Warum Monaco Lotus liegen sollte

Das Traditionsteam Lotus kehrt zur großen Triumphstätte zurück: Das Geheimnis um Fernandes' und Kovalainens Golf-Runde und warum man zuversichtlich ist

(Motorsport-Total.com) - Es ist ein Comeback mit viel Emotion: Lotus kommt an diesem Wochenende an eine seiner größten Triumphstätten zurück: nach Monaco. Denn ganz egal ob Graham Hill, Jochen Rindt, Ronnie Peterson oder Ayrton Senna - sie alle haben für das britische Traditionsteam im Fürstentum gesiegt. Das weiß auch Teamchef Tony Fernandes: "Es wird ein spezieller Moment für mich und für die vielen Fans, wenn unser Auto am Donnerstag auf die Strecke geht. Ich kann unser fast schon drittes Heimrennen kaum erwarten, zumal ich, seit AirAsia als Sponsor in den Sport eingestiegen ist, jedes Jahr gerne hierherkomme."

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen freut sich, die Updates erstmals im Rennen zu benutzen

Ein Sieg wird 2010 sicher nicht möglich sein, dennoch hat man mit Jarno Trulli immerhin einen Mann im Team, der 2004 den Formel-1-Klassiker bereits gewonnen hat. Der Italiener erzählt stolz: "Wenn du hier herumläufst, dann kannst du die Spannung förmlich einatmen. Jeder Fahrer will hier gewinnen und ich hatte dieses Glück 2004. Dennoch kann Monaco eine schwierige Erfahrung sein: Wir müssen uns auf das Rennen konzentrieren, doch hier steht man unter einem so enormen Druck, dass man kaum Zeit zum Denken und zur Konzentration hat." Was Trulli an Monaco besonders gefällt? "Eine gute Runde hinzubekommen, ist eine Herausforderung, doch wenn man den Verkehr bewältigt, dann ist das besonders befriedigend."#w1#

Trullis wichtigste Passage in Monaco

Eine Passage hat es dem Mann aus Pescara angetan: die Sektion am Schwimmbad. "Das ist eine der wichtigsten Stellen auf dieser Strecke: Du änderst die Richtung bei hoher Geschwindigkeit, bremst dann die nächste langsame Schikane an, durch die du trotzdem schnell durchfahren musst. Dort springst du über die Randsteine, aber nicht zu aggressiv, denn dann landest du in der Mauer. Dennoch muss man den Speed mitnehmen." Monaco ist also eine Gratwanderung. Das bringt auch Trulli auf den Punkt: "Wenn du's jedes Mal hinbekommst, dann ist alles in Ordnung. Wenn nicht, dann bist du draußen."

"So wie sich das Auto in Spanien anfühlte, sollten wir hier gut aussehen" Heikki Kovalainen

Draußen war sein Teamkollege Heikki Kovalainen in Spanien schon, bevor es so richtig losging. Der Finne musste am Renntag wegen eines Getriebeproblems zuschauen. Das war besonders bitter, da er so nicht in den Genuss der Updates am Auto kam, die rund eine Sekunde pro Runde bringen. "Daher freue mich jetzt umso mehr, wieder auf die Strecke zu gehen und Gas zu geben", sagt Kovalainen, der vor Zuversicht strotzt: "Da es keine Auslaufzonen gibt, zahlt man hier für jeden kleinen Fehler, doch ich mag Stadtkurse, da sie eine gute Fahrzeugkontrolle belohnen. So wie sich das Auto in Spanien anfühlte, sollten wir hier gut aussehen."

Dieser Meinung ist auch Technikchef Mike Gascoyne. Kein Wunder, gilt doch die Aerodynamik als Achillesferse des Lotus-Boliden, in Monaco zählt jedoch mechanischer Grip. "Es sollte uns hier gut gehen", prophezeit der Brite. "Wir sind stark in langsamen Kurven und unsere Fahrer haben Erfahrung darin, mit den Bodenwellen und dem Verkehr umzugehen. Besonders Jarno, dessen Sieg hier etwas ganz Besonderes war. Ich freue mich schon." Auch Gascoyne kann sich der Fanszination Monaco nicht entziehen: "Es ist ein einzigartiger Platz. Ich laufe hier gerne herum, da man so erst bemerkt, wie verrückt dieser Ort für Rennautos ist!"

Das Rennen der Mechaniker

Die Verrücktheit, im engen Fürstentum ein Formel-1-Rennen abzuhalten, müssen auch viele Teammitglieder schmerzlich erfahren. Lotus-Teammanager Graham Watson sieht seinen Rennstall aber auch diesbezüglich gut aufgestellt: "Wir haben sehr erfahrene Truckies und Mechaniker, die wissen, wie man hier auf engem Raum im Paddock arbeitet. Das hilft uns dabei, all unsere Deadlines zu erfüllen und beide Autos am Donnerstagmorgen auf die Strecke zu schicken." Auch wenn man nicht so viel Material dabei habe wie die etablierten Teams, "so sind wir dennoch gerüstet und haben einen Verbundstoff- und Fertigungs-Workshop dabei, den wir hoffentlich nicht brauchen werden. Doch in Monaco weiß man ja nie."

"Vielleicht wäre es nicht ganz fair, wenn ich erzähle, wie es Tony Fernandes beim Golf gegangen ist." Heikki Kovalainen

Dem Team sei es jedenfalls zu wünschen, dass man nicht mit arbeitsaufwändigen Zwischenfällen konfrontiert wird, zumal man seit Tagen ununterbrochen unter Strom steht, wie Watson bestätigt: "Unmittelbar nach dem Grand Prix von Spanien mussten wir zusammenpacken und alles rechtzeitig nach Monaco bringen, damit alles bis Dienstagnacht steht." Während die Mechaniker also rackerten, entspannten Teamchef Fernandes und Kovalainen am Golfplatz. Während sich der AirAsia-Boss über den Ausgang in Schweigen hüllt, verrät der Finne: "Vielleicht wäre es nicht ganz fair, wenn ich jetzt erzähle, wie es Tony gegangen ist."