Villeneuve: "Ich habe mir meinen Kindheitstraum erfüllt"
Der Kanadier gibt im Kreuzverhör interessante Antworten zu seiner Zukunft im Motorsport und erklärt warum er BAR treu blieb
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Bist du im Moment mit deiner fahrerischen Leistung zufrieden?"
Jacques Villeneuve: "Ja, definitiv. Ich bin ziemlich zufrieden und habe kein Problem damit. Es wäre schwieriger, wenn ich schlecht gefahren wäre oder aufgegeben hätte. Dann würde ich nicht mit mir selbst zufrieden sein. Aber bisher ist alles was auf der Rennstrecke passiert ist außerhalb meiner Kontrolle und meiner Hände gewesen."

© BAR
Villeneuve ist noch nicht Formel-1-müde und nach wie vor motiviert
Frage: "Auf diese fünf oder sechs Jahre zurückzublicken, in denen dir die Dinge aus der Hand gelaufen sind, muss schrecklich sein?"
Villeneuve: "Nun ja, wenngleich die Ergebnisse nicht sehr gut waren, so gab es doch auch ein paar Podiumsplätze und wir hatten auch das Gefühl etwas erreicht zu haben. Wir haben auf jeden Fall eine gute Zeit dabei gehabt. Wir haben auch alle in die gleiche Richtung gearbeitet und das war es wert. Es ist nur so, dass die letzten Jahre so gar nicht erfreulich waren."
Frage: "Wenn du zurückblickst auf den Zeitpunkt an dem du die Entscheidung getroffen hast zu BAR zu gehen, bedauerst du es dann jetzt im Nachhinein nicht?"
Villeneuve: "Nein, denn die Entscheidung den ersten Vertrag zu unterschreiben war wirklich leicht. Es war nur ein großes Risiko, doch die Leute können sicherlich verstehen, dass es Spaß gemacht hat dieses Risiko einzugehen, um zu sehen was passiert. Das zweite Mal scheint etwas schwieriger nachvollziehbar zu sein. Ich war bereit bei einem anderen Team zu unterschreiben, doch Honda bat mich zu bleiben. Ich dachte damals, dass es eine gute Sache ist, wenn sie bereit sind sich so ins Zeug zu legen und blieb."
Frage: "Wie bekämpftst du die Gerüchte um deine Person?"
Villeneuve: "Gar nicht. Man versucht sie einfach zum eigenen Vorteil zu nutzen. Gerüchte sind doch eine spaßige Sache. Es wird sie immer geben und die Leute brauchen einfach ein wenig Spaß. Es ist natürlich wichtig die Gerüchte zu kennen, sodass man weiß was passiert, was die Leute denken oder warum sie es denken. Dann muss man nämlich nur den Ball zurückwerfen und damit beginnen das Spiel mitzuspielen. Es ist kein Spiel das ich gerne spiele, doch eines das sehr wichtig ist."
Frage: "Und warum ignorierst du sie nicht einfach?"
Villeneuve: "Weil die Presse, die Fans, die Sponsoren und die Leute die deinen Vertrag unterschreiben sie auch nicht ignorieren. Deshalb kann man es sich selbst auch nicht leisten das zu tun. Man muss wissen was los ist."
Frage: "Liegt deine Zukunft nach wie vor in der Formel 1?"
Villeneuve: "Genau daran arbeite ich im Moment, doch es gibt zwei Dinge die gegenwärtig von Bedeutung sind. Eins davon ist, dass man um Siege kämpfen können kann, was man nicht immer erreichen kann und was manchmal einfach nicht möglich ist. Das andere ist, dass man genießt was man macht, also in einer Umgebung arbeitet in der man das Gefühl hat alle würden in die gleiche Richtung und für das gleiche Ziel arbeiten."
Frage: "Ist es dir nach deiner steilen Karriere zwischen 1994 und 1997 je in den Sinn gekommen, dass es genauso wie es aufwärts gegangen ist abwärts gehen kann?"
Villeneuve: "Ich wusste, dass das jedem passieren kann, doch ich bin grundsätzlich eine positiv denkende Person und habe das nie in Betracht gezogen. Allerdings ist das Leben nun einmal so. Man macht sich doch selbst etwas vor, wenn man denkt, dass man ganz oben ist und für immer dort bleiben wird. Wenn man ganz oben ist, dann hat man das erreicht was alle schaffen wollen. Von dort wieder herunterzufallen ist ziemlich leicht."
Frage: "Glaubst du, dass du besser als je zuvor fährst?"
Villeneuve: "Ja, allerdings kommt das nicht rüber weil es dieses Jahr nicht viele Ergebnisse gegeben hat. Die Erfahrung hat mir beim Fahren geholfen. Ich mache mir über diese Sache auch keinerlei Sorgen, doch man benötigt nun einmal ein Auto mit dem man etwas erreichen kann."
Frage: "Inwiefern hat sich deine Einstellung anderen gegenüber seit 1996 nicht verändert?"
Villeneuve: "Nun, wenn ich etwas nicht mag, dann sage ich das auch. Aber die Menschen bevorzugen es, dass man ihnen etwas vormacht, selbst wenn es nicht die Wahrheit ist. Es gibt ihnen einfach ein besseres Gefühl. Eine Münze hat aber zwei Seiten und ich habe auch Respekt für meine Einstellung erfahren. Es wird nur als negative Sache genutzt wenn jemand nicht mit mir arbeiten möchte. Darüber wie viel ich arbeite hat es aber nie eine Beschwerde gegeben. Wenn ich etwas mache das gut vorbereitet und organisiert ist, dann tue ich das auch so gut ich das kann - in positiver Hinsicht."
Frage: "Befindest du dich jetzt in einer Situation in der es darum geht ein dich zufriedenstimmendes Cockpit zu finden oder mit leeren Händen dazustehen?"
Villeneuve: "So denke ich nicht. Ich habe mir meinen Kindheitstraum, der im Gewinn der Formel-1-Meisterschaft bestand, erfüllt. Und ich habe hier auch das Indy 500 gewonnen. Selbst wenn ich zum Ruhestand gezwungen sein sollte, so würde ich am nächsten Tag nicht mit dem Gefühl mich selbst bemitleiden zu müssen aufwachen. Das ist gut, denn ich kann so mit klarem Kopf über alles nachdenken. Ich bin aber absolut noch nicht bereit mich zur Ruhe zu setzen. An Le Mans teilzunehmen wäre eine tolle Sache, einfach weil noch keiner die CART-Meisterschaft, Formel 1, das Indy 500 und Le Mans gewonnen hat. Aber genau jetzt kann ich es mir nur schwer vorstellen irgendwo anders als in der Formel 1 zu fahren. Aber sobald man keine Möglichkeiten mehr besitzt, beginnt man anders zu denken. Vielleicht würde etwas anderes aufregend für mich sein."
Frage: "Einigen Piloten ist es gelungen die Formel 1 zu verlassen und später wieder zurück zu kommen. Wäre das auch bei dir denkbar?"
Villeneuve: "Normalerweise haben sie das getan nachdem sie gewonnen haben, was besser funktioniert! Zu jener Zeit war man aber auch froh darüber Fahrer zu behalten die etwas erreicht hatten, sich einen Namen gemacht hatten und ein Image besaßen. Heute scheint es jedoch so zu sein, dass es schwieriger wird zu bleiben je mehr man einen Namen und ein Image besitzt."

