Permane: "Haben gesehen, wie gut Kimi ist"

Einsatzteam-Leiter Alan Permane erklärt, wie Lotus bei den Tests erkannte, dass Kimi Räikkönen zu den Besten zählt und warum er seine Schwächen für überbewertet hält

(Motorsport-Total.com) - Der Lotus-Rennstall hat harte Zeiten hinter sich. Als sich das Team 2010 aus den Trümmern der Crashgate-Affäre erhob, war so etwas wie Aufbruchsstimmung in Enstone zu spüren. Der neue Teamchef Eric Boullier baute den Rennstall um Hoffnungsträger Robert Kubica herum auf, doch das Schicksal meinte es einmal mehr nicht gut mit dem einstigen Weltmeister-Team: Nach einem Jahr verletzte sich Kubica bei einem Rallyecrash schwer - die Saison 2011 wurde daraufhin zur Enttäuschung.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen nützt in Jerez jeden Zentimeter der Strecke aus

Doch im Vorfeld der Saison 2012 sorgte das Team mit der Verpflichtung von Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen für einen Überraschungs-Coup. Der Finne hatte zwei Jahre lang pausiert und soll das Team nun endlich an die Spitze zurückführen. Die Tests in Jerez begannen vielversprechend, der neue E20 übertraf die Erwartungen - und Räikkönen ließ gleich am ersten Tag mit der Bestzeit aufhorchen.

Kann Räikkönen Kubica ersetzen?

Doch kann er die von Kubica hinterlassene Lücke (Formel-1-Datenbank: Räikkönen versus Kubica) ausfüllen? "Es ist noch sehr früh", tritt Alan Permane - Leiter des Einsatzteams - gegenüber 'Autosport' auf die Bremse. "Was wir aber sagen können, ist, dass er sich extrem gut eigefunden hat." Der Brite zeigt sich vor allem von Räikkönens Longruns beeindruckt: "Da ist er unglaublich stark und konstant."

Für Permane ist das ein Anzeichen, das Hoffnung gibt: "Dadurch kann man sagen, wie gut der Fahrer sein wird. Es geht nicht nur darum, sofort schnell zu sein, sondern, ob er das Tempo halten kann. Oft sieht man Fahrer, die eine schnelle, dann eine langsame Runde fahren und auf Longruns Fehler machen. Das gilt nicht für Kimi."

Kimi Räikkönen

Räikkönen überzeugte bei den Testfahrten auf Anhieb sein Team Zoom

Dennoch liegt die Latte im Team hoch: Bereits Größen wie Michael Schumacher, Alonso und Kubica fuhren für die Truppe aus Enstone, die ab 2012 unter dem Namen Lotus startet. Permane findet aber, dass Räikkönen den Vergleich mit seinen Vorgängern nicht scheuen muss. "Schon bei seiner ersten Fahrt hatte ich dieses Gefühl", sagt er. "Man erkennt, dass er ein außergewöhnlicher Fahrer ist."

Lotus: Vermeintliche Schwächen kein Problem

Permane gibt ein Beispiel: "Wenn wir von wenig Sprit auf viel Sprit wechseln, dann rechnen wir aus, wie groß der erwartete Unterschied in der Rundenzeit sein sollte. Und jedes Mal traf er es bereits in der ersten Runde. Ein schwächerer Fahrer benötigt Zeit, um das zu schaffen." Sein Urteil: "Kimi und das neue Auto sind ein starkes Paket."


Fotos: Kimi Räikkönen, Testfahrten in Jerez


Zumal das Team auch von seinen Fähigkeiten bei der Abstimmungsarbeit überzeugt ist: "Sein Feedback ist exzellent. Seine Kenntnisse über unterschiedliche Motoren- und Differentialeinstellungen sind exzellent. Ich finde keinen Grund, warum er kein guter Entwickler sein sollte."

Und auch den Kritikpunkt, der schweigsame Räikkönen könne kein Team führen, hält er für überbewertet: "Fahrer führen kein Team. Er muss ja nicht auf einem Podest stehen und uns sagen, wie wir unsere Arbeit machen müssen." Stattdessen gehe es in einem Formel-1-Team darum, dem Piloten ein gewisses Vertrauen und einen gewissen Respekt entgegenzubringen: "Das bekommt er bei uns, denn wir sehen, dass er weiß, was er tut."