• 04.12.2023 14:22

  • von Paul Reis, Co-Autoren: Stefan Ehlen, Alex Kalinauckas

Vorbild Las Vegas: Kommt 2024 eine neue Reifenkonstruktion?

Pirellis Formel-1-Chef Mario Isola spricht über die Lehren nach dem Grand Prix in Las Vegas und erklärt, worauf es bei der Reifenentwicklung ankommt

(Motorsport-Total.com) - Kaum ist die Formel-1-Saison 2023 beendet, da befinden sich die Teams und auch Pirelli schon wieder mitten im Entwicklungsprozess für das kommende Jahr.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Pirelli-Reifen mit der üblichen Kennzeichnung für Soft, Medium und Hard Zoom

Für den Reifenhersteller war in der vergangenen Saison besonders der Grand Prix in Las Vegas aufschlussreich. Dort haben die Fahrer einige Zeit gebraucht, bis sie die Reifen auf das optimale Betriebsfenster erwärmen konnten, danach war es ihnen aber möglich, länger zu pushen ohne besondere Rücksicht auf den Reifen nehmen zu müssen.

Dass Pirelli über einen möglichen neuen Reifen, der diese Eigenschaften im kommenden Jahr bei allen Rennen aufweisen könnte, nachgedacht hat, bestätigt Pirellis Formel-1-Chef Mario Isola: "Ja, wir haben darüber diskutiert, aber wir brauchen noch mehr Zeit, um uns das gründlicher anzuschauen."

"Die Strategie der Teams spielt dabei eine wichtige Rolle, denn wenn wir den Grad des Reifenabbaus zu sehr anpassen, riskieren wir, dass nächstes Jahr alle die gleiche Einstopp-Strategie fahren werden."

"Außerdem haben die Autos hinten im Verkehr mehr Probleme, den Reifen nicht zu überhitzen, als die Jungs, die vorne freie Fahrt haben. Wir müssen also sehr vorsichtig sein, wenn wir diese Balance anpassen wollen."

Unsicherheitsfaktor Fahrzeugperformance

Ein weiterer Faktor, der für die Reifenentwicklung eine Rolle spielt, ist die erwartete Performance-Steigerung der Teams im kommenden Jahr: "Das Problem ist, man muss diese Entwicklung antizipieren. Wir bekommen zwar sehr detaillierte Daten von den Teams, es bleiben letztendlich aber Vermutungen", meint Isola.

"Auch zu Beginn der abgelaufenen Saison mussten wir die Konstruktion aufgrund der Simulationen der Teams anpassen, weil wir erst dann eine ungefähre Vorstellung von der Performance am Ende des Jahres bekommen haben."

Um einen sicheren und funktionierenden Reifen zu gewährleisten, absolvieren die Teams über das ganze Jahr verteilt Testfahrten für Pirelli. Laut McLaren-Teamchef Andrea Stella ist die Entwicklung eines Formel-1-Reifens sehr komplex: "Es ist eine interessante technische Frage."

Mick Schumacher (Mercedes W14) beim Pirelli-Reifentest in Barcelona

Mick Schumacher (Mercedes W14) beim Pirelli-Reifentest in Barcelona Zoom

"Wir hatten in diesem Jahr einige Sessions mit extremen äußeren Bedingungen und dann muss man natürlich überlegen, wie weit man vor allem in Sachen Reifendrücken gehen kann, um den Reifen zu schützen."

"In Las Vegas waren die Reifendrücke zum Beispiel sehr, sehr hoch, einige Fahrer dürften während der Fahrt an die zwei bar herangekommen sein", erklärt Stella. Denn üblich sind eher ein bar oder etwas mehr.

Einzigartige Reifenbelastung in der Formel 1

Zwei bar sind für Formel-1-Verhältnisse ein kritischer Wert, denn zu viel Reifendruck führt zu weniger Grip und einer höheren Belastung der Reifenflanke, was zu Reifenplatzern führen kann.

Aus diesem Grund würde Stella die Reifen gerne noch ausführlicher testen: "Ich habe volles Vertrauen in Pirelli. Wenn sie glauben, wir müssen einschreiten, um die Reifenkonstruktion der Fahrzeugperformance anzupassen, dann werden sie das tun. Wenn es um Sicherheitsfragen geht, können sie den Reifen von einem Rennen zum nächsten verändern."

"Wir testen zwar viel für Pirelli, wir hatten 35 Testtage in diesem Jahr, doch ich denke, wir sollten trotzdem die Anzahl der Testtage erhöhen. Diese Reifen müssen einfach eine hohe Spannweite abdecken, unter welchen äußeren Bedingungen sie funktionieren. Gleichzeitig sind diese Autos extrem schwer und das Gewicht, das auf die Reifen wirkt, ist gewaltig. Etwas Vergleichbares gibt es nicht."

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