Was der Alonso-Deal für die Formel 1 bedeutet
Die Hintergründe zum sensationellen Wechsel des Weltmeisters zu McLaren-Mercedes - "Silberpfeile" stehen vor einer rosigen Zukunft
(Motorsport-Total.com) - Erdbeben in der Formel 1: Völlig überraschend hat McLaren-Mercedes heute bekannt gegeben, dass der amtierende Weltmeister Fernando Alonso 2007 zum Team stoßen wird. Die "Silberpfeile" lassen damit auf dem Transfermarkt der Königsklasse des Motorsports ihre Muskeln spielen und unterstreichen, dass sie in Zukunft den Ton angeben wollen.

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Alonso bestreitet 2006 seine letzte Saison in Diensten des Renault-Teams
Der frühe Zeitpunkt der Verlautbarung mag zwar prinzipiell ungewöhnlich erscheinen, ist aber für McLaren-Mercedes nichts Neues, denn das britisch-deutsche Team hatte bereits am 17. November 2003 die Verpflichtung von Juan-Pablo Montoya für die Saison 2005 bekannt gegeben. Nun ist man ähnlich früh dran, weil man sich die Dienste des jüngsten Formel-1-Weltmeisters aller Zeiten auf keinen Fall entgehen lassen wollte.#w1#
Briatore sieht seinen Ziehsohn zum Erzfeind abwandern

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Der WM-Pokal ist schon silbern, bald auch sein Rennauto: Fernando Alonso Zoom
Doch was steckt eigentlich hinter dem Sensationsdeal? Fest steht, dass Flavio Briatore gerade irgendwo in Kenia aus Wut seinen Hut verspeist und eine 'Mild Seven' nach der anderen qualmt, weil ihn ausgerechnet sein geliebter Ziehsohn im Stich lassen wird. Briatore war es schließlich, der Alonso Ende 2001 von Minardi losgeeist, als Testfahrer zu Renault geholt und ihn dort innerhalb von nur drei Jahren zum Superstar gemacht hat.
Allerdings dürfte die Transfermeldung für den 55-Jährigen alles andere als überraschend gekommen sein, schließlich ist er nicht nur Alonsos Teamchef, sondern auch dessen Manager - und als solcher wird er am Millionendeal ebenfalls ein wenig mitnaschen. Darüber hinaus war Alonsos Flirt mit McLaren-Mercedes auch der Grund, weshalb Renault Heikki Kovalainen nicht zu BMW ziehen lassen wollte, denn der junge Finne aus der GP2-Serie soll in einem Übergangsjahr als Nachfolger aufgebaut werden.
Alonso hatte schon am vergangenen Wochenende erstmals indirekt anklingen lassen, dass er sich einen Wechsel vorstellen könnte: "Ich habe noch ein Jahr in meinem Vertrag mit Renault, und darauf will ich mich konzentrieren. Dann werde ich mir jenes Team aussuchen, das mir die besten Chancen gibt, Rennen zu gewinnen, denn das ist das, was ich möchte", so der 24-Jährige nach seinem einzigen Testtag dieses Winters in Jerez.
Konnte Renault die Alonso-Forderungen nicht erfüllen?
Man darf davon ausgehen, dass Briatore seinen Lieblingsschützling nur allzu gerne im Team gehalten hätte, doch weil Renault-Konzernchef Carlos Ghosn als alter Sparmeister gilt und keinen Hehl daraus macht, dass er nur solange Grand-Prix-Sport betreiben will, wie sich das Programm rechnet, war man gegen das von 'Vodafone' unterstützte Superangebot der "Silberpfeile" machtlos. Außerdem hätte man Alonso - nun ein gemachter Mann - keine Zukunft über das Jahr 2007 hinaus bieten können.
Für 'Vodafone' macht es insofern Sinn, mit Alonso einen dann wahrscheinlich verhältnismäßig teuren Starpiloten unter Vertrag zu nehmen, weil das Mobilfunkunternehmen mit dem Transfer nicht nur die Konkurrenzteams aussticht, sondern gleichzeitig auch den spanischen Gegner 'Telefonica', der naturgemäß sehr daran interessiert gewesen wäre, mit Alonso als PR-Zugpferd den spanischen Mobilfunkmarkt weiterhin zu beherrschen. Nun könnte 'Vodafone' in dieses Revier eindringen.
Kündigt McLaren-Mercedes Räikkönen oder Montoya?
Was den Transfermarkt in der Formel 1 angeht, so ergeben sich aus den heutigen Ereignissen ebenfalls einige Fragezeichen, schließlich muss McLaren-Mercedes nach der Saison 2006 entweder Kimi Räikkönen oder Juan-Pablo Montoya vor die Tür setzen. Es ist kein Geheimnis, dass die Herren Ron Dennis und Norbert Haug lieber Räikkönen behalten würden, doch dem amtierenden Vizeweltmeister werden Abwanderungsgelüste zu Ferrari nachgesagt.

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Werden diese beiden Herren 2007 Teamkollegen bei McLaren-Mercedes? Zoom
Umgekehrt wäre die Paarung Alonso/Räikkönen wahrscheinlich die spektakulärste seit Alain Prost und Ayrton Senna, die 1988 und 1989 ebenfalls unter Dennis für McLaren gefahren ist. Sollte Räikkönen jedoch weggehen, würde uns eben Ferrari eine solche Superkombination bieten - entweder mit Michael Schumacher und Räikkönen oder mit Motorrad-Superstar Valentino Rossi und Räikkönen, falls Schumacher doch in Rente gehen möchte.
Die Zukunft der Formel 1 riecht nun aber sehr nach einer silbernen Einfärbung: Mit der Traumfabrik in Woking, einer in jedem Fall erstklassigen Fahrerbesetzung, Mercedes-Motoren und starken Partnern wie 'Vodafone' oder 'Johnnie Walker' sind die "Silberpfeile" für die nächsten Jahre von der Papierform her am besten von allen Teams aufgestellt. Vielleicht überlegt sich dann ja selbst Schumacher auf seine alten Tage doch noch einen Wechsel...

