powered by Motorsport.com
  • 12.05.2012 14:01

  • von Dominik Sharaf

Warwick: "Regeländerungen nur zugunsten der Top 6"

Formel-1-Veteran Derek Warwick fühlt sich von DRS an die Turbo-Ära erinnert - Hemmen die blaue Flaggen den gegenseitigen Respekt der Fahrer?

(Motorsport-Total.com) - Es mag überraschen, dass gerade ein alter Hase aus der Turbo-Ära der Formel 1 Gefallen an den von Traditionalisten oft als künstlich verschrieenen Überholhilfen in der Königsklasse gefunden hat. "Es gab viele Fragezeichen. Aber DRS habe ich schon immer für ein großartiges Hilfsmittel gehalten", sagt Derek Warwick im Podcast der britischen Fachzeitschrift 'MotorSport'. "Das Racing war großartig", so der 57-Jährige über die Saison 2012.

Titel-Bild zur News: Derek Warwick

Hat Gefallen am Racing mit DRS gefunden: Derek Warwick

Als Rennkommissar konnte Warwick aus dem Kontrollraum beobachten, wie die Piloten den Heckflügel in den Freien Trainings und der Qualifikation einsetzen. "Sie sind die ganze Zeit auf dem Knopf. Faszinierend, dabei zuzuschauen", zeigt sich der 146-malige Grand-Prix-Teilnehmer beeindruckt.

Erinnerungen an Overboost werden wach

Das Energie-Rückgewinnungssystem hat er noch nicht in sein Herz geschlossen: "Wegen KERS bin ich immer etwas verwirrt. Da bin mir nie sicher, ob es jetzt funktioniert oder nicht", meint Warwick. Er erkennt Parallelen zu den achtziger Jahren: "Es produziert Überholmanöver. Das ist nicht anders als zu meiner Zeit in der Turbo-Ära. Da haben wir den Overboost dazu benutzt, um an Konkurrenten vorbeizugehen."

Allerdings mit dem Unterschied, dass auch der Vordermann auf diesen Knopf zurückgreifen konnte, was bei DRS nicht möglich ist. Kritiker sehen den verstellbaren Heckflügel ohnehin anders: nur eine technische Spielerei, die mehr Künstlichkeit produziert und das fundamentale Aerodynamik-Problem beim Überholen ignoriert.

Aerodynamikproblem nur radikal zu lösen

Warwick wehrt sich gegen diese Unterstellung. "Um das Grundproblem zu beseitigen, müssten die Flügel verschwinden. Und wer will schon ein Grand-Prix-Auto ohne Flügel sehen?", fragt er sich. "Denn das ist es, was zu tun wäre. Es gab eine Zeit, in der wir keine Frontflügel hatten", gibt Warwick zu bedenken und erwähnt den Williams aus der Saison 1982, der seinen Abtrieb noch durch den Groundeffekt mit profiliertem Unterboden produzierte.

An der Berechtigung von DRS in der Königsklasse könne es dennoch keinen Zweifel geben, meint der Mann, der für Toleman, Brabham, Renault, Arrows, Lotus und Footwork im Cockpit saß. "Wenn es das Spektakel erhöht, ist das gut für das Fernsehen und gut für die Formel 1", stellt Warwick klar und glaubt, dass weniger Regeln den Motorsport interessanter machen würden. "Bevor die blauen Flaggen eingeführt wurden, mussten wir uns an langsamen Fahrzeugen vorbeikämpfen."

DRS

Große Klappe: DRS-Flügel bei Lewis Hamilton Zoom

Mehr Respekt ohne blaue Flaggen?

Warwick erkennt in den ständigen Novellen ein Schema: "Alle Regeln bevorzugen die Fahrer unter den Top 6." Wäre er ein Pilot aus dem Hinterfeld, wäre er nicht glücklich darüber, auf den schmutzigen Teil der Strecke ausweichen zu müssen und die Reifen für zwei oder drei Runden wieder sauber fahren zu müssen. "Das tut mir Leid. Die, die hinterherfahren, werden komplett vergessen. Sie sind fast unwichtig", kritisiert Warwick.

In den achtziger Jahren hätten auf dem Asphalt andere Gesetze gegolten: "Wir haben uns daran erinnert, wenn wir blockiert wurden. Wir haben uns daran erinnert, wenn unsere schnelle Runde im Qualifying zerstört wurde - auch von den Toppiloten", erinnert sich Warwick, der die zuletzt von Fernando Alonso eingeforderten Respekt unter den Fahrern so auf natürlichem Wege erzeugt sieht. "Deswegen haben sich die Fahrer respektiert", sagt er.

"Wir haben uns daran erinnert, wenn wir blockiert wurden." Derek Warwick