die Befestigung des Motors für den Testabbruch? Zoom
Er glaubt nicht, dass es sich um einen Designfehler handelt - vielmehr dürfte ein Produktionsfehler den bitteren Rückschlag für die Truppe aus Enstone verursacht haben. Anderson argumentiert, dass das Team das Renault-Aggregat seit Jahren kennt und damit eigentlich viel Erfahrung haben müsste: "Die Motorspezifikation und die Stelle der Befestigung beim Renault-Motor sollten sich nicht verändert haben, daher zweifle ich daran, dass es sich um eine Designfehler handelt. Warum sollte man in diesem Punkt das Rad neu erfinden?"
Anderson unterstützt Teamentscheidung
"Ich glaube eher, dass entweder ein Fehler beim Material, bei der Verklebung oder etwas ähnliches schuld daran ist", sagt Anderson. "Wenn es sich um ein Problem mit dem Klebstoff handelt, dann könnte das als kleines Problem beginnen und dann immer größer werden, denn es gibt am gesamten Chassis 50 Einbau-Stellen."
Der Formel-1-Insider unterstützt die Entscheidung des Lotus-Rennstalls, den Test abzubrechen. Dennoch glaubt er nicht, dass Romain Grosjean, der meinte, dass Auto hätte sich "seltsam" angefühlt, in Gefahr war: "Es handelt sich nicht um ein großes Sicherheitsproblem, aber wenn sich das Auto seltsam anfühlt, dann wird es meist noch schlimmer. Das Problem ist dramatisch genug, um den Test zu stoppen, daher wird es interessant, was jetzt passieren wird."