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  • 17.10.2001 17:54

Betriebsrat ist gegen Formel-1-Einstieg von VW

Der VW-Betriebsrat hat sich gegen Formel-1-Pläne des designierten Vorstandchefs Pischetsrieder ausgesprochen

(Motorsport-Total.com/sid) - Volkswagen plant offenbar im Rekordtempo als dritter deutscher Hersteller den Einstieg in die Formel 1. Wie das Münchner Magazin 'Focus Money' in seiner neuesten Ausgabe berichtet, soll der designierte VW-Chef Bernd Pischetsrieder in England bereits Gespräche mit Teamchef Eddie Jordan geführt haben, dessen Rennstall die Wolfsburger angeblich künftig mit Motoren beliefern wollen. Jordan fuhr 2001 ebenso wie das BAR-Team mit Honda-Motoren. Ab der kommenden Saison wollen die Japaner allerdings nur noch BAR kostenlos ihre Aggregate zur Verfügung stellen, Jordan dagegen zur Kasse bitten.

Titel-Bild zur News: Takuma Sato

Ist das Jordan-Team ein möglicher Partner für Motorenhersteller VW?

Für VW wäre das die Chance, den seit einiger Zeit diskutierten Formel-1-Einstieg relativ kurzfristig zu vollziehen. Nach dem noch bis zum Jahr 2007 geltenden Reglement sind nur zwölf Teams zur WM zugelassen, den letzten freien Platz besetzt ab dem kommenden Jahr Toyota. Damit könnte VW in den nächsten sechs Jahren ohnehin nicht mit einem komplett eigenen Auto, sondern nur als Motorenlieferant eines etablierten Teams in die Formel 1 aufsteigen. Die Wolfsburger wären nach Mercedes (McLaren) und BMW (Williams) der dritte deutsche Hersteller in der Formel 1.

Bernd Pischetsrieder, der im April 2002 das Steuer bei Volkswagen von Ferdinand Piech übernimmt, gilt als ausgesprochener Formel-1-Freund. Der 53-Jährige forcierte als Vorstandsvorsitzender von BMW die Rückkehr der Münchner in die Königsklasse, ehe er im Februar 1999 wegen des finanziellen Debakels mit Rover seinen Hut nahm. Ferdinand Piech hatte in seiner achtjährigen Amtszeit als VW-Chef zuvor stets betont, in Wolfsburg habe man wichtigere Aufgabe zu bewältigen, als über die Formel 1 nachzudenken. Pischetsrieder hatte dagegen bereits unmittelbar nach seiner Wahl am 7. September keinen Zweifel an seiner Gesinnung gelassen.

"Jeder weiß, dass ich ein eingefleischter Formel-1-Fan bin", sagte er dem Hamburger Magazin 'Stern'. Einen kurzfristigen Einstieg hielt Pischetsrieder allerdings damals noch für unmöglich, obwohl in Wolfsburg angeblich bereits ein fast fertiger Formel-1-Motor auf dem Prüfstand läuft: "Wenn wir jetzt beschließen würden, dass wir in die Formel 1 gehen, wäre es frühestens in drei bis vier Jahren so weit."

Der VW-Betriebsrat, der als einer der einflussreichsten in Deutschland gilt, hat bereits sein Veto eingelegt. "Im Moment können wir uns das wirklich nicht vorstellen", sagte dessen Vorsitzender Klaus Volkert: "Dass Herr Pischetsrieder ein Formel-1-Freund ist, heißt doch noch lange nicht, dass VW in die Formel 1 muss. Er geht ja angeblich auch gerne angeln, aber deshalb werden wir in Zukunft kein Fischfutter verkaufen."