Warum hatte Vettel in Q3 keine Chance mehr?

Sebastian Vettel war im letzten Qualifying um anderthalb Sekunden zu langsam - Ursachenforschung mit Toro-Rosso-Boss Gerhard Berger

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Normalerweise sind die Fronten bei Toro Rosso geklärt: Sebastian Vettel ist vom Speed her die Nummer eins, Sébastien Bourdais eher so etwas wie die ungeliebte Nummer zwei. Heute in Spa-Francorchamps herrschten jedoch umgekehrte Vorzeichen, denn mit Bestzeit in Q1 und einem teaminternen Sieg um 1,368 Sekunden in Q3 stahl Bourdais Vettel klar die Show.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Mehr als Platz zehn war für Sebastian Vettel heute einfach nicht drin

Woran das lag, ist noch unklar, denn über eine Sekunde würde sich der junge Deutsche unter normalen Umständen nicht einmal auf dem 7,004 Kilometer langen Ardennenkurs aufbrummen lassen. Außerdem ging er im Top-10-Finale nur ein- statt zweimal auf die Strecke, schenkte er sich den ersten Run. Und im letzten und entscheidenden Versuch blieb er dann ohne optisch ersichtlichen Schnitzer klar hinter den Erwartungen zurück.#w1#

Vettel und Berger schweigsam

"Es ist Teil unserer Strategie für morgen." Gerhard Berger

Also fragten wir uns, warum er augenscheinlich eine andere Vorgehensweise pflegte als Bourdais. Vettel, knapp: "Da gibt es Experten, die wissen das schon." Auch Toro-Rosso-Boss Gerhard Berger wurde kaum klarer: "Ganz einfach: Es ist Teil unserer Strategie für morgen. Reden wir morgen nach dem Rennen weiter", grinste der Österreicher. Also viel Benzin an Bord, eventuell im Hinblick auf eine Safety-Car-Phase?

Berger wollte solchen strategischen Überlegungen keine Bedeutung beimessen: "Man kann für das Rennen nicht mehr wahnsinnig viel machen. Man sitzt jetzt hier und uns sind die Hände gebunden", sagte er. Vielmehr habe Vettel möglicherweise schwammige Aussagen getätigt, um von einem Problem abzulenken: "Er hat versucht, das sehr geschickt und sehr politisch zu beschreiben", gab Berger zu Protokoll.

Und weiter: "Fakt ist, dass er im ersten Sektor Schwierigkeiten hatte, seine Zeiten zu fahren. Da geht es nur geradeaus. Vielleicht war das Auto falsch eingestellt oder vielleicht hatte er zu wenig Motorleistung. Das müssen wir uns jetzt genau ansehen. Im zweiten Sektor, wo es wirklich um die Kurven geht, war er voll dabei. Ich glaube, er war von der Abstimmung oder von der Technik her nicht ideal bedient."

Zu wenig Topspeed bei Kemmel?

"Hier steht man lange auf dem Gas und fährt geradeaus." Sebastian Vettel

Diese Variante bestätigte dann auch der Betroffene selbst: "Hier steht man lange auf dem Gas und fährt geradeaus. Wenn da etwas nicht passt, verliert man viel Zeit. Ich weiß nicht, ob Sébastien immer einen perfekten Windschatten hatte oder nicht. Ich hatte jedenfalls keinen." Ein paar km/h weniger Topspeed können durch den gut 30 Sekunden langen ersten Sektor mit Eau Rouge einen Unterschied von bis zu drei Zehntelsekunden ausmachen.

Wie dem auch sei, zumindest dem zweiten Toro-Rosso-Piloten konnte man diesmal uneingeschränkt Rosen streuen: "Sébastien Bourdais hat bisher das ganze Wochenende gute und starke Leistungen abgegeben. Im Qualifying war er wirklich flott unterwegs", lobte Berger. "Seine letzte Runde war nicht ganz optimal, da wären noch ein paar Zehntel drin gewesen. Aber so geht es immer: Einmal passt es perfekt, einmal nicht so gut. Wir sind zufrieden."