Villeneuve kritisiert F1-Piloten: "Fühlen sich wie im Videospiel"

Zu wenig Respekt, zu viel Technik: Jacques Villeneuve holt zum Rundumschlag gegen die Formel 1 von heute aus und kritisiert Fahrer wie auch FIA scharf

(Motorsport-Total.com) - Mit seiner Meinung über die Piloten des aktuellen Formel-1-Fahrerfeldes hält Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve für gewöhnlich nicht hinterm Berg und spart dabei auch nicht an Kritik. Bei der Autosport International 2017, die am Sonntag in Birmingham zu Ende ging, prangerte der Kanadier an, dass es vielen Formel-1-Fahrern von heute an Respekt mangele, und machte dafür vor allem die gestiegene Sicherheit verantwortlich.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Baustelle Formel 1: Jacques Villeneuve würde eine ganze Menge ändern Zoom

Als etwa sein Vater Gilles Villeneuve in der Formel 1 fuhr, seien die Autos noch deutlich gefährlicher gewesen. "Es war schwer zu überholen. Aber es gab viel mehr Respekt zwischen den Fahrern", findet der Weltmeister von 1997 und spielt auf einige fragwürdige Manöver der vergangenen Saison an: "Damals hast du keinen einzigen Fahrer gesehen, der auf der Geraden einfach so die Spur wechselt."

"Ein Fahrer hat auf der Innenseite der Strecke auch nicht angebremst. Er hat die Linie gehalten, außen gebremst und versucht, später zu bremsen. Es war sauber und respektvoll", erinnert sich Villeneuve. Wenn es zu Kollisionen kam, seien diese meist aus Fehlern entstanden. Heutzutage werde das schon fast einkalkuliert. Oftmals gleiche das Renngeschehen einem Computerspiel, gibt er zu bedenken.

Villeneuve kritisiert FIA: Auf Fans gehört und versagt

"Es ist, als ob die Piloten glauben, sie seien in einem Videospiel. Es gibt keinerlei Respekt. Was ist Respekt überhaupt? Es steht noch nicht einmal in deren Wörterbuch", schimpft Villeneuve. Namen nennt der 45-Jährige dabei nicht. Schuld an der Misere sei auch, dass sich die Piloten zu sicher fühlten und derlei Manöver meist ohne Folgen blieben: "Alles ist gut - du kannst gar nicht verletzt werden."

Da helfe es aus seiner Sicht wenig, die Formel 1 durch Regeländerungen wie das DRS wieder spannender machen zu wollen. Zwar habe man so auf die Beschwerden der Fans reagiert, im Rückblick aber alles nur verschlimmert, findet Villeneuve. So sei die Zahl der Überholvorgänge angestiegen, aber ihre Qualität habe gelitten: "Nennen Sie mir einen Überholvorgang, an den Sie sich seit Einführung des DRS erinnern. Es gibt keinen!"

Es sei, als ob sich Autos auf einer Schnellstraße überholen, mit Rennsport habe das wenig zu tun. Villeneuve zieht einen Vergleich zu Motorrad-Rennen: "Dort braucht ein Fahrer manchmal zehn Runden, um zu überholen, aber in diesen Runden sieht man, welche Arbeit und Kraft er aufwenden muss." Eben genau das mache Rennen zu Rennen. "Mit DRS heißt es: 'Ok, bloß kein Risiko eingehen, einfach einen Kopf drücken.'"


Fotostrecke: Die zehn denkwürdigsten F1-Regeländerungen

Dabei gehe der eigentliche Zweck verloren. Dazu geführt hat laut Villeneuve eine übertriebene Technologisierung der Formel 1 - undurchsichtig für Fans und zum Teil sogar Fahrer selbst. "Nehmen wir den Motor, das ist wunderschöne Technologie, aber für Ingenieure - nicht für die Formel 1. Es bringt rein gar nichts. Also hört auf damit, es gehört nicht hier her. Es ist verrückte Ingenieurstechnik", appelliert er an die Verantwortlichen.