• 18.10.2001 15:28

VW gibt "Boxenludern" in der Formel 1 keine Chance

Verzweifelt versuchen die VW-Sprecher, die anhaltenden Gerüchte um einem Formel-1-Einstieg im Keim zu ersticken

(Motorsport-Total.com/dpa) - Formel-1-Boxenluder haben auch künftig keine Chance auf einen Auftritt bei VW: Die Wolfsburger dementieren im Wochenrhythmus Berichte über vermeintliche Pläne für einen Einstieg in die Königsklasse des Motorsports. "Würde man die verschiedenen Gerüchte miteinander kombinieren, dann machen wir einen eigenen Rennstall mit Giancarlo Fisichella als Fahrer auf, halten außerdem über Lamborghini Minardi am Leben und liefern auch noch Motoren an Jordan", stöhnte am Donnerstag ein VW-Sprecher: "Aber es ist nichts dran."

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Neue Nahrung bekamen die regelmäßig auftauchenden Spekulationen durch die Nominierung von Bernd Pischetsrieder zum künftigen VW-Chef. "Jeder weiß, dass ich ein eingefleischter Formel-1-Fan bin", zitierte jüngst der 'Stern' den Bayern, der als BMW-Vorstandsvorsitzender den Einstieg der Münchner Edelmarke in die Königsklasse vorbereitet hatte. Doch derselbe Pischetsrieder hatte im Frühsommer zum Formel-1-Einstieg gesagt: "Das werden wir bestimmt nicht tun. Man muss wissen, dass auch derjenige, der auf Platz 16 ankommt, zunächst einmal mindestens eine halbe Milliarde Mark aufbringen muss, um überhaupt wettbewerbsfähig mitfahren zu können."

Außerdem sitzt bei VW immer noch der zwar Auto- aber nicht Formel-1-besessene Ferdinand Piech am Steuer. Der sagte im Sommer: "Die Formel 1 ist zu weit weg von der Serie. Man profitiert kaum davon. Und wer nicht einen der beiden Schumacher als Fahrer hat, hat sowieso schon verloren. Ich habe ein Engagement nicht mehr zu entscheiden, aber ich werde schon darauf achten, dass sich die gute Rendite nicht in der Formel 1 in Rauch auflöst." Zwar scheidet der Porsche-Enkel Piech im Frühjahr 2002 als VW-Vorstandsvorsitzender aus, er wird aber als Aufsichtsratschef weiter maßgeblich wichtige Entscheidungen beeinflussen. Als einer der Porsche-Haupteigner hat er dort teuren Formel-1-Plänen einen Riegel vorgeschoben.

Nicht zu unterschätzen ist bei Volkswagen außerdem die Rolle der Arbeitnehmer, die gemeinsam mit dem Hauptaktionär Land Niedersachsen im Aufsichtsrat die Mehrheit halten. "Schnapsidee", nannte Betriebsrats-Chef Klaus Volkert jüngst einen F1-Einstieg. Pischetsrieder sei auch als Angler bekannt. "Aber deshalb steigt VW doch nicht in die Fischerei ein", höhnte der einflussreiche Funktionär. Volkert müsste sein Ja zu einem VW-Einstieg in die Königsklasse vor mehr als 100.000 deutschen VW-Mitarbeitern rechtfertigen, die Milliardeninvestitionen lieber zur Sicherung ihrer Arbeitsplätze sähen als in schnelle Autos, die im Kreis fahren.

Zwar wird neben VW auch die sportlich sehr erfolgreiche Tochter Audi immer wieder ins Spiel gebracht. Doch auch dort ist man skeptisch: "Die Formel 1 ist nach wie vor kein Thema. Das wäre für Audi nicht der richtige Weg", betonte Entwicklungschef Werner Mischke im Juni.

Die Antriebsmotoren für die Gerüchte müssen also nicht bei VW, sondern eher in der Formel 1 gesucht werden. Und dafür gibt es Gründe. "Ecclestone laufen die finanzkräftigen Sponsoren weg", heißt es bei Kennern der Szene. In einer wirtschaftlich schwierigeren Situation wie derzeit überlegten sich viele ein weiteres kostenspieliges Engagement. "Da macht sich manche Braut schön für einen reichen Bräutigam", sagte auch VW-Markensprecher Stephan Grühsem. "Aber keiner hat den Bräutigam gefragt, ob er überhaupt heiraten will."