• 28.09.2003 11:40

Villeneuve: "Ich hatte noch nie so wenig Spaß"

Bei BAR gibt es keinen Platz mehr für Jacques Villeneuve ? da träumt der Kanadier sicherheitshalber schon einmal von Le Mans

(Motorsport-Total.com/sid) - Er war Weltmeister, Publikumsliebling und einst großer Gegenspieler von Michael Schumacher, doch jetzt steht Paradiesvogel Jacques Villeneuve vor seinem unfreiwilligen Abflug aus der Formel 1. In der Königsklasse scheint in der nächsten Saison für den Kanadier kein Platz mehr zu sein, wenn sein BAR-Team den 32 Jahre alten Großverdiener durch den Japaner Takuma Sato ersetzt.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve hat nur noch wenig Freude an der Formel 1

"Früher war man froh, Fahrer zu haben, die etwas erreicht, einen Namen und ein Image haben. Aber im Moment scheint es umso schwieriger zu sein, in der Formel 1 zu bleiben, je größer dein Name und dein Image sind", meint Villeneuve und fügt trotzig hinzu: "Ich bin noch nicht bereit, aufzuhören."

Eventuell ergibt sich für den 32-Jährigen aber noch eine ganz neue Perspektive. Einigen Gerüchten zufolge könnte er als Nachfolger von Juan-Pablo Montoya, wenn der 2004 oder 2005 zu McLaren-Mercedes wechselt, zu BMW-Williams zurückkehren. Einige Leute würden überrascht sein, wenn das Team seine Fahrerpaarung für 2004 bekannt gebe, meinte Teamchef Frank Williams unlängst in einem Interview.

Gerüchte und Spekulationen über seine Zukunft stören Villeneuve nicht: "Man kann nicht dagegen ankämpfen, sondern muss sie zu seinem Vorteil nutzen. Gerüchte sind spaßig, es wird sie immer geben, denn die Leute müssen ihren Spaß haben. Es ist wichtig, die Gerüchte zu kennen, dann kann man den Ball zurückspielen."

Unmittelbar nach dem WM-Titel 1997 hatte für den früheren Sieger der 500 Meilen von Indianapolis und Champion der US-Cart-Serie der sportliche Absturz begonnen. Nach einem schwachen Jahr mit Williams wechselte der elfmalige GP-Sieger zum neu gegründeten BAR-Team seines Freundes und Managers Craig Pollock. Doch bis heute schaffte der Rennstall nicht den Durchbruch.

Deshalb hat Villeneuve die Nase voll, zumal ihn Teamchef David Richards, der Pollock vor zwei Jahren angelöst hat, zappeln lässt und lieber auf jüngere Fahrer setzen will. "Es hört sich so an, als würde ich betteln, um ihm Team zu bleiben. Es stimmt, dass das Team im Moment schaut, ob ich noch der richtige Fahrer bin. Aber andererseits schaue ich auch, ob es noch das richtige Team für mich ist", meint der Kanadier, der sich nicht verbiegen lassen will.

"Wenn ich schlecht fahren würde, aufgegeben hätte, wäre die Situation schwer für mich", sagt Villeneuve, für den die "letzten paar Jahre höchst unerfreulich" waren: "Ich habe nie so hart gearbeitet und hatte aber auch nie so wenig Spaß wie in den letzten beiden Jahren", schimpft der Sohn des legendären Ferrari-Piloten Gilles Villeneuve.

Aber selbst mit dem Abschied aus der Königsklasse könnte er sich arrangieren. "Ich habe meinen Kindheits-Traum verwirklicht und bin Formel-1-Weltmeister geworden. Ich habe in Indy gewonnen. Wenn ich aufhören müsste, würde ich mich nicht selbst bemitleiden", sagt Villeneuve, der aber schon noch Träume hat.

"In Le Mans zu fahren, würde sicher Spaß machen", sagt der Kanadier: "Denn bisher hat noch niemand die Cart-Serie, die Indy 500, die Formel-1-WM und Le Mans gewonnen. Aber im Moment fällt es mir schon schwer, mir vorzustellen, irgendwo anders zu fahren als in der Formel 1. Aber wenn es keinen Platz mehr für mich gibt, muss ich möglicherweise umdenken. Vielleicht würde mich dann etwas anderes reizen."