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Vom Einfrieren, Kontrollieren und Sparen
BMW Motorsport Direktor Mario Theissen und BMW Sauber F1 Team Pilot Nick Heidfeld philosophieren über die Änderungen am Formel-1-Reglement
(Motorsport-Total.com) - Änderungen am Reglement sind für die Formel-1-Teams, -Fahrer und -Fans nichts Neues - im Hinblick auf das kommende Jahr gibt es erneut einschneidende Neuerungen. So wird die Entwicklung der Motoren langfristig "eingefroren", mit Bridgestone gibt es nur noch einen Reifenhersteller (was allerdings erst 2008 durch das Reglement vorgegeben ist) und es gibt einen neuen Ablauf des Grand-Prix-Freitags.

© xpb.cc
Die Formel 1 muss sich wieder einmal mit einem neuen Reglement beschäftigen
BMW Motorsport Direktor Mario Theissen erklärt in einem Interview mit dem 'emagazine', dass man Maßnahmen zur Kostensenkung prinzipiell unterstützt: "Und auf der Motorenseite sind bisher überproportional hohe Kosten angefallen."#w1#
Ein Kompromiss, mit dem Theissen gut leben kann
Gleichzeitig jedoch möchte BMW, dass man sich durch die technologische Weiterentwicklung gegenüber der Konkurrenz weiterhin einen Vorteil erarbeiten kann: "Mit dem jetzigen Kompromiss können wir gut leben. Der Grundmotor - also alles, was innerhalb von Zylinderkopf und Kurbelgehäuse liegt - wird Mitte Dezember homologiert und dann für mehrere Jahre verwendet. Dagegen wird das Umfeld des Motors, also Sauganlage, Auspuffanlage, Einspritzung, nach wie vor zugänglich sein."
Auf diesen Gebieten könne man auch in Zukunft Entwicklungsarbeit betreiben: "Daneben gibt es auch noch die Überlegung, Komponenten zur Energierückgewinnung hinzuzufügen, was eine sehr interessante technische Herausforderung wäre. Es ist noch nicht im Detail beschlossen. Insofern ist also auch auf der Antriebsseite noch eine Menge Spielraum vorhanden."
Theissen begrüßt Reifenmonopol
Die Einführung des Reifenmonopols kann Theissen ebenfalls begrüßen: "Grundsätzlich bin ich ein Befürworter von Konkurrenz und technologischer Freiheit. Aber die Reifen haben in den letzten Jahren das ganze Paket derart dominiert, dass andere Komponenten wie die Fahrerleistung, die Aerodynamik oder der Motor praktisch nicht mehr zu sehen waren."
"Das war nicht mehr gesund, insbesondere deshalb, weil sich diese Reifenperformance je nach Wetterbedingungen schlagartig geändert hat. Da haben sich Situationen ergeben, wo ein Fahrer, dessen Reifen eben gerade funktionierten, wie der Held aussah, und der andere, der im falschen Temperaturfenster unterwegs war, wie der Versager dastand."
"Deswegen begrüße ich diese Standardreifen, mit denen wir im nächsten Jahr fahren", so der 54-Jährige weiter. "Es wird immer noch genügend Spielraum bieten, mit dem Reifen zu experimentieren - sprich bei der Fahrzeugabstimmung auf den Reifen."
Heidfeld ist prinzipiell für mehr Wettbewerb
BMW Sauber F1 Team Pilot Nick Heidfeld hat ein gespaltenes Verhältnis zu den Reglement-Änderungen: "In meinen Augen benötigt man in der Formel 1 Wettbewerb. Ich mag auch nicht, dass sie die Motoren einfrieren. Auf der einen Seite möchte man auch auf dem Reifen-Sektor Wettbewerb haben, auf der anderen Seite hat es die ganzen letzten Jahre Diskussionen darüber gegeben, wer den besseren Reifen hat. Das ist etwas schwierig."
"Quick Nick" hofft auf Slicks
Der Deutsche hofft, dass die Formel 1 im Jahre 2008 wie geplant auf Reifen ohne Rillen zurückkehren wird: "Ich verstehe nicht, warum wir auf Rillenreifen fahren. Die Absicht dahinter war es gewesen, die Geschwindigkeit der Autos zu senken, um die Sicherheit zu erhöhen. Doch dies tun Rillenreifen überhaupt nicht."
"Den größten Unterschied machen die Rillenreifen im langsamen Kurven aus, denn dort benötigt man die Haftung von den Reifen. Doch langsame Kurven sind nicht gefährlich. Im schnellen Kurven ist der Unterschied relativ gering, denn dort ist die Aerodynamik wichtig. Wenn man sich dreht, dann reißt die Wirkung der Aerodynamik ab."
"In diesem Fall würden Slicks helfen, da sie das Auto besser abbremsen würden. Rillenreifen verleihen dir in dieser Situation weniger Haftung. Ich verstehe einfach nicht, warum wir auf Rillenreifen fahren. Ich denke auch, dass Slicks wieder mehr Überholmanöver ermöglichen würden. Auch optisch wäre dies sinnvoll, wir befinden uns ja schließlich in der Formel 1."
Restriktionen dürfen nicht zu weit gehen
Frage an den 29-Jährigen: Ist die Formel 1 bald nicht mehr die "Königsklasse des Motorsports"? "Im Hinblick auf die Reifen, ja. Auf der anderen Seite wurde schon immer abgerüstet, seitdem es die Formel 1 gibt. Wäre dies nicht der Fall gewesen, dann wären die Autos in der heutigen Zeit unfahrbar. Es muss aus diesem Grund solcher Restriktionen geben."
"Aber es gibt unterschiedliche Ansichten und meiner Meinung nach ist man bei den Reifen und den Motoren zu weit gegangen. Beim Motor haben sie erneut versucht, die Kosten zu reduzieren, was hoffentlich funktionieren wird. Aber für gewöhnlich funktioniert das nicht, denn wenn es Geld gibt, dann wird es irgendwo anders ausgegeben."
Traktionskontrolle adieu?
Gleichzeitig empfindet es Heidfeld als schade, dass es auf dem Gebiet der Elektronik nicht etwas "altmodischer" zugeht, es Formel-1-Neulinge so leichter haben, schnell auf das Niveau ihrer erfahreneren Kollegen zu kommen: "Ich denke, dass es aufgrund der ganzen Systeme wie zum Beispiel der Traktionskontrolle etwas leichter ist."
"Aber extrem schnell zu sein und die letzten Zehntel zu finden wird immer schwierig sein. Schnell zu fahren ist nicht sehr schwierig, aber wirklich schnell zu sein schaffen lediglich die sehr guten Fahrer. Das hat man vor ein paar Jahren gesehen, als die Traktionskontrolle eingeführt wurde. Da dachte ich, dass die Fahrer deutlich enger zusammen liegen werden, aber jene Piloten, die zuvor vorne lagen, lagen auch mit der Traktionskontrolle vorne."
"Aber ich freue mich darauf, dass diese ganzen Systeme verschwinden", hofft Heidfeld darauf, dass die Fahrhilfen mit Einführung einer Standard-Kontrolleinheit 2008 tatsächlich verbannt werden. "Vor allem im Regen wird dies unglaublich sein. Im Regen wird man große Unterschiede sehen. Ohne diese Systeme wird es mit Sicherheit auch mehr Überholmanöver geben."
Heidfeld freut sich auf den "neuen Freitag"
"Mit Sicherheit" werde der veränderte Freitags-Modus für mehr Aktion auf der Strecke sorgen - dies ist eine Änderung, die "Quick Nick" begrüßt: "Die Einheiten sind deutlich länger, wir haben mehr Reifen zur Verfügung stehen, wir können die Motoren frei verwenden. Ich denke, dass dies auch für die Zuschauer eine positive Änderung ist, denn wir werden die uns zur Verfügung stehende Zeit komplett nutzen. Es wird reger Fahrbetrieb auf der Strecke herrschen."

