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  • 22.07.2012 00:11

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Waren die Bedingungen im Qualifying zu gefährlich?

Zu viel stehendes Wasser, einige Abflüge und reichlich Gischt: Hätte die Rennleitung das Qualifying der Formel 1 in Hockenheim abbrechen müssen?

(Motorsport-Total.com/Sky) - "Man sieht fast nichts." Das war ein Satz, den die Renningenieure in der Qualifikation zum Großen Preis von Deutschland sehr oft zu hören bekamen. Denn während des Zeittrainings hatte der Himmel über Hockenheim wieder einmal seine Schleusen geöffnet. Das Ergebnis war eine sehr schlüpfrige Rennbahn, die den Piloten zu schaffen machte. Manche sprachen von grenzwertigen Bedingungen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg sorgt für Gischt: Die Sicht war im Qualifying teilweise sehr schlecht

Hätte die Rennleitung die Qualifikation besser abgebrochen, um kein unnötiges Risiko einzugehen? Sie tat es nicht - und hatte vermutlich ihre Gründe dafür. Der frühere Formel-1-Pilot Adrian Sutil, in Hockenheim nur Zaungast, kann dies verstehen. "Ich glaube, es war die richtige Entscheidung", sagt der Deutsche, merkt aber an, dass es auf der Strecke durchaus nicht sehr übersichtlich zuging.

Vor allem die Gischt sorgte für haarige Szenen im und um das Motodrom. Und auf der Parabolica-Kurve regierte für geraume Zeit das Aquaplaning. "Man sieht es am Beispiel von Nico Hülkenberg, der das Auto auf seiner Aufwärmrunde sofort verloren hat", meint Sutil. "Es gab Bäche auf der Piste. Dann ist man weg, denn bei so hohen Geschwindigkeiten ist so etwas gefährlich", erklärt der Formel-1-Pilot.

Die Situation habe sich aber unmittelbar nach dem Hülkenberg-Zwischenfall wieder gebessert. Ganz begeistert waren die Fahrer nach der Qualifikation jedoch nicht. "Es war kein Spaß, so viel ist sicher", sagt beispielsweise Fernando Alonso (Ferrari), der sich in Hockenheim die Pole-Position gesichert hat. "Es war nicht einfach, doch da saßen wir alle im selben Boot", hält der Ex-Weltmeister fest.


Fotos: Großer Preis von Deutschland


"Du wartest fünf oder sieben Minuten in der Garage und schon hast du ganz andere Gripverhältnisse. Und an Stellen, wo du es nicht erwartest, hast du stehendes Wasser. Du versuchst daher schon auf deiner Aufwärmrunde, dir einzuprägen, wo das Wasser ist und wie sehr du Druck machen kannst. Es geht darum, den Grip für das Auto auszuloten", erklärt Alonso. Klingt sehr einfach, ist es aber nicht.

Der Ferrari-Pilot weiter: "Wenn du deine schnelle Runde beginnst, fährst du trotzdem von einer Überraschung in die nächste. Überall ist es knifflig. Hier war das vor allem in Kurve sechs der Fall, denn dort gab es Aquaplaning." Siehe Hülkenberg. Er habe zwar ein gutes Ergebnis erzielt, meint Alonso, habe angesichts der Wetterverhältnisse aber "keinen Spaß" in Hockenheim gehabt.

Sebastian Vettel (Red Bull) erläutert aus der Cockpitperspektive, weshalb der Spaßfaktor im Regen etwas geringer ist: "Du siehst halt nicht, wie die Strecke verläuft. Du kennst natürlich das Layout und brauchst keine Karte, um herauszufinden, wo du gerade bist. Du siehst aber halt nur das kleine Bisschen vor deinem Auto", sagt der zweimalige Weltmeister. "Und überall gibt es kleine Bäche."

"Wenn das Auto in Aquaplaning gerät, bist du eh nur noch ein Passagier. Da gibt es nicht viel, was du machen kannst", meint Vettel. Die Gischt sei ein weiteres großes Problem: "Je näher du einem anderen Auto gelangst, umso schlimmer wird es. Selbst wenn du im Abstand von vier, fünf Sekunden auf einer Gerade folgst. Bist du aber der erste auf der Strecke, ist es kein so großes Problem."

"Du musst dann allerdings trotzdem noch um die Pfützen und Bäche herumfahren. Zumindest siehst du dann aber, wohin du fährst, wenn kein anderes Auto vor dir ist", sagt Vettel und fügt hinzu: "Es ist am Limit, doch auch in diesen Bedingungen musst du dein Bestes geben. Alle anderen machen viel Druck. Du hast einfach keine Wahl. Das ist nicht gerade das schönste Gefühl, aber so ist es halt."